Witten. Eine Woche hat eine Wittenerin gewartet, bis sie auf das Coronavirus getestet wurde. Mittlerweile stehen mehr als 60 Wittener auf der Warteliste.

Erst eine Woche nach ihrer Rückkehr aus dem Risikogebiet Südtirol ist eine Wittenerin (Name der Redaktion bekannt) auf das Coronavirus getestet worden. Die 54-Jährige war mit einer Freundin im Skiurlaub und klagt seit ihrer Rückkehr am 14. März über Halsschmerzen, trockenen Husten, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Deshalb wollte sie sich schnell testen lassen.

Gleich am Sonntag (15.3.) nach ihrer Rückkehr setzte sie sich mit dem Kreisgesundheitsamt in Verbindung. Das versprach, sie montags zurückzurufen, was auch geschah. "Ich schilderte meinen Fall und erklärte, dass ich nach meiner Rückkehr nur Kontakt zu meinem Mann hatte, der als Feuerwehrmann in Wittenangestellt ist", sagt sie. Das Gesundheitsamt versprach der Wittenerin einen weiteren Anruf, um ihr den Termin für den Abstrich zu nennen. "Sie sagten, dass mein Mann bis dahin nicht arbeiten dürfe."

Er habe daraufhin mit seiner Dienststelle vereinbart, dass er bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses zu Hause bleibt. "Das ist zwar nicht ideal, da derzeit viel Arbeit bei der Wittener Feuerwehr anfällt, aber nicht zu ändern", sagt die 54-Jährige.

Mehr als 60 Personen stehen in Witten auf der Warteliste

Zwei Tage lang hat die Wittenerin auf einen weiteren Anruf aus Schwelm gewartet. Aber niemand habe sich wegen eines Termins für den Test bei ihr gemeldet. "Daraufhin habe ich jeden Tag angerufen." Doch man habe sie immer auf den nächsten Tag vertröstet. Zwar sei ihr bewusst, dass es im Moment viel zu tun gebe. Doch sie verstehe nicht, warum das Gesundheitsamt nicht anerkenne, dass es wichtig sei, dass ihr Mann möglichst schnell wieder arbeiten geht. "Er wird dringend gebraucht."

Die Wittenerin ist derzeit natürlich nicht die Einzige, die auf einen Test wartet. In Witten stehen momentan mehr als 60 Personen (Stand Montag, 23.3.) auf der Warteliste. "Zum Teil gibt es prioritäre Fälle, die noch am selben Tag getestet werden", sagt Kreissprecher Ingo Niemann. Dies seien zum Beispiel Menschen wie Ärzte oder Feuerwehrleute, die in der kritischen Infrastruktur arbeiten.

Gesundheitsamt plant stationäre Test-Station

Um den wachsenden Bedarf an Corona-Tests bewältigen zu können, hat das Gesundheitsamt seine Kapazitäten aufgestockt. Seit Anfang der Woche sind vier Fahrzeuge für die "mobile Diagnostik" kreisweit von 11 bis 17 Uhr im Einsatz. Durch die Verlängerung der Arbeitszeiten um zwei Stunden kann das mobile Team nun 60 statt 40 Tests am Tag machen. Alleine in Witten ist laut Kreis immer ein Fahrzeug im Einsatz, so dass ab sofort mindestens 15 Personen am Tag getestet werden können.

Parallel würden, so Niemann, die Vorbereitungen für eine vom Gesundheitsamt angebotene "stationäre Diagnostik" auf Hochtouren laufen. Sie soll noch in dieser Woche an den Start gehen. Außerdem plane die Kassenärztliche Vereinigung ein Angebot für ambulant zu untersuchende oder behandelnde Patienten in Witten und Herdecke.

Die Testergebnisse liegen in der Regel am nächsten Tag vor

Die 54-Jährige Wittenerin wurde nach einer Woche Wartezeit schlließlich am letzten Montag (23.3.) auf das Coronavirus getestet. Ein Mitarbeiter des mobilen Einsatzteams legte das Teströhrchen vor ihre Haustür. Mit einem Wattestäbchen habe sie dann den Abstrich bei sich selbst entnommen und das gut verschlossene Röhrchen anschließend wieder vor die Tür gelegt.

"Das Testergebnis liegt in den meisten Fällen am nächsten Tag vor", sagt Kreissprecher Ingo Niemann. "Die mobilen Abstriche müssen um 17 Uhr beendet sein, damit alle Proben noch am selben Tag im Labor ankommen." Der Anruf bei den positiv getesteten Patienten erfolgt noch am selben Tag durch eine Ärztin des Gesundheitsamtes. Im Anschluss werden die negativ getesteten Personen angerufen. Auch das Team für diese Anrufe wurde mittlerweile verstärkt, sodass die Bürger zeitnah eine Rückmeldung erhalten, so Niemann.

Die Wittenerin muss sich noch gedulden. Am Dienstagmorgen (24.3.) lag das Testergebnis noch nicht vor. Erst wenn sicher ist, dass sie sich nicht mit dem Coronavirus infiziert hat, könne ihr Mann wieder arbeiten gehen.

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Info:

Die Feuerwehr in Witten hat bereits einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit im Falle einer Infizierung nicht alle Mitarbeiter ausfallen.

Die Bürotätigkeiten der Führungskräfte wurden bereits auf ein Minimum beschränkt. Außerdem habe man die Arbeitszeiten angepasst, damit die Mitarbeiter so wenig Kontakt wie möglich zueinander haben.