Witten. Wegen der Corona-Krise hat die Wittener Martin-Luther-Gemeinde ihren ersten Gottesdienst online gestellt. Die Klickzahlen sind erstaunlich.

Kirchen geschlossen? Das kann und darf nicht sein, dachte sich die Martin-Luther-Kirchengemeinde und hat spontan einen Online-Gottesdienst auf die Beine gestellt. Über 3000 Menschen haben ihn schon gesehen.

Die Entscheidung dazu fiel in einer Krisensitzung am letzten Samstag. Keinen Gottesdienst anzubieten war für die Gemeinde keine Option, sagt Presbyteriumsleiter Lars Kroll. Gottesdienste seien wichtig, gerade in Krisenzeiten. "Hier kann man auftanken, entspannen, sich inspirieren lassen. Sie sind ein Fixpunkt im Leben vieler Menschen." Was also tun? Für den Techniker Kroll war das keine Frage: Videokonferenzen gehören für ihn zum Alltag. "Und deshalb haben Pfarrer Schuklat und ich vorgeschlagen: Lasst uns mutig sein - und auch Geld in die Hand nehmen."

Keine 24 Stunden später wurde gedreht

Keine 24 Stunden später wurde gedreht. Kameras, Videopulte, Computer waren in der Kirche aufgebaut, die Wittener Event-Firma Bestgen habe das kurzfristig möglich gemacht, erklärt Kroll dankbar. "Wir haben uns natürlich vorher überlegt, wie wir 30 knackige Minuten hinbekommen", so der 42-Jährige. Für die Mitarbeiter der Luther-Gemeinde, die ohnehin immer mit verschiedenen Gottesdienst-Formen experimentieren, war das kein Problem. Musik mit eingeblendeten Texten zum Mitsingen, eine kurzer Impuls - eine Predigt - von Pfarrer Dirk Schuklat, dazu persönliche Interviews mit Menschen, die ihren Umgang mit Krisen schildern.

Sonntag um 16 Uhr ging der Gottesdienst dann auf der Homepage der Gemeinde (mlkg.de) und bei Facebook online. Und der Erfolg hat die Macher selbst überrascht. Über 7000 Klicks bei Facebook, 3000 Zuschauer, viele Reaktionen - und die Zahlen steigen. "Wir sind überwältigt. Mit einem normalen Gottesdienst erreichen wir etwa 100 Menschen."

Deshalb will die Martin-Luther-Gemeinde damit weitermachen, Sonntag ab etwa 15 Uhr geht die nächste Übertragung ins Netz. Vier Gottesdienste sind bislang geplant, ab nächster Woche vielleicht sogar live. Kroll ist aber klar, dass man Senioren jenseits der 70 online nur schlecht erreicht. "Deshalb überlegen wir gerade, welche Angebote wir denen machen können, etwa im Seniorenzentrum Egge - aber da arbeiten wir noch dran."

>>>DIE JUGEND MACHT LIVE-SESSIONS

Auch die Jugendarbeit der Gemeinde lässt sich von Corona nicht ausbremsen. Die Mitarbeiter laden auf Instagram zu Live-Sessions ein. Rund 70 Teilnehmer waren beim letzten Mal dabei.

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