Witten. Es gibt keine Hoffnung mehr für das insolvente Presswerk Witten (PZW). Viele Mitarbeiter bekommen zum 1.8. die Kündigung. Sozialplan? Fehlanzeige.

Für voraussichtlich rund zwei Drittel der PZW-Belegschaft ist am 1. August Schluss. Betroffen wären mindestens 160 Mitarbeiter des insolventen Press- und Zerspanwerks Witten (PZW). Sie bekommen die Kündigung zum 1.8. Der gewerkschaftsnahe Gutachter Heinz Bontrup bestätigte am Mittwoch (24.7.) das bevorstehende Aus des Hevener Automobilzulieferers.

Zuletzt waren dort noch rund 240 Leute beschäftigt. Maximal ein Drittel könnte noch bis zu drei Monate für die sogenannte „Ausproduktion“ benötigt werden, sprich die Abwicklung der letzten Aufträge. Das hieße, spätestens im Oktober wäre endgültig Schluss. Bontrup: „Alle Rettungsversuche haben nicht gefruchtet.“

Gutachter der Gewerkschaften spricht von einem „Skandal“

Selbst langjährige Mitarbeiter können nach Angaben Bontrups nicht damit rechnen, die ihnen nach den jeweiligen Kündigungsfristen eigentlich noch zustehenden Löhne zu bekommen. In Einzelfällen hätten das bei langer Betriebszugehörigkeit bis zu sieben Monate oder mehr sein müssen, so der Sachverständige. Aber „die Kasse ist leer“. Der linke Wirtschaftsprofessor hält es für einen Skandal, dass es nicht einmal einen „bescheidenen Sozialplan“ gebe. „Das ist so erbärmlich. Selbst die Menschen, die da 30 oder 40 Jahre gearbeitet haben, können nicht mehr ausgezahlt werden.“

Insolvenzverwalter, Betriebsrat, die IG Metall und nicht zuletzt die Beschäftigten selbst hätten alles versucht, die Firma noch zu retten. „Ich ziehe den Hut vor den Menschen, die gehofft hatten, dass ein Investor gefunden wird, dafür noch Überstunden gemacht und alles Mögliche unternommen haben“, sagt der 66-jährige Sachverständige. Dass jetzt kein Cent mehr für sie übrig ist, kreidet Bontrup vor allem den Eigentümern von PZW an.

Heinz Bontrup: „Da muss der Gesetzgeber ran“

„Es ist inakzeptabel, dass die Unternehmen nicht mehr haften. Da muss der Gesetzgeber ran“, sagt Bontrup. Er wirft der Unternehmerfamilie Uhe vor, Vermögenswerte wie Maschinen und Liegenschaften aus der Firma gezogen und bis zuletzt sogar noch Pacht kassiert zu haben. „Der Gesetzgeber erlaubt es, das der Unternehmer sein gesamtes Risiko voll rausnimmt“, sagt der Wittener Wissenschaftler. Diese Kritik wolle man jetzt auch deutlich gegenüber der Politik formulieren.