Witten. Wer zu schnell unterwegs ist, muss ab sofort tiefer in die Tasche greifen. Radfahrer dagegen profitieren von der neuen Straßenverkehrsordnung.
Seit Dienstag (28.4.) gilt der neue Bußgeldkatalog. Autofahrer müssen mit deutlich höheren Strafen sowie Fahrverboten rechnen, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Auch unzulässiges Parken wird ab sofort teurer. Wittens Fahrrad-Botschafter Andreas Müller sieht in der neuen Straßenverkehrsordnung aber vor allem eine Verbesserung für Radfahrer.
"Es ist gut, dass die Gefährdung und Behinderung von Radfahrern jetzt ernst genommen wird", sagt Andreas Müller. Denn rücksichtslose Parker, die Geh- oder Radwege versperren werden ab sofort deutlich stärker zur Kasse gebeten. Wer sein Fahrzeug auf einem Geh- oder Radweg abstellt, zahlt jetzt 55 Euro (bisher 20 Euro). Wird jemand gefährdet oder behindert drohen bis zu 100 Euro und ein Punkt.
Verkaufsstand in Witten sorgt für zahlreiche Falschparker
Erst vor ein paar Tagen erhielt der Fahrrad-Botschafter eine entsprechende Beschwerde über Falschparker auf Radwegen. Ein Erdbeerstand im Hammertal sorge dafür, dass immer wieder Autofahrer auf dem Radweg halten, um "mal eben" ein paar Früchte zu kaufen. Müller: "Das ist bereits seit Jahren ein Problem."
Beliebt bei Falschparkern sei zum Beispiel auch die Winkelstraße in der Innenstadt. Eltern, die ihre Kinder zum Albert-Martmöller-Gymnasium bringen, würden dort immer wieder auf dem rot markierten Radweg parken. "Den Autofahrern ist oft nicht klar, dass sich Radfahrer in Gefahr bringen, wenn sie ein parkendes Auto überholen", so Müller. "Das Bußgeld macht es ihnen nun hoffentlich bewusst."
Überhöhte Geschwindigkeit ist nur selten Unfallursache in Witten
2019 hat die Stadt Witten mehr als eine Million Euro durch Bußgelder eingenommen, davon allein 750.000 Euro durch Falschparker. Mit dem neuen Bußgeldkatalog könnte dieser Betrag sogar noch steigen. Wer in der Stadt bis zu 10 km/h zu schnell fährt, muss ab sofort 30 Euro zahlen. Bis 15 km/h drohen 50 Euro und bis 20 km/h 70 Eur Strafe. Außerorts sind es 20, 40 und 60 Euro.
Allerdings zeigt die Unfallstatistik vom vergangenen Jahr: Nur acht Personen wurden bei Unfällen aufgrund von überhöhter Geschwindigkeit verletzt. Viel häufiger gibt es Unfälle mit Verletzten beim Abbiegen oder Wenden. Im vergangenen Jahr kamen dabei 78 Personen zu Schaden.
Ob sich das Fahrverhalten durch die härteren Strafen verbessert? Nach der letzten Änderung des Bußgeldkatalogs im November 2017 war laut Stadt keine spürbare Verbesserung festzustellen.
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Info:
Radfahrer sollen künftig eigene Verkehrszeichen erhalten, die ihnen erlauben, an einer roten Ampel rechts abzubiegen, wenn ein entsprechender Grünpfeil vorhanden ist. Außerdem sollen Fahrradzonen eingerichtet werden können, in denen Kraftfahrzeuge höchstens mit Tempo 30 fahren dürfen.
In Witten, so Fahrrad-Botschafter Andreas Müller, gibt es bereits drei Fahrradstraßen. Zum einen die Nachtigallstraße, auf der in diesem Abschnitt der RuhrtalRadweg verläuft, sowie die Straße "In der Lake" in Herbede. Außerdem sei die Straße "Am Herbede Sportplatz" eine Fahrradstraße.