Witten. Wittens Sparkasse dreht an der Gebührenschraube. Das Girokonto wird etwas teurer. Lange seien die Preise nicht erhöht worden, so das Institut.

Die Zinsen sind weiterhin im Keller, die Kontogebühr aber steigt. Ab Oktober zahlen Wittener Sparkassenkunden 1,50 Euro mehr für das normale Girokonto. Das Komfortkonto, das alle Leistungen beinhaltet, kostet dann 8,50 Euro. Mit über 30.000 Girokonten ist es das gängigste.

Der Sparkassenvorstand spricht vom ersten Preisanstieg seit 2013. Mit unter drei Prozent mehr pro Jahr handele es sich um eine moderate Erhöhung. Als Grund werden Tarif- und weitere Kostensteigerungen genannt. Bewegten sich die Preise je nach Kontenart bisher zwischen vier und sieben Euro im Monat, liegen sie künftig bei 4,90 Euro bis 8,50 Euro.

Sparkassenchef: „Keiner soll denken, er müsste das Kleingedruckte lesen“

Das Kompaktkonto, das sich eher für wenige Kontenbewegungen eignet, kostet künftig 5,50 Euro (+ 1,50). Das Pluskonto, das gerade Online-Kunden ansprechen soll, schlägt ab Herbst mit 4,90 Euro zu Buche (statt 4 Euro). Die Sparkasse führt gleichzeitig eine Reihe von zusätzlichen Leistungen ins Feld, die mit den einzelnen Konten verbunden sind. Bewusst wolle man es bei Pauschalpreisen belassen, sagt der neue Vorstandsvorsitzende Rolf Wagner. „Keiner soll denken: Ich muss das Kleingedruckte lesen.“

Die Sparkasse muss zusehen, dass sie angesichts eines verschärften Kreditwettbewerbs und der anhaltenden Niedrigzinsen weiter ihr Geld verdient. Beides gehe nicht spurlos an ihr vorüber, heißt es im gerade veröffentlichen Geschäftsbericht 2018. Trotzdem sei man mit dem Geschäft im vergangenen Jahr zufrieden.

700.000 Euro Überschuss bei einer Bilanzsumme von zwei Milliarden Euro

Die Bilanzsumme liegt wieder bei rund zwei Milliarden Euro, sie ist sogar leicht gestiegen. Der Jahresüberschuss, der in Nachbarstädten wie Bochum einen zweistelligen Millionenbetrag ausmacht und ins Stadtsäckel fließt, liegt nach Steuern aber nur bei 700.000 Euro. Der Kämmerer kann also auch in diesem Jahr wieder nicht mit einer Finanzspritze für den Haushalt rechnen.

„Wir dürfen nichts ausschütten“, sagt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Andrea Psarski. Das habe mit den Bilanzvorschriften und der zu bildenden Sicherheitsrücklage zu tun. Witten liegt mit knapp 16 Prozent zwar über der Mindestquote von knapp zwölf Prozent, ist aber immer noch „knapp unter Mittelfeld“. Zwischen den 1970er und 1990er Jahren sei kein Eigenkapital gebildet worden, weil Darlehen zurückgezahlt werden mussten, erinnert sich Sparkassendirektor Arno Klinger. Damals hatte die Sparkasse 60 Millionen Mark verloren, weil sie unter anderem auf Krediten für Immobiliengeschäfte in Spanien sitzen geblieben war.

Verluste aus der Vergangenheit wirken bei Eigenkapitalbildung noch lange nach

An der Stabilität des heutigen Instituts lässt Sparkassenchef Wagner unterdessen keine Zweifel. Mit 210 Millionen Euro Eigenkapital sei die Sparkasse gut für die Zukunft gerüstet. Dieses Eigenkapital gelte es, weiter auszubauen, „um Kredite für die Region vergeben zu können“. Wenn die Sparkasse dafür kritisiert wird, nichts dem städtischen Haushalt zuzuführen, verweist sie auf ihr Sponsoring in Höhe von 400.000 Euro. Wagner: „Dieses Geld geht in die Breite.“

Der Westfälische Sparkassenverband hat das Wittener Institut mittlerweile im Risikomonitoring wieder auf Grün gestellt. Als 2017 die umstrittenen Immobiliengeschäfte bekannt wurden, war es vorübergehend auf Rot und Gelb gesetzt worden. Nach Meinung von Branchenkennern steht das Haus jetzt „wieder da, wo es immer hingehört hat“.