Witten. Ein Gesundheitsprojekt rückt fünf Jahre lang die Lebensqualität der Wittener in den Mittelpunkt. Danach soll es den Bürgern besser gehen.

Ob Ernährung oder Fitness, auch das Klima wird nicht außen vor bleiben: In fünf Jahren soll jeder Bürger noch bessere Chancen haben, alles nur erdenklich Mögliche für seine Gesundheit tun zu können. Die Stadt und die Universität Witten/Herdecke kooperieren erstmals, um das Förderprojekt „Gesunde Stadt Witten“ auf den Weg zu bringen. Für die nötige Finanzspritze sorgt die Techniker Krankenkasse, die 250.000 Euro beisteuert.

Gesundheitsförderung und Prävention durch stärkere Vernetzung lokaler Partner stehen im Mittelpunkt des Projekts, das die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen berücksichtigt. Nun sei es nicht so, dass Witten in diesem Bereich nicht längst aktiv sei, so Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Immerhin gibt es seit 2010 die so genannte „Koordinierungsrund Gesundheitswirtschaft“. Ärzte, Vertreter der Krankenhäuser und der Uni sowie andere Akteure des Gesundheitswesens treffen sich regelmäßig, um aktuelle Probleme zu besprechen. Auch die Stadt selbst geht mit gutem Beispiel voran.

So kümmert sich ein Team um die gesundheitliche Betreuung der Verwaltungsmitarbeiter, die im Schnitt 48 Jahre alt sind: Es gibt Bewegungsangebote in der Mittagspause, aber auch die Möglichkeit, sich bei Suchtproblemen, psychischer Belastung oder in Sachen Vereinbarkeit von Pflege und Beruf beraten zu lassen. Doch bei einem Treffen mit Realschülern habe die Bürgermeisterin zum Beispiel festgestellt, dass die Jugendlichen gar nicht wüssten, was die Stadt so alles macht oder anbietet. Um Klimaschutz sei es dabei zwar gegangen. Doch Leidemann vermutet, dass auch im Gesundheitsbereich viel mehr Aufklärung nottut.

Zunächst sollen alle bestehenden Angebote in Witten erfasst werden

Zunächst sollen alle Angebote erfasst werden, etwa jene der Sportvereine, Selbsthilfegruppen und Wohlfahrtsverbände. „Viele Kurse schießen aus dem Boden, laufen nebeneinander her, sind nicht aufeinander abgestimmt und plötzlich zu Ende. Da fehlt es an Nachhaltigkeit“, sagt Anne-Lisa Teichmann vom Uni-Lehrstuhl für Innovation und Zusammenarbeit in der ambulanten Gesundheitsversorgung. Sie koordiniert gemeinsam mit Klaus Völkel von der Stadt das Förderprojekt.

„Gesunde Städte“

Im Rahmen des Förderprojekts „Gesunde Stadt Witten“ plant die Stadt, Mitglied im Netzwerk „Gesunde Städte“ zu werden. Auch der Ennepe-Ruhr-Kreis gehört diesem bereits an.

Grundlage für die Finanzierung des Förderprojekts ist das Bundespräventionsprogramm, das 2015 verabschiedet wurde. Stadt und Uni haben den Antrag konzipiert.

Erfasst werde außerdem, wo es hakt in der Stadt. So habe eine Online-Befragung in Kitas und Schulen ergeben, dass im Bereich Bewegung und Ernährung viel gemacht wird. Informationen zu Genuss- und Suchtmittelverhalten fehlten jedoch. Im Laufe des fünf Jahre dauernden Projekts wolle man eine genaue Übersicht erstellen, neue Bedarfe ermitteln und Anstöße für eine sinnvolle Gesamtstrategie zur Verbesserung der Lebensqualität geben. An all dem sollen die Bürger unmittelbar beteiligt werden. „Allein, dass sie gefragt werden, wirkt gesundheitsfördernd“, so Teichmann.

Es gehe darum, eine Chronologie zu entwickeln, wie Menschen etwas für sich tun können – vom Baby bis zum Senior, sagt Ulrich Adler von der Techniker. Witten sei die erste Stadt in NRW, die die Krankenkasse diesbezüglich fördert. „Und wir hoffen, dass viel Spannendes passiert.“