Witten. Wittens neues Kinder- und Jugendparlament ist gewählt. Doch nur die Hälfte der Schulen hat Vertreter entsandt. Das ärgert den Schuldezernenten.

Das neue Kinder- und Jugendparlament (Kijupa) der Stadt ist gewählt. Doch zu seiner ersten Sitzung haben gerade mal sechs der 14 weiterführenden Schulen Vertreter ins Rathaus geschickt. Das berichtete Kijupa-Sprecher Thilo Prünte jetzt dem Jugendhilfeausschuss.

Die Nachricht stieß auf großes Unverständnis. „Erstaunt bis erschüttert“ nahm Schuldezernent Frank Schweppe die Mitteilung zur Kenntnis, dass weniger als die Hälfte der Schulen Abgeordnete entsandt haben. „Das hinterlässt mich ratlos. Ich weiß wirklich nicht, was wir noch machen sollen“, so Schweppe. Das Kijupa in Witten habe schließlich eine lange Tradition. Er habe gedacht, dass die Schulen das Thema „Teilhabe“ besser besetzen würden.

Wittener Kijupa will jetzt auch auf die Grundschulen zugehen

Dem gebe es nichts hinzuzufügen, sagte der Ausschussvorsitzende Thomas Richter. „Traurig“ sei das Ergebnis. Witten habe das Parlament einst gegen viele Widerstände durchgesetzt und als eine der ersten Städte mit vielen Rechten ausgestattet, etwa dem Direktantragsrecht. „Und jetzt wird das torpediert – warum auch immer.“

Auch Parlamentssprecher Thilo Prünte kann das Verhalten der Schulen nicht verstehen. „Klar bin ich enttäuscht – aber hallo!“ Man habe viel, viel Arbeit in die Vorbereitung der Wahlen gesteckt. Denn in den letzten zwei Jahren sei die Luft etwas raus gewesen. „Wir wurden gefühlt immer weniger.“ Er habe gehofft, mit den Neuwahlen das Interesse am Parlament und seine Bekanntheit wieder steigern zu können.

Bei einer Versammlung aller Schulleiter im September habe er daher zusammen mit dem Kinder- und Jugendbeauftragten Paul Anschütz das Kijupa noch einmal vorgestellt. Es seien Mappen mit allen Unterlagen zur Wahl und Anschreiben an die Lehrer der Schülervertretungen verteilt worden. „Wir haben sogar Listen für die Wahlzettel ausgedruckt“, so der 17-Jährige. „Man kann also wirklich sagen, wir haben es den Schulen mundgerecht serviert.“

Mit einem Workshop startet das Wittener Kijupa meist in die neue Legislaturperiode. Bei dem Treffen im Januar 2018 stellten Amy Goerke, Debora Schulze, Marie Di Carlo, Tim Gerling, Finn Löhr und Jnathan Owerberg zusammen, was sie sich für Witten wünschen.
Mit einem Workshop startet das Wittener Kijupa meist in die neue Legislaturperiode. Bei dem Treffen im Januar 2018 stellten Amy Goerke, Debora Schulze, Marie Di Carlo, Tim Gerling, Finn Löhr und Jnathan Owerberg zusammen, was sie sich für Witten wünschen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Schulleiter hätten aber bemängelt, dass sie für die Wahlen – sie mussten bis 31. Oktober durch sein – zu wenig Zeit hätten, zumal ja im Oktober noch die Herbstferien dazwischenkamen. Thilo kann das verstehen, sagt aber: „Eigentlich soll das Parlament seine Arbeit schon vier Wochen nach Schuljahresbeginn aufnehmen.“ Und die sechs Schulen, die Vertreter geschickt hätten, würden ja zeigen, dass es Zeit genug gegeben habe.

Das Interesse der Schüler vor den Wahlen war groß

Interesse auf Schülerseite war offenbar ebenfalls durchaus vorhanden. Im Vorfeld der Wahlen fand im Rathaus noch ein Infotag statt. „Der Saal war rappelvoll, insgesamt waren rund 130 Schülerinnen und Schüler da“, sagt der städtische Kijupa-Beauftragte Paul Anschütz. Am Ende der Veranstaltung hätten die meisten Jugendlichen gesagt, „sie hätten jetzt echt ‚Bock‘, sich wählen zu lassen und mitzumachen“.

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Die Jugendvertreter wollen nun die Schulen noch einmal direkt ansprechen und ihnen ihr Anliegen „sehr, sehr deutlich machen“, versichert Thilo. „Außerdem haben wir uns überlegt, wir gehen jetzt mal auf die Grundschulen zu“, so der Kijupa-Sprecher. So soll es an der Vormholzer Grundschule einen Workshop aus dem Programm „Demokratie leben“ geben. Paul Anschütz erklärt: „Wir versuchen etwas Neues. Und vielleicht haben wir ja dann im nächsten Jahr motivierte Fünftklässler, die ihr Recht einfordern.“

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Das wünscht sich auch Thilo Prünte. „Im Kijupa werden wir wirklich gefragt, was wir wollen. Wir können wirklich was bewegen!“ Daher hoffe er, das die Plätze bald wieder voll besetzt sein werden. „Und dass Wittens Kinder- und Jugendparlament noch 100 Jahre lang stabil arbeiten kann.“