So häufig unterwegs ist Lothar Hüschen lange nicht mehr gewesen. Seitdem der 63-Jährige in Rente ist, kommt er viel herum. Grund dafür ist sein vierbeiniger Begleiter. Der ehemalige Stahlwerker hat sich einen Hund angeschafft, der für ihn die beste Medizin ist.
Schwieriger Hund
Erst einige Tage die Rente genießend, kam Lothar Hüschen vor rund drei Jahren ins Grübeln. „Was mache ich nun mit meiner Freizeit?“, fragte er sich. Die Aussicht, stundenlang vor dem heimischen Computer zu verbringen, erschien dem Wittener wenig verlockend. Doch die Lösung ließ nicht lange auf sich warten. Der 63-Jährige fand sie beim Blick in die Tageszeitung. Nachdem er dort den damals vierjährigen Jack Russell Terrier in der Rubrik „Zuhause gesucht“ entdeckt hatte, stand sein Entschluss fest. „Ich werde mir einen Hund zulegen.“
Der Vierbeiner war im Tierheim gelandet, zum wiederholten Male. Denn Paul war bei seinem früheren Herrchen und Frauchen nicht mehr erwünscht. Ein schwierig zu vermittelnder Hund sei das, bekam der ehemalige Stahlwerker zu hören . Das schreckte den Rentner jedoch nicht ab, obwohl das Tier eine große Herausforderung darstellte.
Von schlechten Erfahrungen mit Menschen gezeichnet, war die Eingewöhnung zunächst kompliziert. „Bei Besuchern wurde es schwierig.“ Trotzdem dachte der frischgebackene Hundebesitzer keine Sekunde ans Aufgeben. Stattdessen setzte sich der Annener intensiver mit dem Terrier auseinander. Er engagierte eine Trainerin. Später wurde er sogar Mitglied im Terrierclub. All das sollte sich später auszahlen.
Denn längst profitieren beide Seiten voneinander. Seitdem der Hund da ist, sind Spaziergänge für Lothar Hüschen an der Tagesordnung. Morgens, mittags und abends – dreimal geht er mit Paul raus. Das hält Hund und und Halter auf Trab. Sie laufen richtig, von wegen nur mal um den Block Gassi gehen.
Mittlerweile betreibt der Rentner mit Paul sogar das „Agility“-Training. Dabei bewältigen Hunde unter dem Kommando ihrer Besitzer einen Hindernis-Parcours. Ziel ist es, die Hindernisstrecke möglichst schnell hinter sich zu lassen. Der Hund bewegt sich nicht nur, er wird auch im Kopf gefordert. „Das braucht er“, weiß Herrchen. Wie die täglichen Spaziergänge. All das zahlt sich auch für den Annener aus. Der 63-Jährige fühlt sich fit wie ein Turnschuh. „Ich benötige weder Arzt noch Tabletten.“
Kilometerlange Streifzüge
Lothar Hüschen hat nachgemessen. Mehr als 10 000 Kilometer haben er und der kleine Jack Russell Terrier in den vergangenen dreieinhalb Jahren gemeinsam zurückgelegt. Mit Hilfe eines Schrittzählers kam er zu diesem Ergebnis. Von dem Wert ist der Annener immer noch verblüfft. Jedoch nicht von den positiven Auswirkungen, die die gemeinsamen Ausflüge mit dem Tier für ihn bedeuteten.
Nicht nur die Bewegung und die Beschäftigung mit dem Tier erfüllen den Rentner. Bei den gemeinsamen Streifzügen rund um Witten lernt der Annener seine Heimat noch einmal richtig kennen. So wählt er unterschiedliche Routen, etwa durchs Mutten- oder das Steinbachtal und den Ardey. Dabei schließt der 63-jährige neue Bekanntschaften.
Auf den Hund zu kommen, war für den Annener also ein echter Glücksfall. Nach anderthalb Jahren trägt die Erziehung Früchte. „Paul ist ruhiger geworden.“ Und sein Herrchen ausgeglichen.