Witten. Wer oft durch die City kurvt, wird sich wundern: Witten hat genügend Parkplätze - und viel zu billige. Das erfuhr jetzt der Verkehrsausschuss.

Parken in Witten ist günstig – und es gibt genügend Parkplätze in der Innenstadt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Dortmunder Büros „Planersocietät“, das im November 2018 die Situation in Witten ausführlich begutachtet hatte. Probleme gibt es aber trotzdem.

Im Verkehrsausschuss wurde die Auswertung der Parkraumerhebung jetzt vorgestellt. Einen Tag lang – an einem typischen Mittwoch – hatten sich die Verkehrsplaner die Situation in der City genau angeschaut. Zwischen 4 Uhr morgens und 20 Uhr abends waren sie in dem 1,4 Quadratkilometer großen Dreieck zwischen Ardey-, Husemannstraße und Gleisanlage unterwegs, hatten in acht Rundgängen alle zwei Stunden die Belegung der Parkplätze überprüft und Langzeitparker über die Kennzeichen erfasst. Außerdem wurden die Autofahrer an den Ein- und Ausfahrten der Parkhäuser gezählt. Es ging darum, die Nutzergruppen und die Auslastung über den Tag genau zu erfassen.

Der Parkdruck in Witten ist sehr ungleichmäßig verteilt

Überraschendstes Ergebnis, für alle, die häufig nur schwer einen Parkplatz finden: Selbst zur Tageszeit mit dem größten Parkdruck – morgens zwischen 10 und 12 Uhr – sind tatsächlich nur 66 Prozent der 5300 Parkplätze belegt. Während es um diese Zeit auf den Parkplätzen und in den Straßen eng wird, sind vor allem in den Parkhäusern dann oft noch mehr als die Hälfte der Plätze leer. „Ja, es gibt Parkdruck in Witten“, so Projektleiter Jan Diesfeld, „aber der ist sehr ungleichmäßig verteilt.“

Auch im Novum gibt es praktisch immer freie Plätze.
Auch im Novum gibt es praktisch immer freie Plätze. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Ursache dafür sieht er vor allem in den günstigen Tickets auf den Parkplätzen, auf denen man sein Auto den ganzen Tag über für zwei Euro abstellen kann. Das sei im Vergleich zu den Nachbarstädten sehr günstig. Auch mit dem Stundenpreis von 1 Euro liegt die Stadt deutlich unter den Kursen von Bochum oder Dortmund. Dadurch würden die Autos weg von den Parkhäusern gelockt, so die Analyse der Dortmunder.

In den Wohnvierteln gebe es eine sehr hohe Auslastung

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Ein weiteres Problem sehen sie beim Anwohnerparken. In den Wohnvierteln gebe es eine sehr hohe Auslastung. Vor allem abends könne es da für Bewohner schwierig werden, einen Parkplatz zu finden. Ungewöhnlich hoch sei dabei allerdings die Quote von 44 Prozent Anwohnern, die ihr Fahrzeug tagsüber abstellen. Auch bei den ganztägig belegten Plätzen seien die Hälfte Anwohner – die Wagen werden also gar nicht bewegt. Hier sieht der Verkehrsplaner Änderungsbedarf. Es sei zu überlegen, ob diese Anwohner nicht motiviert werden könnten, Zweitwagen auf Langzeitplätzen in Parkhäusern abzustellen. Außerdem solle begleitend versucht werden, das Carsharing auszuweiten, um „Stehzeuge“ zu reduzieren und sowohl ÖPNV wie Radverkehr zu stärken.

5300 Parkplätze insgesamt

Die Untersuchung ergab: Witten hat insgesamt 5300 Parkplätze in der Innenstadt. Davon sind 1800 in Parkbauten, 600 auf oberirdischen Plätzen und 2900 im Straßenraum. Im Vergleich zu den Nachbarstädten liege Witten damit im oberen Bereich.

Ein Tagesticket auf einem Parkplatz gibt es bereits ab 2 Euro, das Parken im Parkhaus ist mit 5 bis 15 Euro täglich deutlich teurer.

Kein Problem sehen die Verkehrsplaner in der geplanten Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes. Der Wegfall von 43 Plätzen könne – wie die Zahlen zeigten – verschmerzt werden. Auch die Reduzierung von 30 Plätzen am Saalbau sei machbar. Selbst in Spitzenzeiten sei der Parkplatz dort nicht ganz belegt. Sollte es dennoch zu Überhängen am Saalbau kommen, könnten sie mit anderen Maßnahmen aufgefangen werden, etwa Kombitickets für Bahn und Bühne.

Auch wenn Parken in Witten zu günstig ist: Die Folge der Erhebung dürfe nicht sein, dass die Tagestickets jetzt teurer werden, betonten die Vertreter der Groko – eine Ansicht, der die Linken zustimmten. Stattdessen müssten Parkhäuser attraktiver und günstiger gemacht werden – auch wenn sie privat bewirtschaftet seien. Über ein Parkleitsystem könnten die Autoströme dann entsprechend gelenkt werden.