Witten. . Ein Investor will 60 Häuser errichten. Die Verkehrserschließung könnte schwierig werden. Die Stadt will zuerst ein Verkehrsgutachten sehen.

Der Zaunkönigweg am Rande des Sonnenscheins ist eine gute Wohnlage. Aus den Fenstern blickt man auf eine dreieinhalb Fußballfelder große Ackerfläche. Auch dahinter kommt noch lange nicht „die Stadt“, sondern der Hauptfriedhof und die Schrebergartenanlage Sonnenschein. Über der Idylle ziehen jetzt aus Sicht etlicher Bewohner dunkle Wolken auf. Für den Acker gibt es – nicht zum ersten Mal – ein großes Bauvorhaben.

Die Freifläche ist in privater Hand. Ein Investor möchte dort rund 60 Einfamilien- und Doppelhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser errichten – alles zusammen etwa 80 Wohneinheiten. Da das Gelände im Flächennutzungsplan als Wohnbau- und Grünfläche ausgewiesen sei, entspreche „das Bauvorhaben auch grundsätzlich den Zielvorstellungen der Stadt Witten“, hat die Stadt auf Anfrage der Grünen mitgeteilt. Zwei der insgesamt dreieinhalb Hektar sollen bebaut werden, der Rest Grünfläche bleiben. Alles Weitere soll ein Bebauungsplanverfahren regeln, das die Stadt noch 2018 einleiten will. Eine wichtige Vorbedingung dafür hat die Stadt dem Investor aber gestellt: Er soll in einem Verkehrsgutachten aufzeigen, wie der zusätzlicher Verkehr abgewickelt werden kann. Dieses Gutachten liegt noch nicht vor.

140 Bürger haben Protestschreiben unterschrieben

Bei etlichen Anwohnern des Zaunkönigwegs und aus der Nachbarschaft schrillen die Alarmglocken. Bisher haben 140 Bürger ein Protestschreiben der Initiative „Pro Sonnenschein“ unterzeichnet. Sie fragen, „ob es noch zeitgemäß ist, Ackerland in Bauland zu verwandeln, noch dazu für Einfamilienhäuser“. Auch die Bauhöhen erzürnen Bürger vom Zaunkönigweg.

Sie verweisen darauf, dass sie ihre Bungalows 1970/71 nur mit Flachdach bauen durften, um den Mehrfamilienhäusern dahinter nicht den Blick zu verstellen. „Und jetzt sollen uns diese zwei- bis viergeschossigen Häuser platt vor die Nase gesetzt werden“, beklagt Birgit Sommersdorf von „Pro Sonnenschein“, dass die Stadt heute mit einem anderen Maß messe als damals. Als Hauptargument gegen das neue Wohngebiet führt die Initiative aber die Verkehrssituation ins Feld.

Zufahrt über Drosselweg und/oder Zaunkönigweg

Sie rechnet mit zusätzlichen 300 Fahrten am Tag. Im Verkehrsgutachten soll der Investor laut Stadt die Anbindung „über den Drosselweg und/oder den Zaunkönigweg“ untersuchen. Beides wäre für die Initiative „unzumutbar“. Am Drosselweg würde der Verkehr den Rheinischen Esel kreuzen, also den Radweg. Würde der Zaunkönigweg geöffnet, der heute Sackgasse ist, würde noch mehr Verkehr in die Straße „Sonnenschein“ gelenkt. Dort müsse bei Gegenverkehr schon heute immer einer ausweichen. Künftig drohe dort endgültig „der Verkehrskollaps“.

Zur Vorgeschichte

Die Initiative „Pro Sonnenschein“ weist darauf hin, dass es sich bei der Freifläche um eine wichtige Frischluftschneise fürdie Innenstadt handele.

1998 wollte ein Investor dort in ähnlicher Größenordnung bauen. Der Verkehr sollte nur durch den Zaunkönigweg geleitet werden. Die Pläne scheiterten am Widerstand vor Ort.