Witten. Bald gibt es ein freies und kostenloses Internet in Wittens City. Mit Landesgeldern soll ein Kabel vom Rathaus bis zur Feuerwehr gezogen werden.
Der Wittener Freifunk-Verein hat 57.000 Euro Fördermittel vom Land bekommen, um kostenloses Internet in der Innenstadt zu schaffen. Mit dem Geld wird ein eigenes Glasfaserkabel vom Rathausturm zum Schlauchturm der Feuerwehr an der Dortmunder Straße gezogen.
Die beiden hohen Gebäude sind deshalb wichtig, damit der Richtfunk weit ins Umland strahlen kann. Jeder, der sich dafür anmeldet, bekommt freien Zugang ins Netz – unabhängig von kommerziellen Anbietern wie Telekom oder Netcologne.
Ein Dreivierteljahr intensiver Bemühungen um die Infrastruktur liege hinter ihnen, sagt Jonas Plitt vom Vorstand der Freifunker im EN-Kreis. Das Geld stammt aus einem Fördertopf des Landes für den Ausbau freier Daten-Funknetze.
Für viele Freifunker ist der Aufbau eines „Bürgernetzes“ nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Idee. Das geht zum Beispiel, indem eine Nachbarschaft gemeinsam ein Netz nutzt. Oder indem einzelne einen Teil ihrer ungenutzten Bandbreite abgeben. Ein anderes Experiment läuft in den drei Hochhäusern an der Kerschensteiner Straße in Annen. 2018 installierten die Freifunker dort einen Knotenpunkt. „Unser Netz wird von den Hausbesitzern rege angenommen“, sagt Plitt.
Jeder, der den Wittener Rathausturm sieht, kann das freie Netz anzapfen
Noch weit mehr Nutzer könnten von der schnellen Datenleitung in der Wittener Innenstadt profitieren. Zwischen dem Rathaus und der Hauptfeuerwehrwache liegt bereits ein Leerrohr. Die Stadt Witten stellt es den Freifunkern kostenfrei zur Verfügung. „Inzwischen haben wir einen Dienstleister gefunden, der das Glasfaserkabel hineinlegen wird“, so Plitt. Dabei könnte es kleinere Baustellen auf der Ruhrstraße geben. Die beiden hohen Gebäude sollen dann sozusagen als Antennen dienen. „Praktisch jeder, der den Rathausturm sieht, kann das Netz anzapfen“, erklärst der Student der IT-Sicherheit. „Das reicht bis ins Papenholz.“ Der Feuerwehrturm sei bis zur Dortmunder Stadtgrenze sichtbar.
Demnächst soll der Helenenturm ein zusätzlicher Knotenpunkt werden. Ein Nutzungsvertrag liege bereits vor. Die Freifunker würden in einem Turmfenster gern eine Webcam installieren, die an 365 Tagen im Jahr das Rathaus zeigt.
Freifunk-Verein freut sich über Spenden
Um den Freifunk zu nutzen, wird am heimischen Router ein weiterer Router eingesteckt, der zuvor mit der Freifunk-Software bespielt wurde. So ist sichergestellt, dass die Nutzer anonym und unzensiert das Internet nutzen können, der Inhaber des Anschlusses aber unsichtbar bleibt. Der Verein stellt keine Nutzungsvoraussetzungen Verein keine. Da er aber durchaus Kosten für die Hardware hat, freuen sich die Vereinsmitglieder über Spenden.
Trotz solcher machbaren Zugangsvoraussetzungen ist die allgemeine Nachfrage nach Freifunk noch nicht hoch. „Viele trauen sich an solche Dinge nicht heran. Oder ihnen fehlt einfach die Medienkompetenz“, erklärt Plitt. Wo Freifunk bekannt ist, läuft es aber gut – etwa im „Haus Fründt“, wo der Verein auch seinen Stammtisch hat. Die Gäste können dort via Freifunk beim Bierchen umsonst im Internet surfen.