Witten. . Im Rätsel gesucht wurde die Kleinzeche Ringeltaube II. 1967 wurden dort 37.000 Tonnen Kohle gefördert. Fünf Jahre später musste sie schließen.
Das Rätselfoto zeigte die oberirdischen Anlagen und Gebäude der Kleinzeche Ringeltaube II. Diese war die letzte aktive Zeche in Stockum-Düren. Dort wurde ab 1954 Kohle gefördert. Dann kam der 15. Oktober 1972 – ein Sonntag, aber ein schwarzer Tag für Zeche Ringeltaube II: Es kam zum Strebbruch im Flöz Mausegatt. Der Streb ist ein tunnelartiger Hohlraum im Flöz, in dem die Kohle gerade abgebaut wird. Dies brachte das Ende für die Kleinzeche. Der Bauernhof, zu dem die „Miete“ auf dem Foto gehörte, war Hof Düren, Dürener Straße 32.
Das Bild zeigt im Hintergrund den Förderturm der Zeche Ringeltaube II in Stockum-Düren. Die Förderung wurde 1972 eingestellt. Gegenüber liegt der Hof von Bauer Düren. Die „Miete“ gehörte zum Hof Düren. Heute ist dort ein großer Pferde- und Reiterhof. Bis vor einigen Jahren konnte ich dort noch „popo-frische“ Eier und selbstgemachte Marmelade kaufen. Jutta Gerhardt
Anfänge von Ringeltaube I reichen weit zurück
Im Hintergrund sind die Übertage-Anlagen der Zeche Ringeltaube II zu sehen, welche zirka 1950 ihren Betrieb aufnahm und um 1970 geschlossen wurde. Ringeltaube I hingegen hatte schon zirka 1767 als Stollenbetrieb unterhalb des Annener Berges an der heutigen Dortmunder Straße begonnen. Auf dem alten Zechengelände befindet sich jetzt eine Tennisanlage. Im Jahre 2007 meldete sich der alte Schacht von Ringeltaube I durch einen etwa 80 Meter tiefen Tagesbruch. Ringeltaube I wurde bereits 1925 stillgelegt. Die auf dem Foto gezeigte Landschaft wird als Dürener Schweiz bezeichnet. Daher nehme ich an, dass das Silagefutter zum Hof Düren gehört, welcher heute noch besteht. Harald Neuhaus Die „Miete“ ist weg. Folienballen mit Silage übernehmen heute die Funktion. Foto: Davide Bentivoglio
Das Foto zeigt die Kleinzeche Ringeltaube II, zwischen Düren und Schulte-Steinberg mitten auf der grünen Wiese gelegen. Es wurde aufgenommen über die „Miete“ des Hofes Düren und die Dürener Straße hinweg. Christina Wildvang
Der Strebbruch bedeutete das Aus
Dieses Foto gehört zur Stockumer Geschichte: Kleinzeche Ringeltaube II an der Dürener Straße. Im südlichen Ruhrgebiet entstanden zwischen 1945 und 1976 mehr als 1000 Kleinzechen. Eine davon war Ringeltaube II in Düren. Von 1954 bis 1972 wurde hier Kohle gefördert. In den sieben Tagesöffnungen arbeiteten über 90 Bergleute. Die ergiebigsten Flöze hießen Mausegatt, Kreftenscheer II und Finefrau-Nebenbank. Die Zeche wurde von 1962 bis 1972 von Erwin Schmidt, einem regional bekannten Bergbauunternehmer, betrieben. Auf den Kleinzechen wurde ein guter Lohn gezahlt. Da die Flöze in den Schichten sehr steil gelagert waren, erforderte der Abbau bergmännisches Können. Allerdings entsprachen die Sicherheitsvorkehrungen nicht immer ganz den Vorschriften. Ein Strebbruch im Bereich des Flözes Mausegatt am 15. Oktober 1972 bedeutete das Ende für die Zeche. Einen Tag später wurde Konkurs angemeldet.
Karoline Robbert, Archivarin der
Heimatfreunde Stockum/Düren
Abbau bis in 180 Meter Tiefe
Abgeteuft wurde diese Kleinzeche 1953 durch Hans Klingebiel im Pachtfeld der Harpener Bergbau AG (Zeche Siebenplaneten in DO-Somborn). Das Pachtfeld gehörte zum Grubenfeld Ver. Wallfisch der Zeche Hamburg & Franziska in Stockum. Die Zeche Ringeltaube II besaß drei tonnlägige Förderschächte, zwei Wetterschächte, zwei Bergerolllöcher. Die Zeche war mit großem Kohlenreichtum versehen, insbesondere weil Flöz Mausegatt an etlichen Stellen eine Mächtigkeit von fünf Metern aufwies. Diese Mächtigkeit machte den Abbau nicht leicht, ebenso wie die Wasserzuflüsse bis zu einem Kubikmeter pro Minute. Abgebaut wurden die Flöze in steiler Lagerung bis zu einer Tiefe von zirka 180 Metern. Der Eigentümer des Betriebsgeländes war der Bauer Heinrich Düren. Ihre maximale Fördermenge erreichte Ringeltaube II 1967 mit fast 37.000 Tonnen bei einer Belegschaft von 78 Bergleuten. Die gewonnene Kohle wurde zum großen Teil an das Cuno-Kraftwerk Herdecke geliefert. Glückauf! Hans-Jürgen Lewer
Was die Flöznahmen besagen
Es lohnt sich, einmal die Flöznamen aus den Wittener Schichten zu erklären, die einem oft begegnen, von denen aber kaum jemand die Bedeutung kennt. „Mausegatt“ bedeutet „Mäusehintern“. „Kreftenscheer“ ist abgeleitet von „Krieftscheer“ oder „Krebsschere“, „Finefrau“ von „Feine Frau“ – was auf einen üppigen Umfang und ein mächtiges Flöz hindeutet. Dann gibt es in den Wittener Schichten schließlich noch das Flöz „Geitling“ – umgangssprachlich für „Schwarzdrossel“ oder „Amselmännchen“.
Der Hof Düren wird bereits im 14. Jahrhundert erwähnt und ist wahrscheinlich der älteste Hof in Witten. Zu diesem gehörte auch eine Wassermühle – eine Kornmühle mit Mühlenteich. Außerdem gab es das bekannte Ausflugslokal „Dürener Schweiz“. Die heutige Mühlenstraße, die direkt neben dem Hof von der Dürener Straße abzweigt, erinnert daran. Die Mühle nutzte die Wasserkraft der Dünnebecke, die „Aufm Wellersfelden“ – heute „Wilhelmshöhe“ – entsprang. Diese floss in den Schmächtingsbach in Somborn und mündete so schließlich in die Emscher. Die Mühle wurde 1933/34 abgerissen. Heute betreibt der Hof Ackerbau mit Getreide-, Futter- und Rapsanbau. Seit Mitte der 90er Jahre hat er sich zudem der Pensionspferdehaltung zugewandt – mit Stallungen, Reit- und Longierhalle sowie Reitplätzen. Davide Bentivoglio