Witten. Gleich mehrere Baumriesen im Wittener Stadtgebiet gibt es nicht mehr. Eichen und Linden litten nach dem trockenen Sommer unter Schädlingen.

Der vergangene Sommer mit seinen Hitzerekorden und der langen Dürre hat den Straßenbäumen im Wittener Stadtgebiet zu schaffen gemacht. Die Folgen werden in diesen Tagen sichtbar: Mehrere große und markante Bäume mussten gefällt werden.

Im Hochsommer hatte die Stadt versucht, Schlimmstes zu verhindern: Jüngere Bäume, die noch nicht sehr tief in der Erde verwurzelt sind, wurden regelmäßig von den Ökotrupps der Stadt gegossen, auch die Freiwilligen Feuerwehren und die Polizei mit ihrem Wasserwerfer halfen dabei fleißig mit. Ältere Bäume kommen zwar besser mit der Trockenheit klar, doch sie wurden geschwächt und sind dadurch anfällig für Pilze und Forstschädlinge, sagt Baumschutzexperte Carsten Heier vom Betriebsamt. Der Borkenkäfer macht den Fichten im Stadtwald zu schaffen, der Prozessionsspinner den Eichen. Auch das Eschentriebsterben oder die Rußrindenkrankheit beim Ahorn seien auf Schädlinge zurückzuführen.

Astbruch nach Trockenheit: die Eiche am Lutherhaus.
Astbruch nach Trockenheit: die Eiche am Lutherhaus. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Da ist zum Beispiel eine dicke Eiche am Lutherhaus in Bommern: Aufgrund der Trockenheit ist ein dicker Ast abgebrochen, der stattliche Baum ist nun mit Flatterband abgesperrt. Bereits gefällt ist eine Eiche, die an der Annenstraße neben der Unterführung des Rheinischen Esels stand.

Sturm zerstörte Stadtpark-Linde

Laut Heier hatten Baumpilze das Holz dieser Eiche zersetzt, der Wind hatte bereits mehrere große Äste abgerissen. Zum Schluss drohte der Baum auseinanderzubrechen. „Im Urwald, weit entfernt von Wegen, kann ein solcher Baum stehen bleiben und erfüllt eine wichtige Funktion in der Nahrungskette. In der Stadt wäre das aber viel zu gefährlich. Da gilt die Verkehrssicherungspflicht.“

Im Lutherpark hatte ein Sturm eine große Linde zerstört. Dass dieser Baum gefällt werden musste, hatte Folgen für zwei weitere Bäume, die direkt daneben standen: Zuvor schirmte sie die Linde vom Wind ab, jetzt stehen sie frei. Damit sie keine Angriffsfläche bieten, mussten ihre großen Kronen verkleinert werden. Zum Schutz vor der Sonne wurden die Äste anschließend weiß eingepinselt. An der Bergerstraße steht zudem ein markanter Mammutbaum nicht mehr – er war vom Pilz befallen, drohte ebenfalls auseinanderzubrechen.

Stadtbäume leiden unter Abgasen und Salz

„Es ist wichtiger denn je, abgestorbene Bäume durch besonders widerstandsfähige Arten, die besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen, zu ersetzen“, sagt Heier. Entsprechend der Baumschutzsatzung wird für jeden gefällten Baum ein neuer gepflanzt, oft an einem anderen Standort: „Der Mammutbaum stand zum Beispiel an einer Stelle, an dem ein Baum keine große Zukunft hat.“ Denn Stadtbäume leiden: nicht nur unter der Trockenheit, auch unter den Abgasen oder Streusalz.

Gepflanzt werden demnächst 60 Bäume an der Pferdebachstraße, weitere im Lutherpark, im Stadtpark und im Pferdebachtal. Das Betriebsamt setzt auf Hopfenbuche oder Amur-Korkbaum. Und auf einen Sorten-Mix. „Wir pflanzen kein Alleen mehr aus nur einer Baumsorte“, erklärt Heier. Denn dann könnten Schädlinge schneller übergreifen. Von einem Blickfang wie den einheitlichen Platanen an der Husemannstraße muss man sich damit verabschieden.