Witten. Der 70-jährige Burghard Lüttkopf ist ehrenamtlicher Betreuer von zwei Senioren. Menschen wie er werden in Witten dringend gesucht.
Fast 1960 Frauen und Männer in Witten haben einen Betreuer oder eine Betreuerin an ihrer Seite. Aufgrund einer Erkrankung, eines Unfalls oder ihres Alters sind die Betreuten nicht mehr in der Lage, wichtige Dinge ihres Lebens selbst zu regeln und Entscheidungen zu treffen. Stadt und Caritas suchen Menschen, die bereit sind, eine ehrenamtlich rechtliche Betreuung zu übernehmen.
Ein Großteil der in Witten Betreuten haben Berufsbetreuer an ihrer Seite, die ansonsten zum Beispiel als Rechtsanwälte oder Sozialpädagogen arbeiten, erklärt Sascha Kron von der Betreuungsstelle des Amtes für Wohnen und Soziales der Stadt. Aber auch der Einsatz ehrenamtlicher Kräfte ist sehr wichtig. Nicht zuletzt deshalb, weil Experten aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung für die kommenden Jahre einen steigenden Betreuungsbedarf voraussagen.
Burghard Lüttkopf verwaltet das Taschengeld-Konto eines dementen Witteners
Der zeichnet sich auch in der Ruhrstadt ab. Vor zwei Jahren standen 1770 Wittener unter Betreuung – 190 weniger als heute. Der Wittener Caritas-Betreuungsverein engagiert sich bereits seit 1994 in diesem Bereich – finanziell unterstützt durch die Stadt, wie Caritas-Chef Hartmut Claes betont. Einer, der als ehrenamtlich rechtlicher Betreuer gewonnen werden konnte, ist Burghard Lüttkopf. Der 70-Jährige ist seit anderthalb Jahren dabei, kümmert sich um zwei Männer. „Meine 88-jährige Mutter lebt seit vier Jahren in einem Heim. Sie betreue ich auch“, erzählt er. Durch einen Zeitungsbericht hat Lüttkopf erfahren, dass ehrenamtliche Betreuer gesucht und auch geschult werden.
Der gelernte Lebensmittelkaufmann kümmert sich im Seniorenheim Lutherhaus in Bommern um einen ehemaligen Handball-Bundesligaspieler. „Der 74-Jährige ist dement und hat mich am Anfang auch gar nicht erkannt.“ Als er ihm Schokolade mitgebracht habe, sei das Eis gebrochen, sagt Lüttkopf. Der Betreuer hat dem Heimbewohner einen Fernseher und einen Bartschneider gekauft und verwaltet das Taschengeld-Konto des dementen Mannes.
„Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt in Witten. Horst war happy“
Einmal in der Woche kommt der Betreuer zu Besuch und unterhält sich mit dem ehemaligen Profisportler über frühere Zeiten und dessen Familie. Burkhard Lüttkopf: „Sein Kurzzeitgedächtnis funktioniert nicht. Nach einer halben, spätestens einer Dreiviertelstunde sagt er dann zu mir: ,Es ist alles gesagt.’“
Der zweite Mann, um den sich Lüttkopf kümmert, lebt in einer Wohngemeinschaft der Wittener Lebenshilfe. „Ich bin seit einem Jahr sein Freund“, so der Betreuer. Einmal in der Woche treffe er den 60-jährigen Horst, für den er jetzt auch Sozialhilfe beantragt habe. „Wir waren zusammen auf dem Weihnachtsmarkt in Witten, haben dort Glühwein getrunken und eine Bratwurst gegessen. Horst war happy.“
Gibt es keine Vorsorgevollmacht, kann das Amtsgericht tätig werden
Sein Ehrenamt, das mit einer Aufwandsentschädigung vergütet wird, erfülle ihn, betont Lüttkopf. Er habe sich auch bei der Wittener Seniorenvertretung engagieren wollen. „Die praktische Arbeit als Betreuer hat mir aber mehr zugesagt.“ Menschen, die selbst bestimmen möchten, wer für sie stellvertretend entscheiden und handeln darf, wenn sie dazu selber nicht mehr in der Lage sind, sollten dies in einer Vorsorgevollmacht verfügen. Gibt es eine solche Vollmacht nicht, kann das Wittener Amtsgericht – als sogenanntes Betreuungsgericht – einen gesetzlichen Betreuer bestellen. Hierauf weist das Amt für Wohnen und Soziales hin.