Witten. . Hecken, Bänke, bunte Blumen – der Karl-Marx-Platz soll tatsächlich schöner werden. Doch nicht alles kam gut an bei den Bürgern.
Mehr Grün, mehr Raum zum Verweilen, weniger Parkplätze, keine neue Bebauung: Das haben sich die Anwohner beim Planungstreffen vor knapp einem Jahr für ihren Karl-Marx-Platz gewünscht. Experten haben diese Vorschläge aufgegriffen und ihre Konzeptideen am Dienstag im Haus der Jugend vorgestellt. Vieles davon gefiel den Bürgern. Doch sie übten auch Kritik.
Die Stadt hatte sich an diesem Abend richtig Mühe gegeben, hatte Mitarbeiter des Planungsamtes aufgeboten sowie auswärtige Landschaftsplaner und Architekten eingeladen. Sogar ein externer Fachmann war als Moderator engagiert worden und selbst die Bürgermeisterin war vor Ort. Doch nur wenige Anwohner nutzten das Angebot, sich über Möglichkeiten zur Umgestaltung des Karl-Marx-Platzes zu informieren. So standen knapp 15 Offiziellen etwa ebenso viele Bürger gegenüber.
Auf die Vorstellung der Konzepte folgten Diskussionen in Kleingruppen. Jeder sollte seine positive wie negative Kritik auf Zetteln festhalten. Da begehrten die Besucher auf: „Ich nehme keinen Stift in die Hand, ich habe keine Lust mehr, Ideenhalden zu produzieren“, so Haimo Hurlin vom Verschönerungsverein Hohenzollernviertel. Solche Kärtchen müssten schon kistenweise im Rathaus liegen. Also übernahmen die städtischen Mitarbeiter diese Aufgabe.
Verkehr
Nach mehrmaligen Besuchen des Platzes entschied sich Landschaftsplaner Markus Schürmann vom Dortmunder Büro ST-Freiraum für diese Variante, die auch beim Publikum ankommt: Die Straße Karl-Marx-Platz, die es eigentlich nur gibt, um zu den Parkplätzen und zu einem Haus zu gelangen, wird – bis auf die Hauszufahrt – zur Grünfläche, auf die Bäume gepflanzt werden. Statt wie bisher 52 Parkplätze wird es zehn schräge Stellplätze an der Gartenstraße geben, außerdem Halterungen für Fahrräder. Auch „schöne“ Fahrradboxen wären möglich. Die Bushaltestelle an der Ecke Breite/Nordstraße wird weiter nördlich an den Platz verlegt. Beide Haltestellen bekommen ein offenes Multidach, das nicht nur Fahrgästen Schutz vor Regen bietet.
Platzgestaltung
Es soll unterschiedliche Zonen geben. Angsträume sollen vermieden werden. Locker gruppierte und nicht zu hohe Hecken werden rund um das Denkmal angelegt. Es gibt Sitzgruppen, viel Farbe durch bunte Blumen und im Idealfall Außengastronomie. Den Strom einer E-Bike-Station können die Anwohner für Stadtteilfeste nutzen. Sie wünschen sich außerdem einen Wasseranschluss dazu. Und einen Sandbuddelplatz sowie eine Art Brunnen. Von beidem rät Schürmann ab. Die Gefahr, dass beides vermülle, sei zu groß.
Apropos Müll: Dass zu den Glas- und Papiercontainern noch einer für Altkleider hinzugekommen sei, kritisieren die Anwohner. Bürgermeisterin Sonja Leidemann verspricht sofort: „Der kommt weg.“ Doch die anderen zu versenken, damit nicht rundum Müll abgeladen wird, das sei zu teuer.
Bebauung
„Die Westkante des Platzes jenseits der Breite Straße ist prädestiniert für Wohnbebauung“, sagt Architekt Joachim Haase vom Dortmunder Büro RHA.
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Denn an dieser Seite stehe ohnehin die sechs Meter hohe Halle hinter der Bahnlinie. Er könne sich ein Haus für Senioren oder Studenten vorstellen. Die Anwohner fühlen sich veräppelt: Seit einem Jahr werde unter der Hand als potenzieller Investor die Boecker-Stiftung genannt. Eine Frau sagt: „Ich stelle mir gerade vor, dass die dort ganz schnell anfangen zu bauen, während wir noch lange auf unseren Platz warten.“ Das sei, entgegnet Moderator Jens Stachowitz, ein Gerücht und nichts Amtliches.