Witten. Betriebsversammlung beim insolventen Automobilzulieferer PZW in Witten. Danach steht fest: Über 100 Mitarbeiter müssen zum 1. August gehen.

Am Montag (29.7.) war wieder große Betriebsversammlung beim insolventen Automobilzulieferer PZW (früher Galladé) in Witten-Heven. Danach verließen die meisten Mitarbeiter mit gesenkten Köpfen das Betriebsgelände. Es gab wie erwartet keine guten Nachrichten. Fast die Hälfte der Belegschaft muss nach der gescheiterten Investorensuche zum 1. August gehen.

„Kein Kommentar“ war die Antwort der meisten Beschäftigten auf die Nachfrage der WAZ, wie es gelaufen sei. „Ich möchte mich jetzt nicht äußern. Erst im August, wenn die Sache in trockenen Tüchern ist“, sagte auch Insolvenzverwalter Markus Wischemeier.

230 Mitarbeiter hat PZW noch im Esch. 104 müssten jetzt schon gehen, 126 dürften vorerst noch bleiben, war denn doch von einem Mitarbeiter zu erfahren. Ein anderer brachte die Stimmung in der Belegschaft auf den Punkt. „Einigen geht es einigermaßen gut. Denen, die noch bleiben dürfen. Die gehen müssen, denen geht es beschissen.“ Die Entlassungen beträfen nicht bestimmte Abteilungen, sondern sie zögen sich durch die gesamte Firma.

Wohin führt ihr künftiger Weg? PZW-Mitarbeiter nach der Betriebsversammlung am Montag.
Wohin führt ihr künftiger Weg? PZW-Mitarbeiter nach der Betriebsversammlung am Montag. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

„Vor mir standen erwachsene Männer, die weinten“

Die Mitarbeiter, denen noch nicht zum 1. August gekündigt wird, bekommen vermutlich nur eine Galgenfrist. Sie werden noch für die sogenannte „Ausproduktion“ benötigt, sprich für die Abwicklung der letzten Aufträge. Nach Informationen der WAZ-Lokalredaktion Witten wird es sich voraussichtlich erst einmal um zwei Monate handeln. „Eventuell gibt es für 80, 90 Leute einen kleinen Hoffnungsschimmer, einen weiteren Monat bleiben zu können“, sagte ein Kenner der Verhältnisse.

Am Montag erfuhren die Beschäftigten, wer gehen muss und wer noch bleibt. Die Betriebsräte hatten vier Namenslisten und waren für die Belegschaft in verschiedenen Ecken der Halle ansprechbar, wo die Belegschaftsversammlung stattfand.

„Das mussten die Kollegen erst einmal verdauen“, sagt ein Insider. Gleichzeitig seien die meisten relativ gefasst gewesen, „weil das Ganze ja schon elf Monate geht und die Leute seit der Betriebsversammlung davor Bescheid wussten, wie es steht.“ Die Namen aber, die haben sie erst jetzt erfahren. „Vor mir standen erwachsene Männer, die weinten. Das war ganz schlimm“, sagt ein Beobachter, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden will.

Agentur für Arbeit nimmt am Dienstag Arbeitslosenmeldungen auf

Am Dienstag (30.7.) ist die Agentur für Arbeit vor Ort. Sie nimmt die Arbeitslosenmeldungen auf. Ein Insider hofft, dass diejenigen keine Probleme bekommen, die jetzt gerade im Urlaub sind und sich deshalb nicht arbeitslos melden können. Sollte ihnen nun eine dreimonatige Sperrung drohen, werde die Arbeitsagentur wortbrüchig. Man wolle sich dafür einsetzen, dass es nicht so weit kommt.