Witten. Wie können wir in Witten nachhaltiger leben? Das hatte die Klima-Allianz die Bürger gefragt. Nun zeichnete sie die besten Ideen aus.

Ein Pfandsystem für Becher oder Holzabfälle als Brennmaterial: Die Klima-Allianz hat Bürgerideen ausgezeichnet, die den Umweltschutz vor Ort vorantreiben sollen. Beim Klima-Markt Ende September hatte die Allianz kreative und vielfältige Vorschläge gesammelt. Drei von ihnen wurden nun bei einem Impulsabend der Klima-Allianz prämiert.

Einer der Preisträger, der Engländer Justin Mathews, kam vor zehn Jahren von der Insel nach Witten und ist geblieben. Er arbeitet als Baumpfleger. Daher kommt auch seine Idee: Es handelt sich um ein Konzept zur Weiterverwendung von Holzabfällen aus Witten und Umgebung. Das Holz soll zu einer homogenen Masse verarbeitet werden, die anschließend zur Beheizung öffentlicher Gebäude dient.

„Es geht auch um den Respekt vor Bäumen“

Als Baumpfleger erlebt Justin Mathews das Problem hautnah mit. Denn viele Bäume würden einfach beseitigt, wenn sie nicht als Feuerholz taugten. „Es geht mir auch um den Respekt vor Bäumen. Es ist schlimm genug, dass sie gefällt werden müssen“, sagt der 46-Jährige.

Zahlreiche Besucher hörten den Vorträgen beim „Impulsabend“ der Klima-Allianz im Foyer der Wittener Stadtwerke zu. Im Anschluss wurden die besten Bürgerideen für mehr Klimaschutz ausgezeichnet.
Zahlreiche Besucher hörten den Vorträgen beim „Impulsabend“ der Klima-Allianz im Foyer der Wittener Stadtwerke zu. Im Anschluss wurden die besten Bürgerideen für mehr Klimaschutz ausgezeichnet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Mit seiner Idee möchte Mathews dazu beitragen, Holzabfälle als Energieträger zu nutzen. Das Heizen mit Holz ist nahezu CO2-neutral. Da die Bäume bei der „Holzproduktion“ selbst kein CO2 erzeugen, sondern speichern, wird auch nur dieses CO2 wieder frei, wenn man die Restholzbestände energetisch nutzbar macht. Das Holz soll beispielsweise Gas und Öl ersetzen.

Idee zu Pfandsystem kam beim Bahnfahren

Ähnlich alltagsbezogen wie Justin Mathews Idee ist der Einfall von Sandy Kokoschka. Sie will sich für ein Pfandsystem für To-Go Becherin Witten einsetzen, um dem enormen Müllverbrauch eine ökologische Alternative gegenüberzustellen. Die Biochemie-Studentin hatte die Idee beim Bahnfahren.

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„Ich kaufte mir in Essen einen Kaffee. Auf der Fahrt nach Bochum kam mir dann der Gedanke, warum es nicht ein System gibt, das es möglich macht, meinen in Essen gekauften Becher in Bochum abzugeben, statt ihn dort in den nächsten Mülleimer zu schmeißen, sagt Sandy. Für das Pfandsystem müssten die Becher vereinheitlicht werden.

Viele tausend Becher landen pro Stunde im Müll

„Das ist so wie bei Pfandflaschen. Sobald die Menschen sich daran gewöhnen, ist das kein Problem mehr“, sagt die Klimaschützerin. Oft würde man den eigenen To-Go-Becher doch zuhause vergessen, so dass man wieder zur Einweg-Alternative greife. 320.000 Einwegbecher landeten in Deutschland pro Stunde im Müll.

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Lokales Wirtschaftsformat soll entstehen

In Deutschland gibt es bereits Unternehmen, die ein Pfandbecher-System anbieten. So zum Beispiel Recup aus München.

Ebenfalls prämiert wurde Rolf Weber für seine Idee der Ausrichtung eines lokalen Wirtschaftsformats mit der Leitfrage „Wie wollen wir zukünftig wirtschaften?“. Der Fokus soll hierbei auf Menschenwürde, Solidarität und ökologischer Nachhaltigkeit liegen, nach denen Unternehmen anhand eines Punktesystems bewertet werden.

Die Klima-Allianz arbeitet nun an der Umsetzung der Ideen. Weitere Infos unter www. Klima-allianz-witten.de

Strohhalme, von denen weltweit täglich drei Millionen in den Abfall geworfen werden, sollen ab 2021 verboten sein. Für die Einwegbecher ist so etwas bislang nicht in Sicht. Da käme die Idee mit den Pfandbechern gerade richtig. „Die Klima-Allianz wird sich zusammensetzen und wir werden versuchen, die Idee in die Tat umzusetzen“, sagt die junge Wittenerin.

Die Klima-Allianz wurde im Sommer ins Leben gerufen, unter anderem von Werner Frischmann (78), der auch in der Bürger-Energie-Genossenschaft aktiv ist. „Wir wollen die Menschen in gewisser Weise wachrütteln. Denn jeder kann etwas für den Klimaschutz tun“, sagt der engagierte Rentner.