Witten. 33 Flugstunden nahm er auf sich, um seinen 50. zu feiern. Der Wahl-Neuseeländer Heiko Kaiser lädt seine Freunde ins Wittener Muttental ein.

Vor 20 Jahren folgte er dem Ruf der Wildnis. Heiko Kaiser wanderte mit seiner heutigen Frau Christina nach Neuseeland aus. „Wir wollten es dort versuchen, Land und Leute kennenlernen“, sagt der gebürtige Bochumer. Er lässt seinen Blick zufrieden durch das Grün des Wittener Muttentals streifen. Um seinen 50. Geburtstag zu feiern, ist Kaiser weit geflogen. 33 Stunden, mit vier Fliegern. Jetzt ist er glücklich zurück im Revier. Alte Heimat. „Mein Zuhause“, betont das Geburtstagskind.

Am Samstag (27.7.) wird sich Heiko Kaiser von rund 80 Gästen im Garten des Zechenhauses Herberholz an seinem runden Geburtstag hochleben lassen. „Kohlenpott-Essen“ hat er sich zur Feier des Tages vom Gastronomen-Paar Angelika und Heinz Eberle gewünscht. Meint: Schmalzstullen, Currywurst, Kartoffelsalat, Krautsalat und Bier. Speisen, die Kaiser in Neuseeland vermisst. Sein Vater habe ihm das Zechenhaus für seine Feier empfohlen, erzählt er. Und erwähnt, dass seine Familie auch dem Bergbau verbunden sei. „Meinem Großvater gehörte die Zeche Helenenglück in Bochum-Stiepel.“

Ein Experte in Sachen Hotel und Gastronomie

Das Zechenhaus Herberholz

Das Gastronomen-Ehepaar Heinz und Angelika Eberle pflegt im Zechenhaus Herberholz (Muttentalstr. 32) Bergbau-Erinnerungen. Das 1875 erbaute Zechenhaus beherbergt ein kleines Bergbaumuseum, ohne ein Museum zu sein.

Die Ausstellung auf dem Außengelände des Zechenhauses sowie viele Stücke im Haus wurden von Mitarbeitern des Fördervereins bergbauhistorischer Stätten, Arbeitskreis Witten, von verschiedenen Zechen zusammengetragen.

Die Eberles verwöhnen Spaziergänger und Wanderer, die am Wochenende und an Feiertagen auf dem neun Kilometer langen bergbauhistorischen Rundweg durch das Muttental unterwegs sind, mit Kaffee und Kuchen.

Nicht nur Familie und deutsche Freunde wird das Geburtstagskind am Samstag im Muttental wiedertreffen. Auch Freunde aus Schweden, Holland und Neuseeland haben die weite Anreise nicht gescheut. Heiko Kaiser strahlt. Für ihn das schönste Geschenk.

Der Mann hat eine bewegte Biografie. Der Bochumer ist gelernter Metzger, Koch („Die Ausbildung habe ich in Sprockhövel gemacht“) und Hotelbetriebswirt. Bevor ihn das Fernweh packte, war er Geschäftsführer des damaligen Fiege-Sudhauses in Bochum, dann für die Brauerei vier Jahre im Außendienst tätig. Ein Experte in Sachen Hotel und Gastronomie.

Chef eines Luxus-Feriendomizils, in dem Schöne und Reiche Urlaub machen

In Neuseeland leitete der Globetrotter das Luxus-Feriendomizil Treetops Lodge, das bei der Stadt Rotorua auf der Nordinsel liegt. Ein Urlaubsort für Reiche, Schöne und Prominente aus aller Welt – wie Schauspielerin Julia Roberts, Hollywood-Regisseur Steven Spielberg oder Ex-Microsoft-Vorstandschef Steve Ballmer. Heiko Kaiser wohnt mit seiner Frau, einer gebürtigen Waltroperin, am Rand der rund 60.000-Einwohner-Stadt Rotorua. Sein Arbeitsplatz war wohl das, was man gemeinhin einen Traumjob nennt.

Die Kaisers mit ihrem Hund bei einem Ausflug an den neuseeländischen Strand Cooks-Beach.
Die Kaisers mit ihrem Hund bei einem Ausflug an den neuseeländischen Strand Cooks-Beach. © foto: PV

Dennoch war dem Mann irgendwann wieder nach Veränderung zumute. Als ihm der Multimillionär John Sax, Besitzer des Feriendomizils Treetops Lodge, kein anderes Arbeitsangebot machen konnte, kündigte Kaiser. Heute besitzt er auf Neuseeland eine eigene Firma für Schädlingsbekämpfung. „Alles giftfrei“, wie er betont. Auf die Geschäftsidee brachten ihn Bettwanzen. Den nur wenige Millimeter kleinen Parasiten macht er heute mit einem Gerät den Garaus, das Räume auf 50, 60 oder 70 Grad aufheizt. Für Bettwanzen eine tödliche Wärme.

„Ich hatte Heimweh, sehnte mich nach der Familie, Freunden“

Will Heiko Kaiser auch in Neuseeland bleiben, wenn er einmal ins Rentenalter kommt? Der Mann nickt. „Ich fühle mich dort sehr wohl, habe in Neuseeland und in Deutschland Freunde.“ Seine Frau Christina sieht die Sache ein wenig anders. Die 48-Jährige gibt zu, dass sie nach acht Jahren gerne wieder nach Hause zurückgekehrt wäre.

„Ich hatte Heimweh, sehnte mich nach der Familie, Freunden. Mir fehlten die historischen Gebäude, die Geselligkeit, deutsche Feste.“ Aber ihr Mann wollte nicht die Koffer packen. „Und weil wir ein Herz und eine Seele sind“, wollte seine Frau, die bei der Fluggesellschaft Air New Zealand arbeitet, ihn vor keine Entscheidung stellen.

Mitte August wollen die Kaisers zurück in ihre Wahlheimat fliegen. Bis dahin möchten sie es sich hier gut gehen lassen. „Ein Bochumer Freund hat sich dafür extra eine Woche Urlaub genommen“, erzählt Heiko Kaiser. Gemeinsam ist eine „Tour de Ruhr“ geplant – auch mit dem Fahrrad und dem Kanu. „Denn hier findet man Herz und Seele!“