Witten. . Landwirt Uwe Ruck baut neben seinem Hof eine neue große Stall-Anlage. Das Füttern steuert künftig ein Computer, jedes Pferd bekommt einen Chip.
Rund 4000 Kubikmeter Erde haben die Bagger auf dem Wittener Sonnenschein an der Ecke Almstraße und Sandstraße seit Anfang August verschoben. Denn auf dem eingezäunten Gelände gegenüber dem Dressurstall Ruck soll bis zum Frühjahr eine hochmoderne Stall-Anlage auf zwei Ebenen entstehen. „Weil das Areal am Hang liegt, musste dort jetzt erstmal so viel Erde bewegt werden“, erklärt Bauherr Uwe Ruck, der mit dem neuen Stall seinen Reiterhof erweitern will. Rund zweieinhalb Meter Höhen-Unterschied seien so ausgeglichen worden.
Weil bislang ein Bauschild fehlt, sorgen die Bauarbeiten auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Gelände in der Nachbarschaft für Aufsehen. „Es kommen immer wieder Leute und fragen besorgt, was hier passiert. Wenn wir dann sagen, dass hier ein Pferdestall entsteht, sind die meisten überrascht und erleichtert“, erzählt Junior-Chef Philipp Ruck schmunzelnd. Die Fläche gehört der Familie schon seit 2011, bislang wurde sie als Weide genutzt.
Stall ist wie ein Park angelegt
„Schick“ soll die neue Anlage werden, verspricht Vater Uwe Ruck. Und einem Park ähneln. Überdacht sein wird nur ein kleiner Teil der Fläche, etwa der eigentliche Stall, der als Ruhe- und Rückzugsraum dient. Auch ein kleines Biotop ist eingeplant. Auf knapp 4000 Quadratmetern sollen sich dann künftig 20 bis 25 Pferde frei bewegen können. Bewegungs- bzw. Aktivstall nennt man das Konzept daher auch.
Der Clou an der Sache: eine computergesteuerte Futterstation gibt jeweils nur kleine Mengen Hafer oder Müsli ab. Per Chip erkennt das System, welches Tier an der Station steht. Nach dem Fressen werden die Pferde auf einen Rundweg geleitet, der sie über den unteren Teil des Geländes zurück auf das obere Plateau führt.
Tiere sind in der neuen Anlage ständig in Bewegung
Möchte ein Pferd mehr essen, muss es wieder die Futterstation aufsuchen und im Anschluss erneut den Rundweg gehen. „So sind die Tiere hier ständig in Bewegung, sollen am Tag bis zu zehn Kilometer zurücklegen“, erläutert Ruck. Das Fressen in kleinen Portionen und die Möglichkeit zur Bewegung entsprächen der Natur der Tiere.
Im EN-Kreis herrscht Boxenhaltung vor
Der Aktiv- bzw. Bewegungsstallwurde 2000/2001 entwickelt. Vorherrschend ist im EN-Kreis aber weiterhin die Boxenhaltung, wie Peter Thamm, Vorsitzender des Kreisreiterverbands EN/Hagen, bestätigt. Gerade für Turnierreiter sei die herkömmliche Haltung meist attraktiver, weil weniger Verletzungsgefahr bestehe, so Thamm.
Aktivställe gibt es in der Region in Bochum, Essen, Mettmann, Hamm, Kaarst, Menden und Burscheid.
Pensionspferde nimmt in Witten etwa der Forsthof Haschert in Durchholz und der Falkenhof in Bommerholz auf.
„Nach 40 Jahren herkömmlicher Haltung wollten wir etwas Neues machen“, sagt Uwe Ruck. Die 30 Pensions-Pferde, die aktuell auf dem Hof der Familie untergestellt sind, leben in herkömmlichen Boxen auf je zwölf Quadratmetern. Nur wenige Stunden am Tag verlassen sie diese. Rund 100 Quadratmeter hat hingegen jedes Tier in der neuen Anlage rein rechnerisch für sich zur Verfügung. Mehr als eine halbe Million Euro lässt sich der Landwirt seinen neuen Stall kosten. Die Erdarbeiten am Sonnenschein sind nun fast abgeschlossen, nächste Woche sollen die ersten Bodenplatten folgen – und bald auch das Bauschild.