Witten. Aleyna Turgut war eines der hübschesten Silvesterbabys, geboren 1998 im Ev. Krankenhaus. Noch heute hat die Studentin engen Kontakt zur Mutter.
Alle Jahre wieder zeigen wir in der ersten WAZ-Ausgabe des Jahres auch das erste Baby des Jahres. Aber was wird eigentlich aus diesen Kindern? Eines der hübschesten Silvesterbabys war Aleyna Turgut, die am Silvestertag des Jahres 1998 im Ev. Krankenhaus als letztes Kind des Jahres das Licht der Welt erblickte. Nun ist sie 21 Jahre alt.
Im Arm ihrer Mutter Menzi Turgut, die damals mit ihren 18 Jahren noch jünger war als Aleyna heute, posierte sie damals – unbewusst – für ein Pressefoto in einer Tageszeitung, den damaligen Ruhr-Nachrichten. Ein paar Monate später schafften es Mutter und Tochter sogar auf die Titelseite vom „Samariter“, der neugestalteten Hausmitteilung der Diakonie. Dieses Titelfoto führte die Fotografin, Menzi (40) und Aleyna (21) Turgut nach mehr als 20 Jahren wieder zusammen.
Jura-Studentin möchte Richterin werden
Die Brücke dazu hatte Michael Winkler geschlagen, der damals Pressesprecher der Diakonie Ruhr und für den „Samariter“ verantwortlich war. Zufällig traf und erkannte Winkler Menzi Turgut in der Cafeteria des Evangelischen Krankenhauses und sprach sie kurz entschlossen an. Was ist denn aus den damaligen 53 Zentimetern und 3260 Gramm Mensch im Laufe der Jahre geworden?
Seit 2003 nur noch eine Entbindungsstation
2003 wurde die Entbindungsstation im Ev. Krankenhaus geschlossen: Es gab nicht mehr genug Entbindungen pro Jahr, viele werdende Eltern bevorzugten das Marien-Hospital mit seiner angeschlossenen Kinderklinik.
Das Marien-Hospital profitiert auch von weiteren geschlossenen Geburtskliniken, etwa in Hattingen. Jährlich steigt deswegen die Zahl der in Witten entbundenen Kinder an.
Heute ist Aleyna 161 Zentimeter groß und bringt 56000 Gramm – sprich 56 Kilo – auf die Waage. Sie hat sich zu einer selbstbewussten, jungen Frau entwickelt, die an der Ruhr-Universität im fünften Semester Jura studiert. Ihr ehrgeiziger Berufswunsch ist es, später einmal Richterin zu werden. Als das mittlere Kind von drei Geschwistern hat sie früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen und dem großen Bruder gerne über die Schulter geschaut.
„Meine Kindheit war sehr glücklich“, erzählt sie. Sie ist Witten treu geblieben: „Hier lebt meine Familie. Hier sind meine Freunde. Hier bin ich zu Hause. Ich wurde übrigens immer beneidet, dass ich so junge Eltern habe.“ Aufgewachsen im Stadtteil Annen, besuchte Aleyna die Bruchschule und später das Albert-Martmöller-Gymnasium, wo sie 2017 das Abitur machte. Sie findet es supercool, an Silvester Geburtstag zu haben. „Es gibt immer ein Feuerwerk, Party ohne Ende und ich muss nichts organisieren“, schmunzelt sie.
„Wie meine Mama bin auch ich ein Familienmensch“, meint Aleyna nachdenklich. „Mama war immer für uns da. Wir sind eine sehr glückliche Familie.“ Die „jugendliche“ Mutter war oft mehr Freundin, denn Autoritätsperson. „Das hat uns ganz eng gemacht“, betonen beide wie aus einem Mund.
Mutter kam mit 16 Jahren nach Deutschland
Im Alter von 16 Jahren kam damals Mama Menzi 1996 der Liebe wegen nach Witten. „Anfangs war es eine schwere Zeit“, erinnert sich Menzi Turgut. „Fuß fassen, Sprache lernen, die Kinder erziehen und nebenbei jobben. Aber Liebe versetzt ja bekanntlich Berge.“ Jetzt ist sie besonders stolz auf ihre „Mittlere“. Schließlich weiß Aleyna – genau wie sie damals – was sie will. Aus Kindern werden eben Leute.