Witten. Unser Fotorätsel zeigte ein altes Sandsteingebäude in Witten. Es gehörte früher zur Zeche Wallfisch und ist ein Stück Bergbaugeschichte.

Unser historisches Fotorätsel zeigte dieses Mal ein Gebäude, umringt von ganz viel Grün. Einen Tipp hatten wir für unsere Leser: Die Größe des Hauses und die Form der Fenster deuten auf eine industrielle Nutzung hin. Und tatsächlich zeigt das Bild „ein Stück Bergbaugeschichte von Stockum und Düren“, wie es Karoline Robbert treffend auf den Punkt bringt.

Zu sehen war das unter Denkmalschutz stehende Fördermaschinenhaus der früheren Zeche Wallfisch am Steinäckerweg Nummer 19, früher Walfischstraße 24. Für unsere Leser war das Rätsel leicht zu knacken. Alle haben das Haus richtig erkannt – und konnten Anekdoten und historisches Wissen beitragen.

Maschinenhaus in Witten wurde zum Wohnhaus umgebaut

„Das ist das Maschinenhaus der Zeche Wal(l)fisch am Steinäckerweg zwischen Düren und Stockum. Es wurde nach 1925 zum Wohnhaus umgebaut und ist inzwischen nochmal saniert worden. Erbaut um 1850 gilt es als das älteste Maschinenhaus einer Steinkohlenzeche“, weiß Gerd Gahr.

Else Otto, hier bei der Gartenarbeit vor dem Haus, hat jahrelang als Mieterin im ehemaligen Zechengebäude gewohnt. Sie ist die Tante der Schwiegermutter unserer Leserin Malies Harprecht.
Else Otto, hier bei der Gartenarbeit vor dem Haus, hat jahrelang als Mieterin im ehemaligen Zechengebäude gewohnt. Sie ist die Tante der Schwiegermutter unserer Leserin Malies Harprecht. © Davide Bentivoglio

Und gerade mit dem Wohnhaus, das aus dem Industriegebäude entstanden ist, verbinden unsere Leser viele persönliche Erinnerungen. „Hier ist meine Schwiegermutter bei ihren Großeltern aufgewachsen“, schreibt uns Malies Harprecht. „Sie bewohnten im oberen Stockwerk ein paar Zimmer. Auf dem Foto links am Bildrand ist das Mofa ihrer Tante zu sehen, die ein Zimmer im Dachgeschoss hatte. Meine Schwiegermutter erinnert sich an eine schöne Kindheit mit Hühnern, Schweinen, Gänsen und schönem Garten. In den Kriegszeiten versteckten sich im Keller einmal amerikanische Soldaten, die für die Kinder immer Schokolade hatten. Im Keller befand sich auch ein Zugang zum Stollen.“

Kohle der Zeche Wallfisch in Witten ging an Glasfabrik

Einige Jahre später hat Andrea Schröder in dem umgebauten Zechengebäude gelebt: „Ich selbst zog 1986 zu meinem damaligen Freund und baldigen Ehemann in dieses Haus ein. Wir lebten dort bis November 1987. Da wir eine sehr schöne, aber nur kleine Wohnung unter dem Dach hatten und unser erster Sohn im April 1987 geboren wurde, zogen wir schweren Herzens dort aus. Wir denken gerne an die damalige Zeit unserer jungen Jahre zurück.“

Gelände war mit Brombeeren und Brennnesseln überwuchert

„Das Gelände ringsum wurde Anfang der 1980er Jahre zum privaten Garten- und Freizeitland aufbereitet“, schreibt Claus-Dieter Tydecks. „Die Fläche unterhalb war von Brennnesseln und wilden Brombeerbüschen überwuchert. In monatelanger und mühsamer Handarbeit wurden die Brombeeren mit Scheren gebändigt und die Brennnesseln mit der Sense zurechtgestutzt.“

„Die Brombeeren wurden von einigen Nachbarn später sehr vermisst, da sie jahrelang wohl als Grundlage für das Marmelade-Kochen gedient hatten. Der so erfolgreich hergerichtete halbwilde Garten dient seit vielen Jahren bis heute mehreren Familien der Erholung an schönen Tagen mit Freunden.“

Und auch die aktuellen Bewohner des schönen Hauses haben sich gemeldet: „Das Gebäude kommt uns sehr bekannt vor, da wir schon sehr lange darin wohnen“, schreiben Karin und Michael Giese. Zur Historie ihres Zuhauses wissen sie Einiges zu berichten. „Hauptabnehmer der Kohle dieser Zeche war Theodor Müllensiefen. Er benötigte Brennmaterial für seine Glasfabrik Gebrüder Müllensiefen im Crengeldanz (heute: Pilkington Automotive).“

Zeche Wallfisch änderte oft ihren Namen

Weiter schreiben sie: „Es ist eins der ersten Förderhäuser im Ruhrgebiet und hatte bis zum Krieg seitlich noch ein weiteres Gebäude, in dem zwei Krupp-Dampfmaschinen für den Antrieb sorgten. Ein Schacht ging 190 Meter waagerecht und die Förderung bis 210 Meter in die Tiefe. 1885 förderten 175 Beschäftigte über 59.0000 Tonnen und 1896 388 Beschäftigte über 75.000 Tonnen Kohle.“

Sanierung des Schacht-Eingang der Zeche Wallfisch in Witten in den 70er-Jahren.           
Sanierung des Schacht-Eingang der Zeche Wallfisch in Witten in den 70er-Jahren.            © Davide Bentivoglio

Über die Ursprünge der Zeche Wallfisch selbst ist wenig bekannt. Es ist anzunehmen, dass die Verleihung im Jahr 1752 erfolgte und 1754 der Betrieb aufgenommen wurde. Durch den Zusammenschluss der Zechen Wallfischbänke, Steinbergerbank, Stephansbank einschließlich Stephanie-Erbstollen sowie Margaretha entstand 1832 die Zeche Vereinigte Wallfisch. 1855 erfolgt ein Übergang zum Tiefbau durch zwei tonnlägige Schächte. „Alternative Namen waren Zeche Wallfisch Tiefbau und Zeche Vereinigte Wallfisch & Dickebank“, weiß Engelbert Eggner.

Rund 150 Jahre lang wurde hier Kohle gefördert, wobei der Name der Zeche infolge verschiedener Konsolidierungen ein paarmal geändert wurde, zuletzt 1895. „Sie hießt dann ‘Franziska Düren’“, schreibt uns Karoline Robbert von den Heimatfreunden Stockum. Kurze Zeit später wurde die Förderung hier eingestellt. „Der Betrieb wurde dann von einer anderen Zeche übernommen. Nach der endgültigen Stilllegung der Zeche 1925 wurde das Maschinengebäude ab 1980 als Privathaus genutzt“, schreibt uns Werner Schultze aus Schleswig Holstein, der in Witten aufgewachsen ist. „Als alter Wittener-Crengeldanzer lerne ich durch das historische Fotorätsel heute meine damalige Heimat noch intensiver kennen, als ich das früher konnte.“

1284 Geschäftsführer: Ove Saffe, Andreas Schoo, Michael Wüller    
e, Andreas Schoo, Michael Wüller    
1284 Geschäftsführer: Ove Saffe, Andreas Schoo, Michael Wüller     © - DAvide Bentivoglio