Witten. Die schreckliche Tat sorgte für Entsetzen weit über Witten hinaus. Ein Feuerwehrmann tötet drei Kinder bestialisch. Dafür musste er lange büßen.

Der dreifache Wittener Kindermörder Dirk Z. hat das Gefängnis inzwischen verlassen. Der ehemalige Feuerwehrmann, der am Freitag (24.1.) seinen 52. Geburtstag feiert und mit 25 drei Teenager im Haus seiner Eltern erstach, kam schon 2018 frei, wie die Staatsanwaltschaft Bochum der Redaktion am Donnerstag (23.1.) auf Nachfrage erklärte – nach über 24 Jahren Haft.

Es war ein Verbrechen, das die Menschen weit über die Grenzen der Ruhrstadt hinaus erschütterte. Der Rettungswagenfahrer, jung und gut aussehend, hatte Nicole (12), Simone (14) und Stefan (13) offenbar zufällig an diesem 25. Juli kennengelernt, einem verregneten Sonntag im Sommer 1993. Die Kinder wollten nach Annen, er nahm sie mit zu sich nach Hause an der Dortmunder Straße. Der 25-Jährige hatte sturmfreie Bude, seine Eltern waren verreist. Was sich genau in dem kleinen Einfamilienhaus abspielte, konnte nicht bis ins Letzte geklärt werden.

Offenbar hatten sich alle ausgezogen, die Kinder vermutlich, weil Z. ihnen Geld versprochen haben soll. Hinweise auf ein Sexualdelikt gab es nicht. Staatsanwalt Dietrich Streßig, der mit dem Fall seit 2013 betraut ist, spricht davon, dass dann womöglich mehr Geld gefordert worden sei. Es folgte die schreckliche Bluttat des jungen Brandmeisters.

Kinder aus Witten erst gewürgt und dann mit 113 Messerstichen getötet

Erst würgte er seine Opfer, dann tötete er sie mit insgesamt 113 Messerstichen. Die Eltern, die am Sonntagabend auf ihre Kinder warteten, waren zu dieser Zeit noch ahnungslos. Spätabends meldeten sie sie gleichzeitig bei der Polizei als vermisst. Am darauffolgenden Montag wurde Z. festgenommen.

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Einem Freund soll er den Mord an den drei Kindern gestanden haben, was der zunächst nicht glauben wollte. Er sollte Z. beim Wegschaffen der Leichen helfen. Stattdessen ging er zur Polizei. Z. versuchte, die Leichen in einem abgelegenen Baggersee bei Kamp-Lintfort zu versenken. Dorthin führte er später die Ermittler.

„Ein ganz furchtbares Verbrechen“, sagt Staatsanwaltschaft Dietrich Streßig heute, fast 27 Jahre später. Der 56-Jährige bekam die Akte 2013 auf den Tisch, als Z. das erste Mal versuchte, vorzeitig aus dem Gefängnis freizukommen. Er hatte die Tat gestanden und war 1994 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, bei Feststellung der besonders schweren Schuld.

Zweimal scheiterte der Wittener mit seinem Antrag auf vorzeitige Entlassung

Dirk Z. saß lange in Werl, weshalb die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg über eine vorzeitige Entlassung zu entscheiden hatte – und aufgrund der Gutachten in seinem Sinne entschied. Der Bochumer Staatsanwalt legte da zum ersten Mal erfolgreich Beschwerde ein, weil er Z. nicht für ausreichend therapiert hielt. Z., der als misstrauisch und leicht erregbar galt, soll die Fehler oft bei anderen gesucht haben. Zum Zeitpunkt der Tat war er offenbar mit seinem Leben unzufrieden: Schluss mit der Freundin, dazu noch ein Unfall im Dienst – er habe die Kinder zu „Opfern seiner Wut gemacht“, sagte Staatsanwalt Jochen Kodal im damaligen Prozess (1994) vor dem Bochumer Schwurgericht.

2015 versuchte Z., der mittlerweile fast 22 Jahre im Gefängnis saß, erneut vorzeitig freizukommen – abermals vergeblich. Die Bochumer Staatsanwaltschaft machte ihm wieder einen Strich durch die Rechnung. Erst als das Landgericht Bielefeld – Z. saß zuletzt in Bielefeld-Senne – 2018 die weitere Vollstreckung des damaligen Urteils zur Bewährung aussetzte, verzichteten die Bochumer Ankläger auf einen erneuten Gang zum Oberlandesgericht, das ihre Beschwerden 2013 und 2015 bestätigt hatte.

Dirk Z. lebt nicht mehr in seiner Heimatstadt Witten

Dirk Z. habe in der letzten Phase seiner Haft „mehr Verantwortung übernommen“, was die Aufbereitung des Tatgeschehens betraf, sagt Staatsanwalt Streßig. Seitdem der Kindermörder auf freiem Fuß ist, habe er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen. Die Bewährung läuft noch bis 2023. Wo Z. heute lebt, will der Jurist nicht sagen. „Aber nicht mehr in Witten.“