Witten. Jessica Bosch lebt seit zwei Jahren vegan. Sie will anderen den Verzicht auf tierische Produkte näher bringen – etwa bei einem Mitbringbrunch.
Etwa eine Million Menschen leben in Deutschland vegan, verzichten also auf alle tierischen Produkte. Eine von ihnen ist die Wittenerin Jessica Bosch. Vor zwei Jahren entschied sich die 28-Jährige, fortan Fleisch, Milch, Eier etc. von ihrem Speisezettel zu verbannen. Die junge Frau möchte ihre Lebensweise auch anderen Menschen näher bringen und Gleichgesinnte miteinander vernetzen. Dafür hat sie die Initiative „veganwitten“ ins Leben gerufen – und einen veganen Mitbringbrunch im Lokal an der Wiesenstraße.
Nicht zuletzt, weil die 28-Jährige selbst eine Veranstaltung dieser Art in ihrer Heimatstadt vermisst hat, organisiert sie seit August einmal im Monat das gemeinsame späte Frühstück im Wiesenviertel. „Leute, die neugierig sind, können einfach vorbeikommen und sich austauschen“, sagt Jessica Bosch. Beim Essen in ungezwungener Atmosphäre sollen so in erster Linie Menschen aufeinandertreffen, die „Lust auf diese Lebensweise haben“.
Schon weniger Fleisch zu essen, sei ein erster, wichtiger Schritt
Vegan zu sein, ist aber keine Voraussetzung, um mitschlemmen zu können. Die Psychologin will die Hemmschwelle möglichst gering halten. „Wer möchte, kann hier auch einfach einen schönen Vormittag verbringen.“ Denn sie möchte nicht missionieren. „Aber ich finde es eine gute Sache, wenn Menschen anfangen, darüber nachzudenken, was sie essen und wie ihre Lebensmittel produziert werden.“ Dabei zählt für Jessica jeder kleine Schritt. „Ich finde es auch super, wenn jemand seinen Fleischkonsum reduzieren möchte.“
Vom stereotypen Bild des dogmatischen Veganers, der streng jeden verurteilt, der nicht so denkt wie er, ist die Wittenerin meilenweit entfernt. „Ich will niemanden abschrecken, sondern alle einladen.“ Beim Brunch soll daher auch der Genuss nicht zu kurz kommen. „Ich esse selbst sehr gerne. Vegan zu kochen, ist total lecker und gar nicht so aufwändig, wie man denkt.“ Auch das wolle sie vermitteln – ein paar Rezeptbücher dürfen beim Brunch deshalb nicht fehlen. Ebenso wie Infomaterial, falls ein Gast sich weiter mit dem Thema „Veganismus“ beschäftigen möchte.
Vorher war die junge Wittenerin der typische „Flexitarier“
Jessica Bosch selbst ist über ein persönliches Experiment zur Veganerin geworden. „Davor war ich der typische Flexitarier, habe also ab und zu Fleisch gegessen, wenn auch nicht viel.“ Je mehr sie sich allerdings damit beschäftigte, was sie da aß und unter welchen Bedingungen die Nutztiere leben, die die für uns alltäglichen Lebensmittel wie Milch und Eier liefern, desto mehr stellte sie ihre bisherige Ernährung in Frage. Das mit der industriellen Massentierhaltung verbundene Leid gab schließlich für sie den entscheidenden Anstoß.
„Dann habe ich einfach gesagt, ich probiere es jetzt mal ein, zwei Wochen vegan.“ Ohne Druck, nur um es auszuprobieren. „Und die Umstellung fiel mir nicht so schwer, wie ich es erwartet hätte“, erinnert sich die 28-Jährige. Klar, man müsse zu Beginn auch viel experimentieren. „Bei Joghurt und Quark etwa hat es ein bisschen gedauert, bis ich meinen liebsten Alternativen gefunden hatte.“ Aber genau das habe ihr Spaß gemacht. „So habe ich auch viele neue Lebensmittel entdeckt.“ Seit ihrer „Test-Woche“ ist Jessica Bosch vegan geblieben. „Ich habe gemerkt, dass ich mich damit gut fühle, sowohl körperlich als auch seelisch.“ Letzteres vor allem wegen der Tiere, deren Wohlergehen ihr schon immer am Herzen gelegen habe.