Witten. Seit Montag (27.4.) gehören Mundschutzmasken zum Stadtbild in Witten. Erstaunlich, wo die Nähmaschinen jetzt überall heiß laufen.

Leoni Wegener sitzt seit Wochen täglich an ihrer Nähmaschine. Schon vor einiger Zeit hat die Zwölfjährige den Umgang mit Nadel und Faden für sich entdeckt. Doch statt Puppenkleider, Kissen oder Decken stellt die Schülerin jetzt Mundschutzmasken aus Baumwolle her. Während ihre Mutter den Stoff und die Gummibänder zuschneidet, näht Leoni mit ihrer Oma die Bedeckung für Mund und Nase. Rund 100 Stück sind bereits fertig.

Egal ob mit Delfinen, Blümchen oder Pferden – die selbstgenähten Masken gibt es in ganz unterschiedlichen Farben und Mustern. Die Sechstklässlerin hat nicht nur für ihre Familie, sondern auch für ihre Mitschüler Masken angefertigt. Seit einiger Zeit gibt es den Mundschutz auch im Internet zu kaufen. Der Preis von zwei Euro pro Stück soll nur die Kosten für den Stoff und die Gummibänder abdecken.

Allerdings nimmt die Familie keine Vorbestellungen mehr entgegen. Denn neben dem Nähen muss Leoni ja auch noch etwas für die Schule tun. "Wenn der Spaß durch Massenbestellungen verloren geht, wäre das sehr traurig", sagt Mutter Nadine Wegener. Schließlich hat Leoni aus einem Grund mit dem Nähen begonnen: weil es ihr "unfassbar viel Spaß macht".

Näherinnen eines Wittener Flüchtlingsprojekts nähen Schutzmasken

Damit sich das Coronavirus langsamer verbreitet, nähen auch die Frauen des Nähprojekts "nouranourorganics" Mundschutzmasken. Der Nähkurs ist aus dem Wittener Flüchtlingsprojekt "Vielfalt ist ein Geschenk" hervorgegangen. Fünf Frauen mit und ohne Migrationshintergrund haben in den vergangenen Wochen etwa 600 Masken genäht. 220 weitere stehen auf der Warteliste.

Die Behelfsmasken können über die Facebook-Seite gegen eine Spende bestellt werden. Auch Apotheken sowie eine Kinderstation seien bereist mit Masken versorgt worden. "Im Moment nähen wir für eine Kinderarztpraxis", sagt Schneiderin Kordula Magiera, die den Nähkurs leitet. Die Schutzmasken mit Bärchen, Küken oder Schweinen sind extra klein und daher für Kinder gut geeignet.

Wittener Unternehmen näht Mundschutzmasken aus Hundedecken

Das Wittener Unternehmen HS-Hundebett, das normalerweise Decken für Hunde und Katzen produziert, verkauft seit zwei Wochen ebenfalls Mundschutzmasken. "Rund 1000 Bestellungen sind bisher eingegangen", sagt Juniorchef Jan Siewert. Vor allem in der vergangenen Woche, als die Maskenpflicht angekündigt wurde, sei die Nachfrage nochmal deutlich gestiegen.

"Wir kommen gar nicht mehr hinterher", sagt der 24-Jährige, der den Betrieb mit seiner Familie führt. "Wir mussten die Masken zwei Tage lang aus unserem Shop nehmen." Erst seit Montagmorgen (27.4.) könne man wieder bestellen.

Die Masken werden aus demselben Baumwollstoff genäht, aus dem normalerweise die Hundedecken hergestellt werden. Die bunten Motive, an denen sich sonst die Vierbeiner erfreuen, stehen mit Sicherheit auch dem Herrchen gut.

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Info:

Das Tragen einer Maske ist seit Montag (27.4.) in NRW Pflicht. Neben selbstgenähten Baumwollmasken oder solchen, die das Personal im Krankenhaus trägt, sind auch ein Schal oder Tuch erlaubt. Wichtig ist, dass Mund und Nase bedeckt sind.

Bei den selbstgenähten Masken handelt es sich um keinen medizinischen Mundschutz. Die Masken aus Baumwolle helfen lediglich der Gefahr einer Tröpfcheninfektion vorzubeugen. Durch das Tragen einer solchen Schutzmaske kann man andere Menschen – zumindest einigermaßen – vor den Viren schützen, die man möglicherweise beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt.