Witten. . Um ein Nest zu entfernen, musste Schornsteinfeger Oliver Stangier eine Wand aufstemmen lassen. Die Küken sind gerettet – aber der Experte warnt.
Eigentlich wollte Schornsteinfeger Oliver Stangier in dem Haus an der Nachtigallstraße in Bommern nur die neue Heizung abnehmen. Aber die zog nicht. Und als er dann noch das Piepsen hörte, war ihm alles klar. Dohlen-Alarm – die Sache hier dauert länger.
Immer wieder kommt es vor, dass die Rabenvögel ihre Nester tief drinnen in den Kaminschächten bauen und den Abzugsschacht damit verstopfen. Das ist lebensgefährlich, nicht nur für die Tiere, auch für die Menschen – und noch dazu mühsam für den Schornsteinfeger. Denn die Dohlen stehen unter Schutz.
Stangier musste eine Ausnahmegenehmigung einholen
Oliver Stangier musste sich also erst einmal eine Ausnahmegenehmigung beim Kreis einholen, um das Nest beseitigen zu dürfen. Die Erlaubnis wurde zwar erteilt. An das Nest war allerdings nicht dranzukommen. „Wir haben zwar Werkzeuge, um so ein Nest zu entfernen, aber das hätten die Küken nicht überlebt“, erklärt der Schornsteinfegermeister. Also musste noch ein Installateur her, der die Wand an der Schachtöffnung im Dachboden aufstemmte und sich dann Ziegel für Ziegel zum Nest vorarbeitete.
Vorsichtig holte Tierschützerin Steffi Neto-Mendonca, die ebenfalls alarmiert worden war, die Vögel schließlich aus dem Nest: fünf Babys, die erst wenige Tage alt waren. „Steffi hilft“ brachte sie mit Stangier zur Auffangstation von Ewald Ferlemann in Dortmund. Dort werden die Dohlen nun von Hand aufgezogen.
„Da kommen schon ein paar hundert Euro zusammen“
Happyend für die Vögel – aber eine teure Angelegenheit für den Auftraggeber. Arbeitslohn für mehrere Stunden, dazu der aufgestemmte Kamin. „Da kommen schon ein paar hundert Euro zusammen“, sagt der Schornsteinfeger. Er nimmt den Fall zum Anlass, alle Hausbesitzer noch einmal ganz ausdrücklich zu warnen. „Die Nester der Dohlen bergen eine tödliche Gefahr für Leib und Leben.“
Wenn der Abzug der Heizung gestört sei, könne sich das Kohlenmonoxid unbemerkt im ganzen Haus verbreiten, warnt Stagnier. Das geruchslose Gas gilt als „stiller Killer“: Fast 4000 Fälle von Kohlenmonoxid-Vergiftungen werden in deutschen Kliniken jährlich behandelt. Ursache dafür sind häufig defekte oder schlecht gewartete Heizungsanlagen.
„Wartung kann immer nur eine Momentaufnahme sein“
Der Schornsteinfegermeister rät daher dringend dazu, Kohlenmonoxid-Warnmelder im Haus anzubringen. „Denn auch eine regelmäßige Wartung kann immer nur eine Momentaufnahme sein.“ Besser sollte man die rund 50 Euro für das kleine Gerät – ähnlich wie ein Rauchmelder – investieren.
Gas bindet sich an den roten Blutfarbstoff
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farbloses Gas, das durch unvollständige Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material entsteht, wenn Sauerstoff fehlt. Da CO weder schmeckt noch riecht noch die Atemwege reizt, nimmt man das Gas unbemerkt über die Lungen auf.
Im Blut bindet es sich statt an Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff. Eine leichte Vergiftung löst Kopfschmerzen, Schwindel und Erbrechen aus, eine starke führt in Minuten zum Tod.
Und noch etwas empfiehlt der Experte: Dohlenschutzgitter. Sie verhindern, dass die Vögel ihre Nester überhaupt erst im Kamin bauen können. Auch die Gitter schlagen mit rund 50 Euro zu Buche. „Das ist gut investiertes Geld – das Entfernen der Nester wird so oder so teurer“, sagt Stagnier.
Kostenlos ist der letzte Ratschlag des Fachmanns: „Öfter mal nach oben schauen.“ Jetzt sind die Dohlen unterwegs. „Und wenn man überm Dach Flugtätigkeit wahrnimmt, am besten gleich uns Bescheid sagen.“