Witten. Nachhaltigkeit steht beim Heldencamp des DRK Witten diesmal im Mittelpunkt. Aber die Kinder pflanzen keinesfalls nur Kresse an und halten Hühner.

Die Hühner haben schon die ersten Eier gelegt. Und die Kinder haben sie genüsslich verzehrt. Dass das Federvieh diesmal zu Gast im Heldencamp des DRK ist, hat einen besonderen Grund. Denn die 100 Acht- bis Zwölfjährigen sollen hier nicht nur jede Menge Spaß haben, sondern „auch was über Nachhaltigkeit lernen“, sagt die pädagogische Leiterin Mareike Ochs.

Deshalb hat hier jeder seinen persönlichen Teller mit Besteck im Stoffbeutel statt wie sonst in der Plastiktüte überreicht bekommen. Deshalb haben sie schon Kresse angepflanzt in diesen Tagen und hoffen, dass das Grünzeug ordentlich wächst.

Kinder kennen sich jetzt besser mit Pflanzen und Kräutern aus

Sie haben Pflanzen und Kräuter bestimmt und wissen, dass Spitzwegerich gut gegen Stiche ist. Das ist praktisch, denn Mücken und Wespen gibt’s hier in den Ruhrwiesen auf dem Gelände des Kanu-Clubs zur Genüge. Einige Tierchen summen gerade um ein Marmeladenschälchen herum, das irgendjemand nach dem Frühstück nicht weggeräumt hat. Auch zwei Trinkflaschen stehen noch herum. Die wird irgendwer bald vermissen.

Jonas Zellner vom DRK (li.) und Jonas Plitt vom Freifunk EN testen die Antennenanlage fürs freie Internet beim Heldencamp des Deutschen Roten Kreuzes Witten.
Jonas Zellner vom DRK (li.) und Jonas Plitt vom Freifunk EN testen die Antennenanlage fürs freie Internet beim Heldencamp des Deutschen Roten Kreuzes Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch die Kinder und Betreuer hatten’s eilig an diesem Vormittag. Während die Hühner in ihrem Gehege gackern, sammeln sich die Kids zum Ausflug auf den Hohenstein. Eine Wasserrutsche wollen sie dort aufbauen, wo im Winter gerodelt wird. Gerade stehen sie noch voller Vorfreude auf der „Event-Wiese“, wo am Abend zuvor noch Discomusik lief. „Das war sehr lustig“, sagen Malou (11) und Luise (10) von der Erdmännchen-Gruppe – es gibt auch noch Frösche, Robben, Tiger, Pinguine und anderes Getier.

Am zweiten Tag gab’s zwei Fälle von Heimweh

Und überhaupt sei das „sehr cool“ hier. „Man findet neue Freunde“, sagt Larissa (11). „Und man ist mal von Zuhause weg.“ Allerdings gab’s auch schon zwei Fälle von Heimweh. Und Henrik (12) ist es nachts manchmal ein bisschen zu kalt im Zelt. Dabei liegen sie zu zehnt darin. Aber die Temperaturen steigen ja.

Das mittlerweile siebte Heldencamp ist begehrt als inzwischen schon traditionelle Aktion in der letzten Ferienwoche. „Die 100 Plätze waren in zwei Tagen weg“, erinnert sich DRK-Sprecher Jens Struppek (40) an die Anmeldephase. Etwa die Hälfte der Kinder seien Wiederholungstäter. Für die Organisatoren allerdings bedeutet das Camp eine logistische Meisterleistung.

50 Betreuer und Helfer sind beim Heldencamp täglich im Einsatz

„Das ist nur mit Unterstützung zu schaffen“, so Struppek. 50 Leute sind täglich im Einsatz als Betreuer und Helfer. Insgesamt 18 Zelte mussten aufgebaut, Workshops und Ausflüge vorbereitet werden. Allen voran sind natürlich die DRK-Leute im Einsatz. Aber sein Dank gilt auch THW, Feuerwehr, Kanu-Club – und dem Freifunk EN. Denn der stellt den Helden zum dritten Mal freies Internet zur Verfügung. Moment mal? Dürfen die Kids im Camp etwa auf dem Smartphone daddeln?

Jugendrotkreuz und Erwachsenenverband

Vom 19. August bis 24. August verbringen etwa 100 Kinder die letzte Woche der Sommerferien damit, kleine Helden zu werden. Unter anderem werden sie fit gemacht in Erster Hilfe und erfahren, was der Begriff Menschlichkeit eigentlich ganz praktisch bedeutet.

Die Veranstaltung findet wieder als Kooperation zwischen dem Jugendrotkreuz, welches sich um das pädagogische Programm sowie um Spiel und Spaß für die Kinder kümmert, und dem Erwachsenenverband statt. Dieser sorgt für Unterbringung und Verpflegung der Kinder.

Jens Struppek: „Das zu verbieten, aus dem Zeitalter sind wir raus.“ Allerdings soll das Handy während gemeinsamer Aktivitäten tatsächlich aus bleiben. Und in der Freizeit müssen sich die Kinder die Nutzung gut einteilen, denn den Akku können sie vor Ort nicht aufladen. Hilfreich sei das Internet aber vor allem für die Betreuer, die sich per Chat untereinander verständigen können. Kann ja sein, dass sich zeitlich mal was verschiebt. Und auf dem riesigen Gelände ist nicht jeder gleich in Rufweite.

Freifunker bieten auf dem Gelände in den Ruhrwiesen freies Internet an

Auch Fotos können im Netz prima geteilt werden. Gerade fliegt eine Drohne über den Platz. „Da gibt’s bestimmt einen Live-Stream“, vermutet Jonas Plitt. Der 31-Jährige ist ehrenamtlich bei den Freifunkern aktiv, studiert IT-Sicherheit, ist bei der Feuerwehr und hat auch beim Campaufbau mit angepackt. Nebenbei kann er hier vielleicht noch Kontakte zu technikinteressierten jungen Menschen knüpfen.

Den kleinen Helden bieten sich also während ihres fast sechstägigen Aufenthalts etliche Möglichkeiten. Sie können nicht nur Hühner streicheln und Kresse probieren – auch Erste Hilfe steht auf dem Programm. Und die Rettungshundestaffel kommt vorbei. Schließlich ist das immer noch ein Camp des Roten Kreuzes.