Der Bochumer Heiko Kaiser ist nach Neuseeland ausgewandert, wo er ein Luxus-Feriendomizil managt - mehr als nur ein Job mit exotischem Flair.
Mit Heiko Kaiser ein Gespräch zu führen, heißt, sich auf eine weite Reise zu begeben. Da verschmelzen tausende von Flugkilometern in wenigen Sekunden zu einem Wimpernschlag. Und wenn man die Augen wieder öffnet, umschließt die grüne Wildnis Neuseelands das Blickfeld. Wasserbüffel, Wildschweine und Rotwild bevölkern den Wald. Und oben in den Wipfeln locken exotische Vögel mit energischem Gezirpe. Dabei sitzen wir im „Livingroom” mitten in der Bochumer Innenstadt.
Echter Bochumer Junge
Obwohl Heiko Kaiser, ein 39-jähriger Schlacks, ein echter Bochumer Junge ist, trifft man ihn nur selten in seiner Heimatstadt. Den Charme des Ruhrgebiets hat er gemeinsam mit seiner Frau Christina vertauscht gegen die üppige Fauna und Flora des Inselstaates Neuseeland. Dort arbeitet er als Manager des Luxus-Feriendomizils Treetops Lodge, gelegen bei Rotorua auf der Nordinsel. Wer ihn von seiner neuen Heimat sprechen hört, merkt sofort, dass dies mehr ist als nur ein Job mit exotischem Flair.
Fleischerausbildung absolviert
Doch zunächst lief für den kleinen Heiko scheinbar alles so wie für viele Bochumer Jungen. Er absolvierte eine Fleischerausbildung, schloss eine Kochlehre an und ging auf die Hotelfachschule. Irgendwann packte ihn das Fernweh. „Drei Monate lang sind meine spätere Frau und ich mit dem Rucksack durch Neuseeland gereist”, erzählt er. Viele Leute habe er da kennengelernt, die traumhafte Landschaft - die bekanntlich auch die Macher der Herr-der-Ringe-Trilogie in ihren Bann zog – ließ in fortan nicht mehr los.
Organisatorisches Talent
Zurück in Bochum arbeitete er zunächst für die Fiege-Brauerei, organisierte große Events, Partys, zeigte sein organisatorisches Talent. Und dann wieder Neuseeland. „Da haben wir in einer Ferienanlage für acht Monate gekellnert und gejobbt.” Innerlich war er da wohl schon ausgewandert. Doch als ein richtiger Macher arbeitete er nochmals in seiner Heimatstadt, als Geschäftsführer des Fiege Sudhauses (jetzt Livingroom).
Treetops Lodge
Doch der Ruf der Wildnis war stärker. „Ich bekam erneut ein Angebot, in einem Hotel in Neuseeland zu arbeiten”, erzählt Kaiser. Vier Jahre führe er die „Swiss Lodge”, bis er zur Treetops Lodge wechselte. Gelegen in einem 1000 Hektar großen, von 70 Kilometer Wander- und Erlebniswegen durchzogenem, Terrain gibt es alles, was für einige Tage gehobene Entspannung nötig ist. „Ja, das ist halt Luxus”, sagt Kaiser. Promis von Jack Nicholson bis zum Fernsehmogul Rage Grundy kühlten ihre Füße im kristallklaren Seewasser oder schlenderten über den „Stairway to Heaven”- Wanderweg.
Ab 600 Euro pro Tag
Durchschnittlich etwa drei Nächte bleiben die Besucher. Für ab 600 Euro pro Tag lassen sich die individuellen Häuser mieten, preislich gibt es nach oben hin kaum Grenzen. Nie mehr als 26 Gäste halten sich gleichzeitig in diesem Paradies auf. Wer die Einsamkeit mag, muss während seines Aufenthaltes niemandem begegnen. Dabei ist der Service komplett; betreut von 45 Mitarbeitern mangelt es den Gästen an nichts. Heiko Kaiser setzt auf persönlichen Service. Je nach Anlass geht es zünftig oder mal richtig offiziell zu: „Ich steig' auch schon mal aufs Pferd und kontrolliere die Grenzen.”
An den Nagel gehängt
Mit seiner Frau Christina wohnt er außerhalb der riesigen Anlage. Sie hat ihren Job als Stewardess an den Nagel gehängt und leitet selbst eine Ferienanlage in der Nähe. „Für Kinder hatten wir bislang noch keine Zeit”, sagt Kaiser schmunzelnd. Langeweilig wird es den beiden auch so nicht: In der Freizeit sorgt Wildschwein „Othello” für Abwechslung.
Übrigens, seinen deutschen Pass hat er bislang nicht abgegeben. „Das habe ich auch nicht vor”, sagt er. Die Traumkarriere vom Metzger zum Edel-Hotelmanager scheint ihm nicht in den Kopf gestiegen zu sein, trotz Blackberry und Promi-Ambiente.
PS: Zu Weihnachten herrscht in der Region um Rotorua übrigens Frühling mit milden 17 Grad Celsius. Wenn zu Silvester die Sektkorkenknallen ist zugleich Sommeranfang.