Witten. Terrier Paul hält Lothar Hüschen (70) seit zehn Jahren fit. Die beiden haben einmal die Erde umrundet – und sind doch meist in Witten geblieben.
Diese beiden sind wirklich gut zu Fuß. Lothar Hüschen (70) und sein Hund Paul drehen täglich ihre Runden durch Witten. Dabei trägt der Annener stets einen Schrittzähler in der Tasche. Der bescheinigt ihm, in den letzten zehn Jahren beim Gassigehen über 40.000 Kilometer bewältigt zu haben. Das sei immerhin fast einmal um die ganze Erde, sagt Hüschen. Sein Motto, um im Ruhestand fit zu bleiben: „Bewegung ist alles.“
Terrier Paul stammt aus dem Wittener Tierheim
Deshalb hatte sich der ehemalige Stahlwerker überhaupt erst einen Hund angeschafft. „Der ist meine beste Medizin“, sagt der Rentner. Noch vor wenigen Jahren war er stolz darauf, durch die regelmäßigen Spaziergänge sogar ohne Arzt und Tabletten auszukommen. Inzwischen geht’s nicht mehr ganz ohne – mit dem Alter stieg der Blutdruck. Aber, sagt Lothar Hüschen, „wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre“.
Den schwarz-weißen Jack Russell Terrier hat Hüschen damals beim Blick in die Tageszeitung unter der Rubrik „Zuhause gesucht“ entdeckt. Er fackelte nicht lange und holte ihn aus dem Wittener Tierheim zu sich. Seitdem weicht der Hund nicht mehr von seiner Seite. Tauchen Fremde auf, bellt Paul so lange, bis er weiß, dass seinem Herrchen nichts geschieht. „Der tut nix, aber den dürfen Sie nicht anfassen. Der braucht drei Tage, um sich an Sie zu gewöhnen“, lautet die Ansage beim Hausbesuch.
Schwerer Unfall vor drei Jahren
Passiert ist trotzdem mal was. Ostermontag vor drei Jahren hatten beide einen schweren Unfall. Ein Riesenschnauzer, der nicht angeleint war und ohne Maulkorb herumlief, hat sie bei ihrer täglichen Tour angefallen und gebissen. Hüschen lag sechs Tage im Krankenhaus, Paul zehn Tage in einer Tierklinik in Ahlen. Der Terrier hatte einen Bauchriss und ein zerbissenes Bein.
Heute ist dem zähen kleinen Kerl davon kaum noch etwas anzumerken. „Wir haben viel investiert an Geld und Zuwendung“, sagt Hüschens Partnerin Christa Stein (75). Sie selbst könne übrigens bei den Hunde-Runden nicht mithalten. Doch sie freut sich, dass ihr Lothar auf diese Weise beschäftigt ist. „Und mir bleiben auch fünf bis sechs Stunden Freiraum am Tag“, sagt sie schmunzelnd. Denn so lange sind Herr und Hund mindestens unterwegs.
Auch im Urlaub zählt der Wittener seine Schritte
Bei Wind und Wetter geht’s täglich dreimal vor die Tür, bei Hitze am liebsten durch den Wald. Mal wandern die beiden durchs Muttental, mal über den Rheinischen Esel, mal auf dem Sonnenschein oder im Tiefendorf. Abends drehen sie gerne eine Runde um die Uni. Auch beim Urlaub an Nord- und Ostsee oder in Kroatien zählt Hüschen seine Schritte. Im Schnitt schaffen er und sein vierbeiniger Begleiter zwölf bis 16 Kilometer am Tag.
38 Hunde leben im Tierheim
Insgesamt werden in Witten laut Auskunft der Stadt derzeit 6000 Hunde gehalten. Im Tierheim Witten-Wetter-Herdecke an der Wetterstraße 77 befinden sich aktuell 38 Hunde. Damit sei das Haus voll ausgelastet, so Leiterin Kirsten Simon.
Im vergangenen Jahr hat das Tierheim 361 Hunde bekommen. 237 der Tiere waren entlaufen und konnten an die Eigentümer zurückgegeben werden. 122 wurden an neue Besitzer vermittelt.
Wer einen Hund aus dem Tierheim zu sich holen möchte, der lernt das entsprechende Tier bei mehreren Besuchen kennen und muss verschiedene Fragen beantworten. Dann könne man durchaus einschätzen, ob sich jemand als Halter eignet, so Simon. Vor- und Nachkontrollen im neuen Zuhause gibt es nicht. Weitere Info: 64450.
In einer Tabelle notiert der Computerfan diese Zahlen, die ihn anfangs selbst verblüfften. Die verlorenen Kalorien interessieren ihn dabei nicht. Es geht ihm nur um die reine Kilometerleistung. Und um das mal klarzustellen: Paul hat noch viel mehr als die 40.000 Kilometer hinter sich.
Denn er läuft ja nicht immer nur an Herrchens Seite, sondern rennt mal vor und mal zurück. Seine Auszeit im Korb, der in Hüschens Arbeitszimmer steht, hat er sich dann redlich verdient. Schließlich ist er mit 14 Jahren auch nicht mehr der Jüngste.