Witten. Gerade aus Spanien zurück, freut sich der Wittener Saxofonist Wolf Codera auf eine besondere „Session Possible“. Diesmal hat er es nicht weit.
Vor einem Jahr ist Wolf Codera (57) zurück nach Witten gezogen, weil er näher bei seinen Eltern wohnen wollte. Doch dann haben seine Frau und er sich getrennt. „Ich wollte aber in der Wohnung bleiben und musste das finanzieren“, sagt der bekannte Saxofonist. Er hat dann aus einem Teil der Wohnung ein Studio gemacht, in dem er und seine Kollegen Musik aufnehmen können. Die Aufnahmekabine sieht etwa so aus wie eine Telefonzelle.
Über eine Messe kannte er einen Mann, der solche Kabinen im spanischen Barcelona herstellt. „So bin ich dahingeflogen, um mir eine anzusehen“, erzählt der Wittener. Er hat aber noch andere Beziehungen zu dem Land. Seine Schwester lebt in Sitges, nahe Barcelona. „Sie spricht nicht nur fließend Spanisch, sondern auch Wirtschaftsspanisch, weil sie in einem Weinhandel arbeitet. Und so beherrscht sie auch Fachausdrücke wie Einkommenssteuer und Transportkosten“, so Codera.
Die Kabine kam in Einzelteilen. Da war schon alles vormontiert und man musste es nur noch zusammenbauen wie bei Lego. Die Schallschutzkabine sorgt laut Codera dafür, dass bei Aufnahmen selbst dann nichts zu hören ist, wenn ein Düsenjet darüber fliegt oder ein Bohrmeißel auf der Straße hämmert.
Durch die Clubs in Barcelona gezogen und Musiker gehört
Gerade erst ist er wieder aus Spanien zurückgekehrt. Gerne zieht der Ruhrstädter durch die Clubs in Barcelona. „Ich habe mir Musiker angehört. Die spielen auch wie bei unserer Session Possible, allerdings in kleinerer Besetzung. Wenn da 150 Leute kommen, ist das schon viel“, sagt der Wittener Musiker, der bei seiner an Rhein und Ruhr beliebten Reihe meist über 300 Gäste zählt. Wenn man von einer Weltstadt sprechen könne, dann von Barcelona, sagt Codera. Er komme mit dem Flugzeug und wohne bei seiner Schwester. Um kein Saxofon mitnehmen zu müssen, habe er extra eins für Barcelona gekauft. Zuhause schickten ihm die Produzenten Audiodateien zu, auf denen er dann an bestimmten Stellen etwas einspiele. Etwa Einleitungen oder Soli.
Dabei kommt ihm ein besonderes Mikrofon eines japanischen Herstellers zugute. Das kostete in den Achtzigern 7500 Mark. Das hat ihm ein Bremer Produzent als Dauerleihgabe gegeben. Das Besondere daran: Das Mikro hat keine Klangveränderungen. „Davon gibt es vielleicht 20 in Europa“, sagt Codera. Im Moment ist er erkältet, die Klimaanlage im Flugzeug. Dabei braucht der Mann Luft, wenn er seine gefeierten Einlagen an Saxofon oder Klarinette gibt.
Vor dem 30. Einheitstag tritt der Wittener erstmals im Saalbau auf
Die nächste Session Possible in Witten soll etwas ganz Besonderes werden. Ausgerechnet hier feiert er am Mittwoch, 2. Oktober, eine Premiere. Vor dem 30. Einheitstag spielt Codera erstmals im Saalbau. Mit seiner Party-Session mischt er sich wieder unters Volk, die Bühne steht im Foyer und damit direkt im Publikum.
Stargast ist Marina Gonzalez, laut Codera eine der besten Flamencotänzerinnen der Welt. Am Schlagzeug sitzt diesmal Ralf Gustke, der sonst bei Xavier Naidoo oder Projekten wie Schiller auftritt. Dann sind noch bekannte katalanische Musiker wie die Gitarristin Brigida Hernandez, die schon kürzlich umjubelter Star bei der Session Possible in Hattingen war und mit Wolf Codera in Spanien das Duoprojekt „Leona y Lobo“ macht. Lobo ist der spanische Name für Wolf.
Idee zur Session Possible kam Codera bei einer Musical-Tournee vor 20 Jahren
Die Idee zu der erfolgreichen „Session-possible-Reihe“ kam Wolf Codera bei einer Musical-Tournee vor 20 Jahren mit Anna Maria Kaufmann und Peter Hoffmann. Bei den Proben haben sie die Stücke immer anders gespielt als üblich. Das Phantom der Oper beispielsweise als Rock- oder Jazzstück. „Bei der Tournee habe ich unheimlich viele Musiker und Produzenten kennengelernt’“, erinnert sich der Wittener. Zu Claus Fischer, dem Ex-Mann von Anke Engelke, habe er dann gesagt, das würden sie mal gegen Geld machen. Und so entstand 2002 Session possible. Der erste Auftritt war in Haus Witten.