Witten. Ladenkarussell Bahnhofstraße: Jetzt sucht Blumen Riese einen neuen Vermieter. Der Eigentümer der City-Passage setzt auf eine große Verkaufsfläche.

Das Ladenkarussell auf der Bahnhofstraße dreht sich weiter: Nachdem der Textilhändler Zeeman seinen Weggang angekündigt hat und Lederwaren Lingenberg Ende Juni schloss, hat Blumen Risse jetzt Umzugspläne. Bis zum Jahresende werde man das Geschäft noch am gewohnten Standort im Eckhaus Bahnhofstraße/Beethovenstraße finden, so Lothar Arendt, Leiter der Risse-Blumenläden. „Aber wir suchen ein neues Ladenlokal an der Bahnhofstraße – „dort, wo unsere Kunden sind.“

„An der oberen Bahnhofstraße“, wie Arendts Kollege, Adnan Curt hinzufügt, Expansionsleiter beim Unternehmen Risse, das seinen Firmensitz in Schwerte hat. Auf der unteren Bahnhofstraße gebe es zu viele Leerstände, findet Curt. Der bisherige Wittener Laden-Standort sei ein sehr guter gewesen, betont er. Aber der Mietvertrag sei ausgelaufen und man habe sich mit dem Vermieter leider nicht über eine Verlängerung einigen können.

Zwei Interessenten für die City-Passage

Viele Leerstände an der Wittener Ruhrstraße

Früher prägten alteingesessene, inhabergeführte Läden die Ruhrstraße – das Porzellanwarengeschäft Schemmann, der Bekleidungsladen Rosenberg oder Gardinen Arldt zum Beispiel. Mittlerweile gibt es dort – wie auf der Bahnhofstraße – viele Leerstände.

Der Matratzenladen Concorde hat geschlossen. Auch das einstige Einrichtungsgeschäft Ambiente steht leer: Der Friseur Hysen Malleeq Osmanaj, der hier Nachfolger war, hat sich kleiner gesetzt und ist an die Ruhrstraße 39 gezogen. Auch das Spielwarengeschäft „Schneewittchen“ gibt’s nicht mehr. Neben dem Fitnessstudio „Bodystreet“ ist ein Ladenlokal verwaist.

So soll es auch bei der Billigtextilkette Zeeman in der City-Passage gewesen sein. Die Niederländer waren rund 40 Jahre in Witten vertreten und haben jetzt ihren Auszug für den 4. September angekündigt. Seit September 2018 gehört die Passage der Neusser Firma Squadron Real Estate. Deren Geschäftsführer Ben Dahlheim sagte unserer Zeitung, dass der Mietvertrag mit Zeeman Ende September auslaufe. Über eine Verlängerung habe keine Einigung erzielt werden können.

Es sei sowieso geplant, die leer stehenden Ladenlokale im Erdgeschoss der Passage mit der jetzt noch von Zeeman genutzten Fläche zu einer großen Fläche zusammenzulegen. Für das Erdgeschoss gebe es nämlich zwei Interessenten: „Eine Fitnessstudio-Kette und einen Lebensmittel-Discounter.“

Vermieterin erhielt immer die Antwort: „Witten ist für uns kein Standort“

Die niederländische Billigtextilkette Zeeman will ihr Ladenlokal Anfang September räumen.
Die niederländische Billigtextilkette Zeeman will ihr Ladenlokal Anfang September räumen. © Foto: Jürgen Theobald

Ende Juni schloss überraschend das Lederwarengeschäft Lingenberg seinen Laden in der Bahnhofstraße 30 – seit Jahrzehnten in Witten vertreten. Die frühere Hausbesitzerin Helga Krüger bedauert die geschäftliche Situation in der Fußgängerzone. Nach dem Auszug der Mayerschen Buchhandlung aus ihrem Haus, die sich verkleinerte und 2017 auf die gegenüberliegende Straßenseite wechselte, hatte sich Krüger um einen Nachmieter für ihre Geschäftsfläche bemüht.

„Ich habe mit so vielen großen Händlern gesprochen und immer wieder die gleiche Antwort erhalten: ,Witten ist für uns kein Standort.’“ Die heute 83-Jährige hatte ihre Räumlichkeiten unter anderem dem Modehaus Baltz (Bochum) angeboten, auch H&M und dem Arnsberger Modehaus Cruse, wie sie gegenüber unserer Zeitung sagt. „Da ist überall nichts draus geworden.“

In der Stadt kaufen überwiegend Ältere ein

Zum 1. April hat Helga Krüger ihr Haus an einen Bochumer verkauft. Der neue Eigentümer beabsichtige wohl, die erste Etage in Wohnungen umzuwandeln, sagt sie. Und findet dies sehr vernünftig. „Denn so große Flächen konnte man in den 80er Jahren an Händler vermieten, heute nicht mehr.“ Helga Krüger glaubt, dass man auf der Bahnhofstraße auch unbedingt etwas für die Aufenthaltsqualität tun müsse. „Früher gab es vor jedem Geschäft Blumenkübel, auch mehr Bänke wären wichtig.“ Denn in Witten kauften überwiegend Ältere ein. „Die Jungen erledigen dies doch über Amazon.“