Witten. Witten erlebt einen Kulturschock: Über 40 Künstler aus der freien Szene und vom Kulturforum stellen sich am 19. Oktober in der Bahnhofstraße vor.
Ein Kulturschock erwartet die Wittener am Samstag, 19. Oktober. Aber keine Angst – der Schock steht für das alte Maß von 60 Stück. So viele Künstler wollten die Organisatoren Kerstin Glathe und Martin Strautz unter einen Hut bringen. Fünf Dutzend sind es nun zwar doch nicht ganz geworden, aber über 40 Präsentationen von Wittener Kulturschaffenden wird es an diesem Tag geben. Das Besondere dabei: Freie Szene und Stadt arbeiten zusammen.
Leerstehende Citypassage wird zur großen Galerie
Stattfinden soll das eintägige Festival auf der unteren Bahnhofstraße, die so mit Musik und Theater belebt werden soll. Bei der Suche nach geeigneten Spielorten stieß Strautz auf die leerstehende City-Passage, und es gelang ihm, den Eigentümer von dem Konzept zu überzeugen. „Das war ein echter Glücksfall für uns“, sagt er. Seit September dürfen die verlassenen Geschäfte – zuletzt verkaufte hier noch der Textil-Discounter Zeeman – nun schon für Ausstellungen genutzt werden, auch die letzten Sagentage fanden bereits in der Passage statt. Beim Kulturschock sollen die sechs Ladenlokale bis hin zum Kugelbrunnen vor der Stadtgalerie „randvoll mit Kunst sein“, versprechen die beiden Organisatoren. Außerdem finden verschiedene Veranstaltungen etwas weiter unten in der Straße im Unikat Club – dem früheren Tedi – statt.
Vertreten sein werden Künstler aus Witten und Künstler aus aller Welt, die in Witten heimisch geworden sind. „Etwa ein Drittel der Vorführungen sind internationale Acts“, so Kerstin Glathe, die zusammen mit Martin Strautz die Idee, die von der Kulturplattform geboren worden war, in Eigenregie umgesetzt hat. Sie ist dankbar über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. „Wir sind von allen mit offenen Armen empfangen worden.“ Das Stadtmarketing habe viele Wege für die Veranstaltung geebnet, viele Formalitäten geklärt und außerdem das Zusammenspiel mit der Kneipennacht, die im Anschluss an das Festival stattfinden wird, geregelt. So werden im Programmheft für den Tag beide Veranstaltungen aufgeführt.
Alle Institute des Kulturforums wollten eigentlich mit am Start sein
Was die Organisatoren auch sehr freut: Alle Institute des Kulturforums wollten am Start sein. Die Ensembles der Musikschule mussten zwar letztlich doch noch absagen – dem Termin in den Ferien geschuldet – aber Kulturbüro, Saalbau und Bibliothek machen mit. Sie informieren an einem Stand nicht nur über ihre Arbeit, sondern laden Kinder und Jugendliche auch zu Graffiti-Workshop und Erzähltheater ein. Das Märkische Museum zeigt in einer Präsentation Bilder aus dem Museumsbestand, die Geschichte der Kunstwerke wird dabei von Fachleuten vom Förderverein erklärt. Und das Stadtarchiv präsentiert einen Teil der Flüchtlings-Ausstellung „Wegzeichen“.
„Dieses Festival ist wirklich ein wertvoller Impuls der freien Szene“, lobt Harald Kahl, der gerade erst mit dem EN-Kunstpreis ausgezeichnet worden ist. Einerseits bringe der Kulturschock die Kunst in die Stadt zu den Menschen. Andererseits habe es eine solche Zusammenarbeit aller Kulturschaffenden in Witten in dieser Form lange nicht mehr gegeben. Juana Andrisano vom Kulturbüro: „Das ist klasse, denn gemeinsam sind wir mehr Kultur.“
Zum Start ziehen Trommler durch die Stadt
Los geht das Programm am 19. Oktober um 12 Uhr auf dem Rathausplatz. Die Trommler von Djembe-Meister Kebba D. Bojang ziehen durch die Stadt, um auf den Kultuschock aufmerksam zu machen. Außerdem werden in einer Performance je drei Fotoinstallationen an fünf Standorten in der Innenstadt aufgebaut.
Von 14 bis 19 Uhr gibt es dann im Stundentakt an der unteren Bahnhofstraße bis hin zum Kugelbrunnen Vorführungen. Anschließend startet die 11. Wittener Kneipennacht.
„Da sind Zäune eingerissen und Gräben zugeschüttet worden“, freut sich Organisatorin Kerstin Glathe. Sie ist zuversichtlich, dass es nicht bei einem Schock bleiben wird. Im nächsten Jahr könnte es über den Sommer – so die erste Planung – viele kleinere Veranstaltungen geben, bis dann im Oktober der zweite große Kulturschock kommt. „Den wir dann möglichst mit einem autofreien Samstag im nächsten Jahr feiern wollen.“ Und wenn die City-Passage dann (hoffentlich) nicht mehr leer stehen sollte? „Dann wir finden wir andere Räume, das schaffen wir!“