Witten. Der Wittener Landwirt Uwe Ruck hat eine große Stallanlage gebaut, auf der sich Pferde frei bewegen können. Die Nachfrage ist bislang eher gering.
Die Metallplatten, die den Zugang zum Heutrog versperren, fahren leise nach unten. Die Gruppe von Pferden, die unter dem Dach des benachbarten Unterstands steht, schaut interessiert, setzt sich dann langsam, ein Tier nach dem anderen, in Bewegung und trottet entspannt Richtung Futter. Auf dem Weg ist noch Zeit, den ungewohnten Gast zu beschnuppern und sich eine Runde Streicheleinheiten abzuholen. „Hier wird nicht getrabt oder galoppiert“, sagt Landwirt Uwe Ruck lachend. „Die Tiere sind hier so entspannt.“
Genug Platz um sich auszutoben, hätten die Pferde hier allerdings. Denn auf rund 4000 Quadratmetern hat der 59-jährige Ruck neben seinem Hof an der Ecke Alm-/Sandstraße einen sogenannten Aktiv-Stall bauen lassen. Hier stehen die Pensions-Pferde nun nicht mehr in den klassischen Boxen, sondern können sich innerhalb des weitläufigen Geländes frei bewegen. Alle zwei Stunden können sich die Tiere am Heu bedienen. Zusätzlich gibt es eine Station, an der die Pferde Kraftfutter – hauptsächlich Hafer oder Müsli – fressen. Per Chip erkennt das System, welcher Vierbeiner an der Station steht und ob er schon genug Futter hatte oder nicht.
Pferde sind entspannter
„Auch deshalb sind die Pferde hier zufriedener, ruhiger“, sagt Ruck. Bei der klassischen Boxenhaltung gebe es nur dreimal täglich etwas zu fressen, dadurch würden die Tiere schneller nervös. Waren die Pferde an der Kraftfutter-Station, werden sie auf einen Rundweg entlassen. Dadurch legen sie bis zu fünf Kilometer am Tag zurück.
Nach rund neun Monaten Bauzeit konnte Landwirt Uwe Ruck seinen neuen Stall im April in Betrieb nehmen. Im Sommer vergangenen Jahres musste zunächst einmal viel Erde bewegt werden, weil die Fläche an einem Hang liegt. Rund zweieinhalb Meter Höhen-Unterschied sind ausgeglichen worden. Eine halbe Million Euro waren für den Bau eingeplant. „Das hat dann aber nicht ausgereicht“, räumt Ruck ein.
Stall ist nicht einmal zur Hälfte ausgelastet
Aktuell bevölkern elf Pferde das Gelände, bis zu 30 könnten es werden. Dann würde Ruck das Areal in zwei Hälften teilen, um die Gruppengröße klein zu halten. „Bislang haben wir überhaupt keine Probleme“, sagt der Landwirt. Er sei selbst unsicher gewesen, ob die Verletzungsgefahr durch die Haltung in der Gruppe steigen würde – etwa durch gegenseitige Bisse. Aber das sei bislang ausgeblieben.
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Auch zwei seiner eigenen Turnierpferde stehen im neuen Luxus-Stall. Und dass die Tiere nun viel ausgeglichener seien, könne man auch an Turniererfolgen messen. Auch hätten seine Pferde den einen oder anderen Tick abgelegt, den sie sich in der Box angewöhnt hatten.
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Etwas enttäuscht ist Ruck von der Nachfrage nach Plätzen in seinem Stall. „Ich hatte anfangs viele auf der Warteliste, die dann doch abgesprungen sind“, sagt der 59-Jährige. Viele würden eine vermeintlich höhere Verletzungsgefahr für ihre Tiere fürchten, vermutet der Landwirt. Der Preis für einen Platz im Aktiv-Stall liegt zwar deutlich über dem für eine klassische Box, sei aber vergleichbar mit anderen Anbietern in der Umgebung, versichert Ruck.