Witten. Die Wittener Schildkrötenhilfe stand Ende 2018 noch vor dem Aus. Ein Umzug von Stockum nach Heven war die Rettung für rund 50 Tiere.
Wo Anfang des Jahres nur Chaos herrschte, da ist jetzt geordnetes Chaos – „so wie es Schildkröten lieben“, weiß Gudrun Braukmann, die ihre neue Parzelle in der Hevener Mark im vergangenen halben Jahr groß renoviert hat. Nach Schildkrötenmaßstäben heißt das: viel Wildgewächs, viele Stöcke, Felsen, eben viele Versteckmöglichkeiten. „Die Tiere sollen ihrem natürlichen Bedürfnis für Schutz und Verkriechen nachkommen können“, erklärt Braukmann. Dass Gudrun Braukmanns Lieblinge nach dem Winterschlaf in einem neuen Panzertier-Paradies aufwachen werden: Danach sah es bis Ende letzten Jahres noch nicht aus.
Damals musste sie ihre alte Fläche in Stockum abgeben und suchte verzweifelt einen neuen Unterschlupf für ihre Tiere. Und dann fand sie aus Zufall die 1100 m² große Parzelle in Heven, deren Eigentümer auch noch aufgeschlossen gegenüber Schildkröten war. Sie stellten ihr die Parzelle kostenlos zur Verfügung.
Weitere 1000 Quadratmeter Fläche für die Schildkröten
Die rund 50 Tiere haben sich dort inzwischen sichtlich eingelebt, knabbern zufrieden am ungemähten Gras. Schon bald werden sie noch mehr Platz haben. „Ich habe all mein Ersparnisse zusammengekratzt und die Fläche neben der neuen Parzelle gekauft“, verrät Gudrun Braukmann. „Jetzt ist meine Tasche leer, aber mein Herz voll.“ Denn jetzt hat die Tierliebhaberin weitere rund 1000 Quadratmeter für ihre Tiere zur Verfügung.
Vorbesitzer der Fläche war eine portugiesische Familie aus Dortmund, die die Fläche erst für eine ältere Dame gepflegt hatte – sie dann aber von ihr geschenkt bekam. „Deswegen hing die Familie da ziemlich dran“, sagt Gudrun Braukmann. „Aber als sie dann gesehen haben, was ich damit vorhabe, konnten sie sich doch von dem Grundstück trennen.“ Die 54-Jährige plant nicht nur, die Gehege weiter zu vergrößern und auf der neuen Fläche einen großen Teich anzulegen, um neben Land- auch Wasserschildkröten beheimaten zu können. „Ich brauche auch noch ein bisschen Platz für ein Trampolin, ich habe ja nicht nur Schildkröten sondern auch noch drei Enkel.“
Schildkrötenhilfe hegt und pflegt über 50 Tiere
Erst einmal hat Gudrun Braukmann allerdings noch genug zu tun, um das bisherige Grundstück weiter zu gestalten – auch für menschliche Besucher. Die alten Gartenhütten auf dem Gelände sind zwar schon etwas aufgeräumt, aber für ein würdiges „Vereinsheim“ hält es die Wittenerin noch nicht.
Katzen sind der perfekte Schutz vor Fressfeinden
Durch das Schildkrötengehege spazieren auch die drei Hunde von Gudrun Braukmann. Die Tiere vertragen sich gut, trotzdem weiß sie: „Man muss schon sehr aufpassen.“ Viel besser dagegen würden sich Katzen und Schildkröten vertragen. „Ich kann jedem Schildkrötenhalter nur empfehlen, sich Katzen anzuschaffen“, rät die Tier-Freundin. Denn egal ob Marder, Elster oder Krähe: Gegen die Fressfeinde der Schildkröten seien Katzen der perfekte Schutz.
Kontakt zur Schildkrötenhilfe
Gudrun Braukmann pflegt seit vielen Jahren Schildkröten, hat aber erst kürzlich einen Verein gegründet, der immer neue Mitglieder und Spender sucht. „Die Tierarztkosten ziehen einem die Schuhe aus“, sagt sie.
Kontakt: gudrunbraukmann@gmail.com, 0177 73 16 802
Neben Hund, Katz und Kröte will Gudrun Braukmann noch mehr Bienen in ihr Grün locken. Unter den inzwischen 18 Mitgliedern ihres erst vor einigen Monaten gegründeten Vereins „Schildkröten-Hilfe“ will sich eines um ein Bienenvölkchen in der Parzelle sorgen. „Wir wollen ganz aktiv auch Bienen ansiedeln“, erzählt die hauptberufliche Biomarkt-Verkäuferin.
Die Hauptanstrengung aber gilt natürlich den Schildkröten. Und auch wenn Gudrun Braukmann bald noch mehr Platz für ihr „geordnetes Chaos“ hat, nimmt sie weiterhin nur die Tiere mit großer Leidensgeschichte auf. „Wen ich dann nicht weitervermittelt bekomme, der kann bei mir den Lebensabend verbringen.“. Aber sind die Tiere nicht schon im Paradies?