Witten. . Auf dem Wittener Sonnenschein will ein Investor bauen. Zu der Fläche führt aber keine Straße. Bürgerinitiative will Verkehrsgutachten sehen.

Noch genießt Birgit Sommersdorf die grüne Aussicht aus ihren Wohnzimmerfenstern: Vor ihrem Haus am Zaunkönigweg erstreckt sich ein rund 3,5 Hektar großer Acker. Doch auf der heutigen Freifläche soll ein neues Wohngebiet entstehen. Ein Investor will dort rund 60 Häuser errichten. „Aber wir wissen nicht wann. Eigentlich wissen wir nichts“, sagt die 55-Jährige.

Und genau diese fehlenden Informationen beklagen Sommersdorf und ihre Mitstreiter der Bürgerinitiative „Pro Sonnenschein“, die sich seit Anfang 2018 gegen die geplante Bebauung stellt. Wobei sie nicht grundsätzlich gegen neuen Wohnraum in der Nachbarschaft seien. „Aber es muss so umgesetzt werden, dass es die geringste Beeinträchtigungen für alle mit sich bringt“, sagt Sommersdorf. Besonders fürchten die derzeitigen Anwohner den erhöhten Verkehr, den eine Bebauung mit sich bringen würde.

Verkehrssituation auf dem Sonnenschein schon angespannt

„Das geplante Baugebiet ist an keine Straße angeschlossen“, sagt Dieter Gerling, der sich ebenfalls in der Bürgerinitiative engagiert. Und die Verkehrssituation auf dem Sonnenschein sei heute schon „grotesk“, sagt Sommersdorf, etwa weil die Straße Ledderken wegen der Pferdebachstraßen-Sanierung zur Einbahnstraße gemacht wurde.

Feld als Wohnbaufläche vorgesehen

Das 3,5 Hektar große Feld ist im Flächennutzungsplan der Stadt als Wohnbau- und Grünfläche vorgesehen. Die Bürgerinitiative betont auch die Bedeutung des Feldes als Frischluftschneise für die Innenstadt.

Bereits 1998 plante ein Investor eine Bebauung des Feldes. Die Pläne scheiterten am Widerstand vor Ort.

Ein Bebauungsverfahren für die Fläche gibt es noch nicht. Die Stadt hat aber vorab den Investor mit einem Verkehrsgutachten betraut, das die Anbindung „über den Drosselweg und/oder den Zaunkönigweg“ prüfen soll. „Das sind beides keine Optionen“, sagt Gerling.

Bislang nur Fußgänger-Wege zum Baugebiet

Eine denkbare Zuwegung zum geplanten Baugebiet führt durch den Drosselweg – und über den Rheinischen Esel.
Eine denkbare Zuwegung zum geplanten Baugebiet führt durch den Drosselweg – und über den Rheinischen Esel. © Jürgen Theobald

Die möglichen Zuwegungen sind heute lediglich Fußwege. Um vom Drosselweg zu der 3,5 Hektar großen Fläche zu gelangen, müssten die Autos zudem den Rheinischen Esel überqueren. „Die Insellage des Feldes macht es so schwer“, sagt Gerling.

Bereits im Sommer 2018 wendeten sich die Anwohner mit ihren Bedenken an Bürgermeisterin Leidemann, übergaben ihr dabei eine Unterschriftenliste mit rund 300 Unterzeichnern gegen die Bebauung des Feldes. „Bei diesem Treffen hat sie uns versprochen, dass wir das Verkehrsgutachten einsehen können, sobald es fertig ist“, sagt Dieter Gerling. Doch bislang ist das nicht passiert. Sommersdorf: „Wir fragen uns jetzt, warum das so ist und ob etwas verschleiert werden soll.“

Stadt: Projekt befindet sich noch in sehr früher Phase

Nach Auskunft des Planungsamtes befindet sich das Projekt allerdings noch in einer sehr frühen Phase der Vorplanung: „Das offizielle Bauleitplanverfahren, das später noch eine frühzeitige Bürgerbeteiligung und eine Offenlage der Pläne und Gutachten vorsieht, wurde noch nicht eingeleitet, und das Thema hat im Baudezernat zurzeit auch noch keine besondere Priorität“, sagt Amtsleiter Sebastian Paulsberg.

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In einer öffentlichen Informationsveranstaltung Ende Juni soll den Anwohnern der Entwurf und das Verkehrsgutachten vorgestellt werden. Der Investor wünsche, alle Bürger gleich zu behandeln und wolle das Gutachten daher in diesem Rahmen öffentlich vorstellen, heißt es seitens der Stadt. Fakten würden vorab nicht geschaffen.