Witten. . Voll besetzt ist die traditionelle Jahreslesung in Haus Witten. Auch der Literaturkreis in der Volkshochschule wird gut besucht.

Der Autorinnen- und Autorentreff der Vhs präsentierte bei seiner traditionellen Jahreslesung vielfältige Prosa und Lyrik. Viele der Texte beschäftigten sich mit den verschiedenen Facetten des Begriffs „Heimat“.

„Wo gehören wir hin?“ Unter diesem Leitsatz stand die Jahreslesung des Wittener Autorentreffs der Vhs, die am Samstag im Haus Witten stattfand. Die neue Fachbereichsleiterin der Volkshochschule, Inna Verhovskaja, nutzte diese Veranstaltung, die ihr sehr am Herzen liegt, um sich vorzustellen. Autorentreff-Leiter Hans-Werner Kube erklärte dann, dass sich das diesjährige Motto von allein ergeben hat: „Als wir merkten, dass sich fast alle Texte mit der Frage der inneren oder äußeren Heimat beschäftigen, erschien uns diese Überschrift sehr passend.“

Lyrik und Prosa, formal und inhaltlich bunt gemischt, stellten die zehn Autoren und Autorinnen dem interessierten Publikum vor – der Festsaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Diese Vielfalt machte den besonderen Reiz der Lesung aus. Gut gewählt, begann Christine Laurenz-Eickmann mit ihrem Gedicht „Warum nicht Witten?“. Darin schildert sie humorvoll die Vorzüge der Ruhrstadt ausgerechnet aus der Sicht einer zugezogenen Münsteranerin. Ebenfalls sehr launig kamen die Geschichten „anner Theke“ von Helmut Rinke daher. In seinen „Dönekes“ ließ er die Kneipengäste über die Vorzüge und Nachteile seniorengerechter Autos diskutieren und erzählte in „Vertragsverlängerung“ die Geschichte einer besonderen Ehe.

Sehr viel ernster war die Thematik im Gedicht „damals“. Erika Torberg-Kochinke schildert einen Flüchtlingstreck im Zweiten Weltkrieg in kurzen und bewegenden Einzelszenen. Auch Elisabeth Mügel warf mit der Geschichte „Aus den Fugen geraten“ einen Blick in die deutsche Vergangenheit und erzählte von einer jungen Frau in Ostpreußen, die trotz vieler Schicksalsschläge ihren Weg findet.

Tilman Wolf, der die Jahreslesung fast traditionell als Pianist begleitet, sorgte mit Stücken von Chopin, Schubert und Bach für die musikalischen Highlights des Nachmittags. Besucherin Marianne Zander war begeistert: „Wunderschön, die Musik.“ Auch die literarischen Darbietungen, die ja im Mittelpunkt standen, gefielen ihr: „Da ist vieles dabei, was ich sehr ansprechend finde. Ich erlebe das erste Mal eine solche Form der Lesung mit und muss mich erst an die unmittelbare Form des Vortrags gewöhnen.“

Hans-Werner Kube freut sich, dass der Zulauf zu dieser Veranstaltung in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat: „Die Nachfrage wird größer. Und auch die Altersstruktur des Kurses ist besser durchmischt als früher.“

Autorin Barbara Finke-Heinrich ist seit 2001 Mitglied des Literaturkreises: „Der Austausch ist das Wichtige bei unseren Treffen. Man bekommt sofort eine Reaktion auf das Geschriebene. Und die Anregungen bringen mich weiter.“ Wie wenig genügt, um der Fremde ihre Bedrohlichkeit zu nehmen, bringt sie in ihrem Gedicht „Freund“ in wenigen Worten zum Ausdruck: „Ein Lächeln, eine Tasse warmer Tee – ich bin keine Fremde mehr.“