Ennepe-Ruhr-Kreis. Drei von vier Mitarbeiter fielen aus: Bei der Elterngeldstelle Witten stapeln sich die Anträge. Wer fürs Baby daheim bleibt, muss sparsam sein.
Die Elterngeldstelle des EN-Kreises ist normalerweise mit vier Mitarbeitern besetzt. Unter anderem wegen Krankheit fielen drei Sachbearbeiter zeitgleich aus – das führte dazu, dass die Antragsformulare auf das Elterngeld in der Behörde am Schwanenmarkt über Wochen unbearbeitet liegen blieben. Der frisch gebackene Vater Jassin El Atmani etwa musste seine Babypause von seinem Ersparten finanzieren.
Der 33-Jährige hat sich entschieden, für die ersten beiden Lebensmonate seines am 10. Mai geborenen Sohnes in Elternzeit zu gehen. Folglich stehen ihm zwei Monate des staatlich gezahlten Elterngeldes zu. Väter und Mütter aus dem EN-Kreis können dies in der Nebenstelle der Kreisverwaltung am Schwanenmarkt in Witten beantragen – sobald eine Geburtsurkunde des Neugeborenen vorliegt.
Dass es deswegen zu einer Verzögerung des Familieneinkommens kommt, damit hatten die El Atmanis gerechnet. Aber so lange? Immer wieder hörte der Herdecker nach. Und wurde vertröstet: Wegen Personalmangels sei sein Antrag noch nicht bearbeitet worden. Nach acht Wochen, die die Familie vom Ersparten finanzierte, kehrt er nun an den Arbeitsplatz zurück. Sein letzter Stand: In etwa 13 Wochen könne er mit einer Zahlung rechnen.
Bearbeitungszeit liegt bei durchschnittlich 96 Tagen
„Für uns war es finanziell okay, diese Zeit mit Erspartem zu überbrücken“, sagt er. „Aber was ist mit denen, die sich das nicht leisten können?“ Er verstehe nicht, warum man das Elterngeld nicht vor der Geburt des Kindes beantragen kann, um Planungssicherheit zu haben.
Auch Nachfragen hätten Bearbeitungszeit verlängert
Der EN-Kreis bedauert die langen Wartezeiten in der Elterngeldstelle. Zwischenzeitlich seien nur ein Mitarbeiter sowie eine neue Kollegin als Schwangerschaftsvertretung, die noch eingearbeitet werden musste, im Einsatz gewesen, so Kreissprecher Ingo Niemann. Die Folge: „In dieser Phase haben sich die Bearbeitungszeiten der Anträge deutlich verlängert. Dazu beigetragen haben auch die verständlichen Nachfragen von Bürgern, die nach dem Sachstand ihres Antrags gefragt haben. Die dafür notwendige Recherche plus das Beantworten haben die eigentliche Bearbeitung der Anträge aber leider eben auch noch weiter verzögert.“
Öffnungszeiten werden verkürzt
Die Anträge auf Elterngeld werden nach Antrags-/Posteingangsdatum bearbeitet. Ausnahmen davon sind nur in begründeten Ausnahmefällen möglich, so die Kreisverwaltung.
Um mehr Zeit für die Antragsbearbeitung zu haben, wurden die Öffnungszeiten der Nebenstelle am Schwanenmarkt eingeschränkt. Bis Ende August ist die Elterngeldstelle nur montags, dienstags und donnerstags vormittags von 8 bis 12 Uhr sowie donnerstags nachmittags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Zu diesen Zeiten können sich Bürger rund um das Elterngeld beraten lassen. Mittwochs und freitags bleibt die Elterngeldstelle zur Antragsbearbeitung geschlossen.
Aktuell liege die durchschnittliche Bearbeitungszeit bei 96 Tagen ab Antragsstellung, sprich 13,7 Wochen, so Niemann. In einigen Fällen komme es aufgrund fehlender Unterlagen leider zu weiteren Wartezeiten. Inzwischen hat sich die personelle Situation laut Kreis aber wieder verbessert. Ein erkrankter Mitarbeiter ist seit Mitte Juni wieder im Dienst. Zusätzlich wurden zwei weitere Mitarbeiter in die Elterngeldstelle versetzt. Niemann: „Aktuell sind damit fünf statt der üblichen vier Kräfte im Einsatz.“ Ab August wird eine weitere Kollegin in Teilzeit hinzukommen.
„Mit diesen Verstärkungen soll es gelingen, die Rückstände in absehbarer Zeit abzuarbeiten“, so der Kreissprecher. Er bittet die Bürger, von Nachfragen per Telefon oder Mail abzusehen, so verständlich dies bei den langen Bearbeitungszeiten auch sei. „Aktuell soll und muss das Bearbeiten der vorliegenden Anträge im Vordergrund stehen.“