Witten. Nach Gesprächen mit Kreis-Vertretern darf die Firma Sico wieder produzieren. Sie arbeitet jetzt mit einem Vernetzer, der kein PCB mehr freisetzt.

Die Firma Sico in Witten-Rüdinghausen, in deren Umfeld hochgradig mit PCB belastete Flocken gefunden wurden, kann ab sofort wieder ihre Produktion aufnehmen. Vertreter des Kreises hatten dem Silikon verarbeitenden Betrieb in Rüdinghausen am Donnerstag (5.3) einen Besuch abgestattet. Sico-Geschäftsführer Ralf Skoda sprach gegenüber unserer Redaktion von „sehr konstruktiven Gesprächen“.

Das Unternehmen sagte laut Kreissprecher Ingo Niemann zu, bei der Produktion jetzt einen chlorfreien Vernetzer einzusetzen – und zwar so lange, bis im Betrieb ein neues, zweites Abluftsystem installiert sei. Der Vernetzer, eine Paste, ist Bestandteil der Kautschuk-Mischung, aus der die Firma unter anderem Dichtungsprofile, Schläuche und Rundschnüre herstellt.

Sico-Chef Skoda erklärte gegenüber unserer Redaktion, dass der bisherige, chlorhaltige Vernetzer insbesondere PCB 47, aber auch PCB 51 und 68 entstehen lässt. Die Alternative zu diesem Vernetzer setze kein PCB frei, habe jedoch andere Nachteile. Ziel sei es, ein effizientes Filtersystem im Produktionsablauf zu installieren, dort, wo PCB entstehe. Dieses soll laut Kreis Flocken verlässlich zurückhalten.

Verdächtige Flocken auch am Verwaltungsgebäude und auf parkenden Autos

„Wir wollen das Problem beseitigen, um unserer Umwelt und unseren Mitarbeitern nicht zu schaden“, sagte Skoda. Der Sico-Chef betonte im Gespräch mit der Redaktion noch einmal, man habe nicht gewusst, dass PCB in die Umgebung freigesetzt worden sei. Das Unternehmen, das 60 Mitarbeiter beschäftigt, produziert seit 1985 an der Friedrich-Ebert-Straße. Am Mittwoch (4.3.) war Ralf Skoda nach eigenen Angaben vom Kreis um 16 Uhr über den Produktionsstopp informiert worden. Kreis-Mitarbeiter hatten die hochgradig mit PCB 47, 51 und 68 belasteten weißen Flocken nach Hinweisen am 21. Februar und mehrfach seit letztem Montag (2.3.) im Umfeld der Firma gefunden.

Sico teilt sich sein Verwaltungsgebäude an der Friedrich-Ebert-Straße mit mehreren Unternehmen. Einer Firma ist aufgefallen, dass der Flockenausstoß in der letzten Zeit stark zugenommen hatte. Ein Vertreter der Firma, der namentlich nicht genannt werden will, sagte der Redaktion: „Diese Flocken haben wir auch außen an unserem Gebäude und sie waren auf parkenden Autos.“ Der Vermieter des Bürogebäudes sei darüber bereits informiert worden.

Mitarbeiterin von Nachbarfirma: Flockenfunde auch bei uns ein Thema

Gegenüber von Sico stellt die Firma Scharfen Aufschnittschneide-Maschinen her. Mitarbeiterin Naomi Fricke betonte, dass die mit PCB belasteten Flockenfunde auch in ihrem Betrieb ein Thema seien. „Es ist jetzt Winter. Wir haben hier alle Türen zu. Wenn es Sommer wäre und wir lüften würden, hätte ich ein unangenehmes Gefühl.“

>>> STICHWORT PCB
Insgesamt gibt es 209 Polychlorierte Biphenyle. Ihre Produktion ist seit 1989 verboten, seit 2013 gelten sie als krebserregend. Dem Austritt der PCB-„Varianten“ 47, 51 und 68 aus silikonverarbeitenden Betrieben ist das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen in Ennepetal auf die Spur gekommen. Ausgangspunkt war der Fund von weißen Flocken.