Witten. Eine 70-jährige Wittenerin geht wegen der Corona-Gefahr kaum noch vor die Tür. Nun erledigt ein besonderes Trio ihre Einkäufe.
Drei Mal in der Woche gehen Luca (15), Lilly (13) und Emma (13) für ihre Nachbarin Marita Golze einkaufen. Nachdem die Schulen wegen der Corona-Gefahr geschlossen wurden, haben die drei Geschwister am vergangenen Freitag (20.3.) einen Zettel in den Briefkasten der Wittenerin geworfen. Sie boten ihr an, die Einkäufe für sie und ihren Mann zu erledigen.
"Mein Mann und ich sind beide 70", sagt Marita Golze. "Aber wir sind noch fit." Daher wollten sie das Angebot erst gar nicht in Anspruch nehmen. Trotzdem hat sich die Bommeranerin bei den Jugendlichen, die nur zwei Häuser weiter wohnen, gemeldet. "Ich habe mich so darüber gefreut", sagt sie. "Ich wollte mich zumindest bedanken."
Wittenerin öffnet nur mit Mundschutz die Tür
Die Geschwister konnten das Ehepaar davon überzeugen, ihre Einkäufe in der nächsten Zeit nicht selbst zu erledigen, um sich keiner Ansteckungsgefahr in den Geschäften auszusetzen. "Am Samstag (21.3.) habe ich das Angebot zum ersten Mal genutzt", sagt die Rentnerin. "Ich hatte ein Paket, das zur Post gebracht werden musste." Luca, Lilly und ihre Schwester Emma kamen daraufhin vorbei, brachten das Päckchen weg und gingen noch beim Fleischer vorbei.
Seitdem gehen die Schüler alle zwei Tage für ihre Nachbarin einkaufen. Wenn Marita Golze das Brot oder die Milch ausgeht, ruft sie bei der Mutter der drei jungen Helfer an. Dann dauert es nicht lange, bis Luca, Lilly und Emma vor ihrer Tür stehen. "Meistens kommen sie gegen 11 Uhr," sagt Marita Golze, die nur mit Mundschutz die Haustür öffnet.
Kaffee, Toast und Mehl stehen auf der Einkaufsliste der Wittenerin
Für die Kinder ist das alles nur Klacks. "Aldi und Edeka sind nur fünf Minuten entfernt", sagt die 13-jährige Lilly, bevor sie mit ihren Geschwistern zur nächsten Tour aufbricht. Vorher wird noch der Einkaufszettel besprochen. Heute stehen Kaffee, Toast, Kaffeefilter, drei Grapefruits, Cashewnüsse, Ziegenkäse und Mehl auf der Liste. "Ob wir Mehl bekommen, weiß ich aber nicht", sagt Lilly. Das sei derzeit ständig ausverkauft. "Ich befürchte, dass auch Kaffeefilter schwer zu bekommen sind", meint Marita Golze. Viele würden sich aus den Filtern Mundschutzmasken basteln.
Die Wittenerin erklärt den Jugendlichen, wo sie die Produkte im Supermarkt finden. "Der Kaffee ist direkt am Eingang." Damit die Geschwister die Artikel besser finden, hat die 70-Jährige die Verpackungen vom Kaffee und von den Cashewnüssen aufbewahrt und mit einer Wäscheklammer an dem Einkaufszettel befestigt. "Beim letzten Mal wusste wir nicht, welchen Kaffee Frau Golze haben möchte", erklärt Lilly diese kleinen Hilfen.
Die Jugendlichen freuen sich, dass sie in dieser besonderen Zeit etwas Gutes für ihre älteren Nachbarn tun können. Lilly: "Wir freuen uns, wenn wir helfen können." Daher bieten sie ihren Service selbstverständlich kostenlos an. Außerdem sei der Gang zum Supermarkt eine gute Abwechslung – trotz jeder Menge Aufgaben, die sie von der Schule bekommen haben.
Wittenerin war selbst ehrenamtlich tätig
Die 70-Jährige findet es toll, dass die Jugendlichen so an ehrenamtliche Tätigkeiten herangeführt werden. Sie selbst ist seit zwei Jahren in einem Hospiz tätig. "Ich habe mich aber dazu entschlossen, die Arbeit dort erst einmal nicht weiterzumachen", sagt sie. Zu groß sei die Infektionsgefahr für sich selbst und andere.
Marita Golze und ihr Mann sind sehr vorsichtig geworden. "Am Anfang sind wir nur mit dem Mundschutz einkaufen gegangen", sagt die 70-Jährige. Daher sind sie froh, dass nun die Nachbarskinder das Einkaufen übernehmen.
Mittlerweile ist Marita Golze auch nicht mehr die einzige, die von den Schülern mit Lebensmitteln versorgt wird. "Diese Woche haben noch zwei weitere Menschen aus der Nachbarschaft angerufen", sagt Lilly. Noch am selben Tag hätten die jungen Helfer aus Bommern die Einkäufe erledigt.
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