Witten. . Rund 1770 Wittener stehen unter Betreuung, wegen ihres Alters, einer Krankheit oder eines Unfalls. Neue ehrenamtliche Betreuer werden gesucht.
Ein Thema, über das viele nicht gerne nachdenken, das ein Leben aber auf den Kopf stellen kann. Durch Alter, Krankheit oder auch einen Unfall ist man nicht mehr in der Lage, wichtige Dinge selbstverantwortlich zu regeln. Wer jemandem eine Vorsorgevollmacht für eine solche Lebenssituation erteilt hat, hat geregelt, wer stellvertretend entscheiden und handeln darf. Ist dies nicht der Fall, kann das Wittener Amtsgericht – als sogenanntes Betreuungsgericht – einen gesetzlichen Betreuer bestellen. „Derzeit werden in Witten 1767 Menschen rechtlich betreut. Sie sind zwischen 18 und 98 Jahre alt“, so Ulrike Voit von der Betreuungsstelle des Amtes für Wohnen und Soziales.
Die Betreuung würde in über 350 Fällen von Familienangehörigen geleistet, in 19 von Ehrenamtlichen, der Großteil jedoch von sogenannten Berufsbetreuern, die ansonsten etwa als Rechtsanwälte oder Sozialpädagogen arbeiteten. Berufsbetreuer seien überwiegend selbstständig tätig, erklärt Voit. Sie können jedoch auch in Betreuungsvereinen oder als Behördenbetreuer bei der Betreuungsbehörde angestellt sein. Zusammen mit dem Betreuungsverein der Wittener Caritas möchte die Stadt mehr Menschen für eine ehrenamtliche rechtliche Betreuung gewinnen. Am 27. Februar startet deshalb eine achtstündige Schulung.
Die Seniorenmesse hat ihr Interesse geweckt
Renate Samotta ist schon seit fünf Jahren ehrenamtliche Betreuerin. Bis zu ihrer Rente war die Bommeranerin als Verwaltungsfachangestellte beim Evangelischen Krankenhaus beschäftigt. Als sie Rentnerin wurde, habe sie „etwas machen“ wollen, erzählt die 66-Jährige. Auf der von der Stadt jährlich organisierten Seniorenmesse sei sie auf die Betreuer-Tätigkeit aufmerksam geworden.
Renate Samotta kümmert sich um eine behinderte 70-jährige Frau – „Gisela“. Zu ihren Aufgaben zählen die Gesundheitsfürsorge, die sogenannte Vermögenssorge, Heimangelegenheiten. Außerdem vertritt sie Gisela gegenüber Behörden und Versicherungen, sowie der Kranken- und der Pflegekasse. Gisela lebt in einer Wohngemeinschaft für behinderte Menschen der Lebenshilfe. „Ich besuche sie, ich schaue, wofür sie ihr Taschengeld verwendet“, sagt Renate Samotta.
„So etwas ist eine sinnvolle Aufgabe“
Im vergangenen Jahr ist eine Seniorin verstorben, die die 66-Jährige bis zu deren Tod betreut hat. Die Frau habe in einer Alteneinrichtung gelebt. „Da habe ich mich auch eingeschaltet, wenn Sachen nicht gut liefen.“ Für die 86-Jährige habe sie die Wohnung aufgelöst und die Beerdigung organisiert. Warum engagiert sie sich für fremde Menschen? „Es macht mir Freude. Mein Mann hat seine Musik, ich mache das.“
Auch Heinrich Gion ist ehrenamtlicher Betreuer. Als Meister hat er früher bei Opel gearbeitet, später im Außendienst für eine Versicherung. „Die letzten drei Monate ihres Lebens habe ich meine Mutter intensiv betreut“, berichtet der Rüdinghauser. Da habe er gemerkt, „so etwas ist eine sinnvolle Aufgabe“.
„Lothar hat leider keine Familie mehr“
Der 63-Jährige kümmert sich um einen bettlägerigen Mann, der im Altenzentrum St. Josef in Annen lebt. „Ich besuche ihn einmal wöchentlich, begleite ihn auch ins Krankenhaus“, sagt Heinrich Gion. Im vergangenen Sommer hat er für den 78-Jährigen einen Tischkühlschrank besorgt. „Er wollte so gerne seine Getränke kühlen.“ Warum ist Heinrich Gion ehrenamtlich im Einsatz? „Es ist so schön, wenn man sieht, wie er sich freut, wenn ich komme. Lothar hat leider keine Familie mehr.“
>>> SCHULUNG STARTET IM FEBRUAR
Der Caritas-Betreuungsverein sucht gemeinsam mit der Stadt Witten ehrenamtliche Verstärkung. Am 27. Februar beginnt eine kostenlose Schulung für die, die Freude daran haben, als ehrenamtlich rechtliche Betreuer alte, kranke oder behinderte Menschen im Alltag und der Freizeitgestaltung zu unterstützen.
Die Schulung der Ehrenamtler findet an vier Dienstagen von 16 bis 18 Uhr statt. Treffpunkt ist die Sozialberatung des Caritasverbandes an der Marienstraße 36.
Ehrenamtliche Betreuer erhalten eine jährliche Aufwandsentschädigung von 399 Euro. Wer an der Schulung Interesse hat, kann sich an den Caritas-Betreuungsverein wenden. Ansprechpartnerinnen sind dort Heike Terhorst (Tel. 02302/278 3045) und Helen Hornung (Tel. 02302/ 278- 3046).