Witten. Amprion erneuert auf Dortmunder Gebiet seine Stromtrasse. Dafür rollen schwere Lkw durch eine kleine Wittener Sackgasse. Anwohner sind in Sorge.
Idyllischer kann man fast nicht wohnen: Über schmale Sträßchen gelangt man zum Kirchhörder Weg in Rüdinghausen, vorbei an Feldern, Wäldchen, Pferdekoppeln und nur wenigen frei stehenden Häusern. Am Ende der Sackgasse liegt die Stadtgrenze zu Dortmund. Und hier, auf den Feldern, die schon zur Nachbarstadt gehören, will Netzbetreiber Amprion bald seine Strommasten für eine neue Höchstspannungsleitung erneuern. Die Anwohner sind in Aufruhr – und das nicht nur wegen der gigantischen neuen Strommasten, die bald hinter ihren Häusern stehen werden.
Denn seit Mitte Mai rollen nun regelmäßig Lastwagen durch den schmalen Kirchhörder Weg. „Mal den ganzen Tag von morgens bis nachmittags, dann wieder tagelang kein einziger“, sagt Markus Polenek. Für die Baustellenfahrzeuge ist die Sackgasse keine Sackgasse, sondern eine Zufahrt.
Wer trägt die Kosten für mögliche Straßenschäden?
Am Ende des Sträßchens geht der Asphalt in einen Schotterweg über, von hier aus geht es für die schweren Fahrzeuge durch die Felder weiter zu den Strommasten. Gerade ist die beauftragte Baufirma damit beschäftigt, am Ende des Kirchhörder Wegs die Schotterpiste zu verbreitern, damit die Lastwagen auch wenden können.
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„Wir machen uns Sorgen, dass unsere Straße durch die schweren Lastwagen beschädigt wird“, fürchtet Anwohner Georg Bock. Und dass sie schlimmstenfalls auf den Kosten für die Instandsetzung sitzen bleiben könnten. „Wir wissen einfach gar nichts“, klagt der 77-Jährige. „Wir fühlen uns von der Stadt stiefmütterlich behandelt, weil sie uns keine Informationen zur Verfügung gestellt hat.“
Anwohner wünschen sich Unterstützung von der Stadt
Erste Kontaktversuche seitens der Anwohner seien gescheitert, weil ihnen niemand sagen konnte, wer der Ansprechpartner für ihr Anliegen sei. „Die Masten stehen ja auch auf Dortmunder Gebiet, eigentlich hat Witten nichts damit tun“, räumt Georg Bock ein. Und sein Bruder Peter, der ebenfalls am Kirchhörder Weg wohnt, ergänzt: „Um ehrlich zu sein, ist unser Weg auch die einzig vernünftige Zufahrt zu den Masten. Ich hätte das auch nicht anders geplant.“ Dennoch würden sich die Anwohner wünschen, dass das Tiefbauamt „ein Auge“ auf das Geschehen hätte.
Umfangreiche Dokumentation über den Ausgangszustand erstellt
Und tatsächlich hat es das auch. „Die Kollegen vom Tiefbauamt haben vorab eine umfangreiche Dokumentation über den Ausgangszustand erstellt“, versichert Stadtsprecherin Lena Kücük. Das bestätigt auch Bauleiter Jan-Bernd Brüninghoff von der ausführenden Baufirma. Man habe mit der Stadt und einem Sachverständigen alles aufgenommen.
Leitung führt 380 Kilovolt
Die neue Höchstspannungstrasse von Amprion soll von Dortmund nach Dauersberg in Rheinland-Pfalz verlaufen und statt 110 demnächst 380 Kilovolt führen.
Die Nachbarstadt Herdecke ist besonders betroffen, weil dort die Leitungen über ein Wohngebiet führen. Eine Bürgerinitiative klagt vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen die Arnsberger Bezirksregierung, die den Bau genehmigt hat.
Etwaige Schäden an der Straße seien zudem „in alle Richtungen abgesichert“, heißt es seitens der Stadt. Hauptverantwortlicher dabei sei aber Bauherr Amprion. Dessen Pressesprecher sagt: „Wenn Schäden an der Straße entstehen sollten, werden diese behoben. Wir müssen die Wege so ,zurückgeben’, wie wir sie vorgefunden haben.“ So sei es auch im Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Arnsberg festgelegt.