Witten. Beim Bau des Café del Sol wurde 2014 ein historisches Gemäuer entdeckt: ein Teil der Zeche Frischauf, die eigentlich 1982 verfüllt worden war.

Da steigt ein Mann in die Unterwelt, in einen Schacht, der mit einem ganz normalen Gullydeckel abgedeckt ist. Unsere Rätselbilder zeigten auch eine Leiter mit 25 Sprossen. Wohin führten diese? Des Rätsels Lösung: in die Haspelkammer der ehemaligen Zeche Frischauf am Rande der Wetterstraße, runde 150 Meter von der Einmündung Ruhrstraße entfernt. Sowohl den Kanaleinstieg als auch den Ort, zu dem er einst führte, gibt es nicht mehr. Nur wenige Wittener haben diesmal herausbekommen, was die Aufnahmen von Davide Bentivoglio zeigten.

Die Schaufelfabrik Bredt & Co, nahe der Ruhrdeichkreuzung, um 1967: Ziemlich genau dort stand einst die Zeche Frischauf. Diese Perspektive wäre heute nicht mehr zu wiederholen, denn um dieses Foto machen zu können ist der Fotograf damals etwa 30 Meter auf den Schornstein der Dampfmaschinen der Stadtwerke geklettert - der Schornstein aber ist inzwischen längst abgebrochen worden.
Die Schaufelfabrik Bredt & Co, nahe der Ruhrdeichkreuzung, um 1967: Ziemlich genau dort stand einst die Zeche Frischauf. Diese Perspektive wäre heute nicht mehr zu wiederholen, denn um dieses Foto machen zu können ist der Fotograf damals etwa 30 Meter auf den Schornstein der Dampfmaschinen der Stadtwerke geklettert - der Schornstein aber ist inzwischen längst abgebrochen worden. © Davide Bentivoglio    

Die Fotos entstand 1982 bei einer Befahrung, um den Zustand der Anlage zu untersuchen. Kurz danach wurde alles mit Beton verfüllt. Der Wittener Bergbauexperte Hans Jürgen Lewer war dabei, als die Haspelkammer von Vertretern des Bergamts Recklinghausen sowie von Eon erkundet wurde. Das Schicksal der Zeche Frischauf könne man nachlesen im Jahrbuch für Orts- und Heimatkunde 53, Jahrgang 1939, von Bergrevier-Oberinspektor Moritz Wilhelm aus Bommern und 2009 in dem Buch „Steinkohle unter Witten“ von Gerhard Koetter, rät er.

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Darin steht: Die Zeche Frischauf hatte ein sehr kleines Grubenfeld, das trotzdem gute Gewinne brachte. Das ehemalige Zechenhaus mit dem Stolleneingang befand sich einst am Rande der ehemaligen Schüppenfabrik Bredt & Co.. Auf dem bekannten Panoramabild von Fr. Goebel von 1886 ist das Zechenhaus noch gut zu sehen.

Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg

Vor 1739 hatte es einen Abbau gegeben, der 1844 wieder aufgenommen wurde. Ab 1849 wurde ein tonnlägiger Förderschacht (Wilhelmine) abgeteuft. Er erhielt ein damals übliches Schachthaus, in dem die Dampfmaschine für die Förderung stand. Die Förderung lag bei respektablen 20.000 bis 30.000 Tonnen im Jahr. Für 1855 ist ein Förderung von 1,2 bis 1,4 Tonnen pro Mann und Schicht belegt. Diesen Wert erreichten viele spätere Zechen in der Anfangsphase nur mit Mühe. 1871 wurde die Zeche von Ver. Franziska übernommen und der Schacht Wilhelmine 1873 aufgegeben.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Haspelkammer als Luftschutzbunker benutzt. Heute liegt die Betriebsfläche unter den

In der Haspelkammer von Frischauf: Links der Leiter des Bergamtes Recklinghausen, Dr. Aloys Berg, der auch lange Jahre der erste Vorsitzende des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier war. Jetzt ist es Klaus Lohmann. Daneben, mit dem Rücken zur Kamera, der Wittener Bergbauingenieur Horst Müller. In diesem Raum stand einst die Dampfmaschine, die die Kohlen aus der Tiefe über den tonnlägigen Schacht nach oben zog. Das Wort „Abort
In der Haspelkammer von Frischauf: Links der Leiter des Bergamtes Recklinghausen, Dr. Aloys Berg, der auch lange Jahre der erste Vorsitzende des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier war. Jetzt ist es Klaus Lohmann. Daneben, mit dem Rücken zur Kamera, der Wittener Bergbauingenieur Horst Müller. In diesem Raum stand einst die Dampfmaschine, die die Kohlen aus der Tiefe über den tonnlägigen Schacht nach oben zog. Das Wort „Abort" an der Wand verrät, dass dieser Raum im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker benutzt wurde.   © Davide Bentivoglio

Bahngleisen und dem Stadtpark. Das eigentliche, noch gut erhaltene Gewölbe des Stolleneingangs wurde 2014 im Zuge der Errichtung der Restaurantkette Café del Sol entdeckt. An diese Entdeckung konnten sich noch einige Leser erinnern. Etwa Christina Wildvang und Gerd Gahr. Er schreibt: „An dieser Stelle wurden doch Keller-und Lagerräume der Firma Bredt und Co gefunden, unterhalb der Straße gelegen!“ In der Nähe war ja auch die Baustelle zur Sanierung des Franziska-Erbstollens. Der befindet sich aber direkt in der Ruhrstraße.

2014 wurde das historische Gewölbe endgültig durch die Wittener Stadtentwässerung zubetoniert. Damit ist eines der alten Bergbaurelikte in unserer Stadt Witten endgültig beseitigt worden.