Witten. . Die Hipperts haben sich die Tiere vor allem wegen der stets frischen Eier angeschafft. Sie mögen aber auch Hühnersuppe.

Garten und Hof rund ums Haus der Familie Hippert in Herbede sind ein Paradies. Für die Kinder zum Toben sowieso. Aber auch fürs Federvieh. Ein dicker Hahn stolziert ganz entspannt übers Gelände. Drumherum flattern Hühner aufgeregt herum, streiten sich um einen Happen Futter oder sitzen zufrieden in der Sonne. Vor allem aber legen sie Eier. Grund genug für die Hipperts, die Tiere zu halten.

Dennis Hippert und Tochter Sophie zeigen unterschiedliche Eier: vom riesigen Straußenei (r.) bis zum winzigen Wachtelei.
Dennis Hippert und Tochter Sophie zeigen unterschiedliche Eier: vom riesigen Straußenei (r.) bis zum winzigen Wachtelei. © Jürgen Theobald

„Wir wollten unbedingt eigene Eier“, sagt Dennis Hippert (41). Denn sie hatten nach den Skandalen um belastete Eier keine Lust mehr auf Ware aus dem Supermarkt. Bevor es ernst wurde, haben sie geübt. „Als ein Kollege im Urlaub war, haben wir dort Hühnersitting gemacht“, so Hippert. Mit Stall reinigen und allem, was dazugehört. „Wir fanden das toll. Und haben vor allem gelernt, dass Hühner keine dummen Eierlegemaschinen sind, sondern ein vielfältiges Sozialverhalten an den Tag legen.“ Sie haben sich dann zunächst für das Sundheimer Huhn entschieden. Vor vier Jahren war das.

„Wir haben die Rassen so ausgewählt, dass sie kinderlieb sind“, sagt Dennis Hippert. Er zeigt auf den stattlichen Hahn: „Den können sie so von der Wiese pflücken.“ Wie zum Beweis greift sich Tochter Sophie (8) das Tier, das sich klaglos auf den Arm nehmen lässt. Sogar streicheln über das farbenprächtige Federkleid ist erlaubt. Und wie fühlt sich so ein Hahnenkamm an? Gar nicht fies, sondern irgendwie ledrig.

Michaela Hippert zeigt ihren Lieblingshahn.
Michaela Hippert zeigt ihren Lieblingshahn. © Jürgen Theobald

Und das erste Ei? Dennis Hippert lächelt verträumt: „Das war super. Wir haben wirklich drauf gewartet. Man isst das ja viel bewusster, weil man weiß, was man gefüttert hat.“ Hochwertiges Material lagert in einer großen Kiste. Volles Korn. Inzwischen haben sie so viele Hühner, dass sie trotz des Fünf-Personen-Haushalts fast täglich Eier essen, in jeglicher Form. Was zuviel ist, bekommen Freunde und Bekannte.

Von rebhuhnfarbig gebändert bis blau gesäumt

Das Sundheimer Huhn also. Es legt etwa 220 Eier in Größe L pro Jahr und liefert gutes Fleisch. Moment mal – Fleisch? Das war’s dann mit der Hühnerhofromantik. „Ja klar, die Tiere werden gegessen oder verkauft“, sagt Hippert, der auch Jäger ist, sachlich. Deshalb tragen die meisten ihrer Hühner keine Namen. Auch die drei Töchter stört das nicht. „Wann gibt’s mal wieder Hühnersuppe?“ Diese Frage würden sie öfter stellen, sagt Mama Michaela (42). Selbst geschlachtet werde aber nur in Notfällen, etwa wenn ein Tier verletzt ist. Sonst erledigt das ein Fachmann in Sprockhövel.

Dennis Hippert durchleuchtet ein Ei aus der Brutmaschine, um zu sehen, wie weit es entwickelt ist. Lea schaut zu.
Dennis Hippert durchleuchtet ein Ei aus der Brutmaschine, um zu sehen, wie weit es entwickelt ist. Lea schaut zu. © Jürgen Theobald

Weil Michaela Hippert die weißen Sundheimer irgendwann zu langweilig waren, haben sie sich noch Orpington-Hühner angeschafft. Die gibt es in vielen Farbschlägen: von rebhuhnfarbig gebändert bis zu blau gesäumt – so nennen das die Experten. Und solche sind die Hipperts längst. Inzwischen haben sie insgesamt 30 erwachsene Tiere. Mal mehr, mal weniger. Je nachdem, ob der Fuchs vorbeigeschaut hat. Zur Hühnerschar gehören noch Bosvoorder Bartzwerge, Zwerg-Orpingtons in Rot und wildfarbige Araucanas. „Guck mal, die legen grüne Eier“, sagt die fünfjährige Lea und hält ein Exemplar in der Hand. Tatsächlich, es schimmert zartgrün. Und, schwärmt sie, „die schmecken so lecker“.

Längst sind die Hipperts nicht mehr nur Hühnerhalter und deshalb dem Rassegeflügelzuchtverein Herbede beigetreten. Inzwischen stellen sie auch aus. Und die Brutmaschine des Vereins steht jetzt bei ihnen im ehemaligen Kuh- und Schweinestall. Dennis Hippert kümmert sich mit Leib und Seele darum, möglichst viele Küken zum Schlüpfen zu bringen. Doch der tollste Moment, verrät er, das sei immer noch jener, wenn er dem Huhn das Ei aus dem Nest mopst.

>> INFORMATION

  • Der Rassegeflügelzuchtverein Herbede 1902 ist der einzige Verein seiner Art in Witten. In den letzten Jahren konnte er viele neue Mitglieder gewinnen, etwa 80 sind es jetzt.
  • Vereinslokal ist die Gaststätte „Am Pütt“. Die nächste Versammlung dort findet am 3. Mai um 19 Uhr statt. Ausstellungen zeigt der Verein im Markuszentrum. Weitere Info: rgzv-herbede.de