Witten. Ab Montag dürfen Restaurants wieder öffnen. Aber viele Türen in Witten bleiben noch zu. Das liegt nicht nur an der knappen Vorbereitungszeit.

Mit großer Skepsis schauen die Wittener Gastronomen auf die ab Montag mögliche Öffnung ihrer Lokale. Zu vieles ist noch unklar - und das was schon bekannt ist, bereitet manchem Wirt Sorgen. "Ich fühle mich, als würden wir von der Politik zur Schlachtbank getrieben", sagt Heike Köhler vom Café Möpschen. Sie fürchtet, auf die scharfen Corona-Vorgaben wird das große Gastro-Sterben folgen.

Am Freitag (8.5.) sollen die Vorgaben vom Land kommen. Schon jetzt ist klar: Anderthalb Meter Abstand zwischen den Tischen muss es geben. Das macht Köhler die meisten Sorgen. "Wenn ich nur noch vier Tische habe, das lohnt sich nicht." Lieber würde die ihr Lokal noch vier Wochen ganz geschlossen lassen und dann aber wieder richtig öffnen. "Wir haben doch die gleichen Kosten, die laufen weiter. Das wird ein Minus-Geschäft", sagt sie.

Lokal in Herbede bleibt vorerst geschlossen

Auch André Vordenbäumen vom "André's 1726" winkt ab. "Wir bleiben zu, ich habe bei diesen Vorgaben keine Chance." Er könnte in dem kleinen Fachwerk-Haus noch sechs Tische bewirtschaften. "Da mache ich keinen Gewinn", sagt der Koch. Auch sein zweites Lokal, die Alte Fähre in Bochum, bleibt geschlossen. Ohne die gebuchten Hochzeitsgesellschaften - die bleiben verboten - mache eine Öffnung keinen Sinn. "Nicht für ein paar Tassen Kaffee auf der Terrasse."

Vordenbäumen vermisst ein konkretes Konzept von der Stadt, wie die Wirte die Vorgaben umsetzen sollen. "Die müssen jetzt auf uns zu kommen, Bochum hat das schon getan." Er fürchtet, ohne genaue Vorgaben könnte die Stadt in eine Katastrophe schlittern. "Dann kontrolliert das Ordnungsamt und die Läden sind sofort wieder zu." Das könne und wolle er sich aber nicht leisten. Deswegen warte er lieber erst einmal ab, wie sich die Lage entwickle.

Essen in zwei Schichten möglich

Auch Yusuf Kilinc vom Café Jané bleibt vorsichtig. "Ich weiß noch von nichts", sagt er. Ob er öffnet oder nicht, das hänge von den Vorgaben ab. Allerdings fürchtet er, die Öffnung komme insgesamt noch zu früh. "Wenn es Rückschläge gibt, werden wir schlauer sein."

Öffnung am Montag? Das geht auch Jürgen Crämer vom Haus Crämer in Stockum zu schnell. Einkaufen, putzen, planen. "Wir brauchen ein bisschen Vorlauf", sagt er. Bis Donnerstag will er aber so weit sein und sein Restaurant öffnen. Etwa zehn Tische bleiben ihm übrig. Er überlegt, abends in zwei Schichten zu servieren, gegen sechs und dann noch mal um acht Uhr. "Das wäre die beste Lösung - wir müssen sehen, ob sich das rechnet."

Stadt hängt bei Vorgaben auch noch in der Luft

Bis Ende der Woche braucht auch Doris Veit vom Haus Fründt. "Wir wollen das in Ruhe angehen, bis alles in trockenen Tüchern ist." Sie hofft wie André Vordenbäumen auf Infos von der Stadt. Doch auch die wartet auf die Vorgaben aus Düsseldorf. "Erst wenn wir die haben, wissen wir, wie viel wir noch hier vor Ort regeln müssen", so Jörg Schäfer von der Pressestelle. "Nach aktuellem Stand hängen wir da leider in der Luft."

Dabei haben die Wirte ganz konkrete Fragen. Doris Veit etwa möchte wissen, "wie das aussehen soll, ob wir Bereiche absperren können zum Beispiel", erklärt sie. Mit der Hälfte der Tische würde es sich für sie jedenfalls nicht rechnen, da ist sie jetzt schon sicher. "Da machen wir lieber mit dem Außer-Haus-Verkauf weiter." Wobei der ohnehin weiterlaufen soll. "Es gibt ja auch viele ängstliche Gäste, die lieber noch nicht kommen wollen."

Auch Kneipen mit Sitzgelegenheiten dürfen öffnen

"Auf heißen Kohlen" sitzt auch Susanne Sedlaczek vom Extrablatt vor der Verkündung der Vorgaben - sie ist dabei aber vorsichtig optimistisch. Der Abstand sei machbar, die bekannten Vorgaben könnten erfüllt werden. Auch Carmen Alvarez vom Picasso will am Montag bereits starten - zumindest mit der Grillhütte und auf der Wiese an der Ruhr. Das Restaurant soll ab Dienstag folgen - auch wenn nicht alle Tische besetzt werden dürften, sagt sie: "Es ist besser als nichts."

Positiv überrascht wurde Thorsten Wottrich von der Alten Post von den ersten Konkretisierungen, die Minister Pinkwart am Donnerstag bekannt gegeben hat. Demnach können auch Kneipen öffnen, wenn sie Sitzgelegenheiten anbieten können. Wottrich freut sich - und will sich für die 200 Quadratmeter in seinem Lokal etwas einfallen lassen, um die kommenden Vorgaben zu erfüllen. "Keine Frage. Wir wir dürfen, machen wir am Montag auf!"

>>>DIESE VORGABEN SIND SCHON BEKANNT

Generell gilt: Personen aus zwei Haushalten können an einem Tisch gemeinsam Platz nehmen. Bei Gästewechseln soll der Bereich dann desinfiziert werden. Zwischen Tischen muss ein Mindestabstand von 1,5 Meter gelten.

Eine namentliche Registrierung der Gäste ist vorgeschrieben - eine Reservierungspflicht besteht nicht.

Die Lockerung gilt für gastronomische Betriebe, die Sitzplätze mit räumlichem Abstand anbieten. Reine Bars und Diskotheken, wo Menschen eng zusammenstehen, müssen geschlossen bleiben.

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