Witten. Viele Wittener müssen sich an neue Zeiten und Strecken gewöhnen. Am Sonntag trat der neue Fahrplan in Kraft. Die Kritik daran hält weiter an.

Am Sonntag war der große Fahrplanwechsel im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Die meisten Buslinien in Witten fahren jetzt anders – was am ersten Tag der Umstellung für Verwirrung sorgt. Einige Strecken werden häufiger bedient, andere weniger oder sie fallen sogar ganz weg. Auch wenn die Busse sonntags seltener fahren als unter der Woche, machen sich die Veränderungen bereits am ersten Tag bemerkbar. Einige Fahrgäste sparten nicht mit Kritik.

Weiterhin keine guten Verbindungen in die Wittener Randgebiete

Ein neuer Streckenabschnitt für die Wittener: Die Linie 379 endet jetzt nicht mehr in Langendreer, sondern fährt weiter bis zum Ruhrpark.
Ein neuer Streckenabschnitt für die Wittener: Die Linie 379 endet jetzt nicht mehr in Langendreer, sondern fährt weiter bis zum Ruhrpark. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wir treffen eine Betroffene, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, am Sonntagmittag an der Rathaus-Bushaltestelle. Sie wohnt im schönen Kämpen, wo die Linie 375 jetzt die 320 ersetzt. Weil die Streckenführung anders ist, muss die 56-Jährige einen weiteren Fußweg zur Bushaltestelle zurücklegen. Eine Verbindung nach Kämpen gibt es nur einmal pro Stunde.

„Kämpen ist zwar ein Randgebiet, aber hier leben viele Kinder, die zur Schule in die Innenstadt fahren müssen. Da ist eine stündliche Verbindung einfach zu wenig“, sagt die Frau. Dazu kommt die lange Fahrzeit. Knapp 45 Minuten braucht der 375er nach Kämpen. Mit dem Auto geht es deutlich schneller. Dann muss man nicht erst durch ganz Heven und Herbede fahren. „Ich würde mir wünschen, dass man sich für diese Strecke noch etwas anderes überlegt, zum Beispiel eine direktere Verbindung“, sagt sie. Vor dem Fahrplanwechsel hätte es mehr Verbindungen am Wochenende gegeben. Ihr Fazit: „Vorher war es angenehmer, aber so geht es auch.“

Älteren Wittenerin fällt die Umstellung besonders schwer

Besonders für ältere Menschen ist die Umstellung offenbar schwierig, selbst wenn sich fahrplanmäßig etwas verbessert haben mag. Waltraud Schaub (83) etwa lebt im Josefshaus in Annen. Von Herbede kommt sie jetzt jetzt ohne umzusteigen mit der Linie 375 bis zur Haltestelle Dortmunder Straße. Bis einschließlich Samstag musste sie am Busbahnhof eine Dreiviertelstunde warten, um vom 320er in den 375er umzusteigen. Trotzdem gibt’s Kritik.

Sie studieren die ausgehängten Fahrpläne am Busbahnhof: Viele Wittener müssen sich auf neue Abfahrtszeiten einstellen.
Sie studieren die ausgehängten Fahrpläne am Busbahnhof: Viele Wittener müssen sich auf neue Abfahrtszeiten einstellen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Viele ältere Menschen können sich nicht mehr umstellen und die neue Anzeigen nicht lesen“, sagt die Seniorin. Sie selbst hat sich die neuen Pläne von ihrem Sohn ausdrucken lassen, um nicht an der Haltestelle danach suchen zu müssen. „Es war natürlich immer sehr angenehm, die Fahrzeiten auswendig zu kennen“, so die Wittenerin.

Auch Marlene, 81 Jahre jung, findet die Veränderungen kompliziert. „Man braucht fast schon das Abitur, um alles zu verstehen“, sagt die Dame, die nicht ihren Nachnamen nennen will. Sie hat sich im Kundencenter der Bogestra informiert. „Da musste ich mich erstmal reindenken, aber die Pläne sind zum Glück gut beschriftet.“

Hefte mit den neuen Fahrplänen und Streckennetzen liegen außerdem an der Bushaltestelle am Rathaus aus. Abgesehen davon scheint es aber keine besonderen Hinweise auf die Umstellung zu geben, zumindest nicht an diesem Sonntagmittag. Selbst am zentralen Busbahnhof: Fehlanzeige.

Ulla Herrmann (67) kommt aus Herdecke und wusste gar nichts von der Fahrplanänderung. Zu ihrem Glück ist auf der Linie 376 von Herdecke nach Witten alles beim Alten geblieben. Verwirrung herrschte trotzdem morgens bei ihr. Im Internet sei eine andere Abfahrtzeit angegeben worden als auf dem ausgehängten Fahrplan.

Wittener: Neue Fahrpläne hängen schon seit zwei Wochen

Reimund Picht (63) findet die Aushänge an den Haltestellen ebenfalls irreführend. „Die alten Pläne wurden schon vor zwei Wochen gegen die neuen ersetzt. Dadurch wusste man gar nicht mehr, welche Zeiten jetzt gelten.“ Die Fahrplanänderungen findet er „nicht so prickelnd“. „Ich steige an der Herbeder Straße ein, da hält der 320er jetzt gar nicht mehr.“ Bisher fuhr die Linie 320 die Haltestelle zumindest noch am Wochenende an.

Reimund Picht fährt viel Bus. Dass der 375er Richtung Kämpen bzw. Zentrum nun etwa 20 Minuten später an der Herbeder Straße abfährt, sei ebenfalls unpraktisch. Verschlechtert hat sich seinen Angaben zufolge auch der Anschluss von Herbede nach Bommern. Die Linie 378 fällt weg und der 379er fährt nur zu den Hauptverkehrszeiten viertelstündlich – ansonsten nur jede halbe Stunde. „Um vom 320er in den 379er umzusteigen, muss ich jetzt meistens viel länger warten“, sagt der Herbeder.

Alle Fahrplaninfos gibt’s auch im Internet

Informationen über die neuen Fahrpläne gibt es im Kundencenter der Bogestra an der Bahnhofstraße oder im Internet unter www.wirbringendichhin.de.

Wer sich direkt die richtigen Verbindungen anzeigen lassen möchte, kann die Mutti-App der Bogestra oder die VRR-Fahrplanauskunft nutzen.

Katrin (38) fährt an diesem Sonntag, dem ersten Tag der Fahrplanumstellung, mit ihrer Tochter von Witten nach Langendreer. „Gestern sind wir noch mit dem 378er gefahren, aber der fällt ja jetzt weg.“ Als beste Verbindung gilt nun die Straßenbahn. Doch auf der noch unfertigen Strecke fahren erst mal nur Ersatzbusse. Auch die Busfahrer müssen sich umgewöhnen. Bernd ist heute erstmal nur auf der Linie 320 eingesetzt. „Ich komme bisher ganz gut damit klar. Aber die nächste Zeit wird schon eine große Umstellung.“