Witten. . Auch wenn es am Wochenende regnen sollte: Es ist und bleibt zu trocken für diese Jahreszeit. Das bereitet vielen Experten Sorgen.

Klima-Kapriolen: Die Meteorologen sagen für die nächsten Tage Schauerwetter vorher – aber Wittener Feuerwehr, Förster und Landwirte warnen vor drohender Dürre. Sie sind in Alarmstimmung. Denn die Regenmengen reichen nicht.

Von einer „außergewöhnlichen Wetterlage für diese Jahreszeit“ spricht der neue Leiter der Wittener Feuerwehr, Mario Rosenkranz. Bis zu Waldbrand-Warnstufe vier (von 5) – und das schon zu Ostern. Noch sei auf Wittener Gebiet außer ein paar kleineren Flächenbränden zwar nichts passiert. Aber damit das so bleibt, „brauchen wir einen langen schönen Landregen“, sagt Rosenkranz.

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Doch auch wenn das ersehnte Nass von oben ausbleibt: Die Feuerwehr sei für einen erneuten Dürresommer gut aufgestellt, versichert der Chef. Bei der Fahrzeug-Technik habe man mit dem neuen Löschfahrzeug für die Hölzer gerade erst aufgerüstet. Es hat Allradantrieb, eine zusätzliche Pumpe und mehr Schlauch. Es sei ganz bewusst zusammen mit einem weiteren wendigen Löschfahrzeug mit 3000-Liter-Wassertank in den Hölzern stationiert worden – weil es dort den meisten Wald gibt.

„Wenn wir das haben, sind wir gut ausgestattet“

Bei entsprechenden Gefahrenlagen würden die Fahrzeuge aber natürlich in der ganzen Stadt eingesetzt – so wie auch der geländegängige „Gerätewagen Logistik“ mit tragbarer Pumpe und 1000 Meter Schlauch. Ein weiteres Fahrzeug mit Zusatzausstattung wurde der Feuerwehr vom Land für nächstes Jahr zugesagt. Rosenkranz: „Wenn wir das haben, sind wir gut ausgestattet.“ Ob das ausreiche, würden die Erfahrungen zeigen. Aber der Chef-Retter ist zuversichtlich.

Feuerwehr-Chef Mario Rosenkranz
Feuerwehr-Chef Mario Rosenkranz © Bastian Haumann

Witten sei aufgrund seiner vielen Grünflächen und Nadelhölzer bei Flächenbränden zwar besonders gefährdet. Der Vorteil sei aber, dass die Wälder nicht so ausgedehnt sind. Rosenkranz: „Wir kommen mit den Fahrzeugen überall in die Nähe.“ Ohnehin sei dann neben der Technik vor allem Handarbeit angesagt. „Wir müssen ins Unterholz und die tieferen Schichten locken, damit das Wasser überhaupt eindringen kann.“

„Wenn es jetzt trocken bleibt, haben wir verloren“

Trockene Böden machen auch den Bauern schon wieder zu schaffen. Noch gehe es für die Pflanzen zwar. Aber die Ausgangslange sei in diesem Frühjahr viel schlechter als 2018, wo es im Winter viel Regen gab. „Wenn es jetzt trocken bleibt, haben wir verloren“, sagt Dirk Liedmann von der Kornkammer Haus Holte in Gedern. Der andauernde Ostwind dörre die Böden aus und die Gewitterschauer reichten bei weitem nicht aus. Das Grünland leide am meisten.

Landwirt Dirk Liedmann aus Gedern
Landwirt Dirk Liedmann aus Gedern © Thomas Nitsche

„Wir sind alle angespannt, nicht nur die Landwirte, auch die Förster“, sagt Liedmann. Sie fürchteten ein Zecken-Superjahr und zudem eine Borkenkäfer-Plage. „Die Zecken vermehren sich bei den hohen Temperaturen im Rekordtempo. Und Parasiten wie die Borkenkäfer befallen die ohnehin schon geschwächten Pflanzen.“

Borkenkäfer schwärmen wieder aus

Stadtförster Klaus Peter, der für rund 700 Hektar städtischen Wald in Witten zuständig ist, spricht derzeit von einer Waldbrandgefahrenstufe 2. „In den Ostertagen lag sie aufgrund der Trockenheit noch bei 3 und 4.“ Die letzten Niederschläge hätten die Gefahr erst einmal reduziert. Peter: „Allerdings soll es Ende nächster Woche wieder trockenes Wetter geben.“

Das Hitzejahr 2018 habe im Wittener Wald seine Spuren hinterlassen. Laubbäume hätten zum Beispiel kleinere Blätter, erklärt der Förster. „Da findet dann weniger Photosynthese statt.“ Die Folge: Solche Bäume geben weniger Sauerstoff ab, die Lebewesen zum Atmen brauchen.

Im Wald darf nicht geraucht werden

Außerdem: Hitzegeschädigte Fichten produzierten nicht mehr ausreichend Harz, mit dem sie Borkenkäfer abwehren, so Klaus Peter. Schon im vergangenen heißen und trockenen Jahr beklagte der Stadtförster eine Borkenkäfer-Plage, sprach Ende Oktober sogar von einer Katastrophe. Vor allem im Muttental und in Vormholz hatten die Insekten zugeschlagen, auch in den Waldgebieten Buchen- und Herrenholz ihr zerstörerisches Werk betrieben. Laut Peter ein Riesenproblem: „Durch den milden Winter haben die meisten Borkenkäfer überlebt und schwärmen derzeit wieder aus.“

Stadtförster Klaus Peter erklärt die Borkenkäferplage
Stadtförster Klaus Peter erklärt die Borkenkäferplage © Barbara Zabka

Stark befallene Bäume müssen gefällt werden. Da Borkenkäfer zumeist Fichten befallen, will der Stadtförster, wenn ein Baum den nur wenige Millimeter kleinen Tierchen zum Opfer fällt, an die Stelle nicht wieder eine neue Fichte pflanzen lassen. „Je nach Standort werden wir Buchen, Eichen, Weißtannen oder Douglasien wählen.“

Im Wald darf nicht geraucht werden

Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm bittet die Bürger, angesichts der Trockenheit im Wald nicht zu rauchen und dort keine Zigarettenkippen zu entsorgen. „Das Rauchen ist dort ohnehin verboten“ – in NRW immer in der Zeit zwischen dem 1. März und dem 31. Oktober. Rehm: „Bitte auch keine Kippen aus fahrenden Autos auf bewachsene Randstreifen am Straßenrand werfen.“