Witten. Eine stillgelegte Eismaschine und ein Ausschankverbot wegen Rattenkot im Keller: Bei einer Razzia in Wittener Shisha-Bars blieb nichts außen vor.

Die letzten Glühweintassen auf dem Berliner Platz waren noch nicht geleert, da rollte nebenan ein Polizeitransporter nach dem anderen in den fußgängerberuhigten City-Bogen zwischen Stadtgalerie und Glühwein-Pyramide. Razzia in der Shisha-Bar!

Fast unbemerkt von dem noch laufenden Budenzauber bei Bonner drehten massive Polizeikräfte und Ordnungsamtsmitarbeiter am späteren Freitagabend (22.11.) die Shisha-Bar im ersten Stock auf links.. In einer dichten Reihe waren davor die Einsatzfahrzeuge geparkt. Es ging nicht allein um unverzollten Tabak, nach dem die Fahnder suchten, sondern auch mögliche Verstöße gegen die Bauordnung. „Nur durch eine Auflage des Bauordnungsamtes konnte eine sofortige Schließung aufgeschoben werden“, sagte ein Polizeisprecher. Gemeint war die Lounge am Berliner Platz.

60 Polizeikräfte und 15 Mitarbeiter der Stadt Witten waren im Einsatz

Drei Shisha-Bars wurden bei der Razzia in Witten kontrolliert.
Drei Shisha-Bars wurden bei der Razzia in Witten kontrolliert. © Augstein

Mehrere Besucher des Cafés hatten sich inzwischen nach draußen begeben. Der Einsatz verlief aber störungsfrei. Es war nicht das einzige „Objekt“, das Polizei und Stadt auf den Kopf stellten. Die 60 Polizeibeamten in blauer Einsatzmontur und 15 Kräfte der Stadtverwaltung statteten auch zwei Shisha-Bars an der Hauptstraße einen Besuch ab.

Die Gesamtbilanz des mehrstündigen Einsatzes: Es wurden vier leere und zehn mit offenbar unverzolltem Tabak gefüllte Dosen sichergestellt, außerdem weitere 500 Gramm Tabak, die vermutlich ebenfalls der Steuer vorenthalten werden sollten – Fälle, die das Zollamt nun weiterbearbeitet. Außerdem klickten bei einem mit Haftbefehl gesuchten Besucher die Handschellen. Zusätzlich wurden 16 Parkvergehen und sechs Verstöße gegen das Nichtrauchergesetz geahndet. Eine Person ist ein Fall fürs Ausländeramt.

Razzia soll Druck auf die Szene ausüben

Und da war ja noch die Eismaschine, die offenbar nicht den Hygienevorschriften entsprach. Jedenfalls legte das Veterinäramt sie still. Mit der Sauberkeit scheint es auch jener Betreiber nicht so ernst genommen zu haben, in dessen Keller Rattenkot gefunden wurde. Mit dem Getränkeausschank hat es sich in seinem Café wohl erst einmal erledigt.

Polizei und Stadt Witten wollen mit diesen Razzien Präsenz zeigen und Druck auf die Szene machen. „Sonst tanzen die Mäuse auf dem Tisch“, heißt es aus Ermittlerkreisen. „Wenn wir nicht aufpassen, machen die, was sie wollen.“ An ähnlichen Razzien hatte in der Vergangenheit schon Innenminister Herbert Reul teilgenommen.

Betrieb in den einzelnen Wittener Cafés ging nach der Kontrolle offenbar weiter

Er hat bei Debatten im Landtag gemahnt, viele Bars seien ein Brennpunkt für „krumme Geschäfte“, Geldwäsche und Clan-Kriminalität. Auch vor dem giftigen Kohlenmonoxid wird in geschlossenen Räumen gewarnt,. Es könne entstehen, wenn Wasserpfeifen durch Kohlen erhitzt werden, die lange schwelen. Die Wasserpfeifen werden in den Bars geraucht.

Der Betrieb in den drei Wittener Cafés ging am Freitagabend nach der Polizei-Razzia offenbar weiter. Es war nicht die erste Kontrolle dieser Art und vermutlich auch nicht die letzte. Anfang Januar waren die Shisha-Bars in Witten bei einer revierweiten Großrazzia gegen Clan-Kriminalität ebenfalls überprüft worden. Die Ordnungsbehörden sitzen den Betreibern weiter im Nacken.