Witten. . Die Rassegeflügelschau im Markuszentrum erwartet bis Sonntag viele Besucher. Ein benachbarter Kindergarten war schon da.

Eine ganz ungewöhnliche Geräuschkulisse erfüllt das Markuszentrum. Unzählige Hähne krähen um die Wette. Tauben gurren leise in den Käfigen. Für drei Tage - bis einschließlich Sonntag - hat sich der Herbeder Rassegefügel-Zuchtverein 1902 (RGZV) einquartiert. Zur Geflügelschau. Mit dabei sind rund 200 gefiederte Zweibeiner – Hühner, Zwerghuhnrassen und Rassetauben.

Traditionell haben die Züchter den benachbarten Kindergarten eingeladen. Beinahe andächtig stehen die kleinen Besucher vor den Käfigen und staunen. „Die Hähne sind ja riesig groß“, so Luka (4) ängstlich. „Die stinken aber“, sagt die vierjährige Johanna keck. Geduldig beantwortet Michael Schönbeck (56) die vorsichtigen Fragen der Kinder. „Legen alle Hühner Eier?“ „Darf ich ein Huhn mal streicheln?“ „Warum sehen die alle anders aus?“

Schönbeck holt einen stattlichen Augsburger Hahn aus dem Käfig. Er ist ein ganz besonders Exemplar, weil er ein „Hirschgeweih“ – einen geteilten Kamm auf dem Kopf trägt. Die dreijährigen Zwillinge Leonie und Laura-Marie sind mutig und streicheln ihn – ganz vorsichtig. „Der ist ja ganz weich“, staunen beide. Die kleinen Seidenhühner sehen in ihrem puscheligen Federkleid gar nicht nach Geflügel aus, eher nach Schmusetrier.

Wieder mehr junge Leute treten dem Verein bei

Ein paar Schritte weiter jubelt Luka (4) ganz stolz: „Ich hab ein Ei bekommen, ich hab ein Ei bekommen.“ Er isst gerne Eier zum Frühstück. Die Hähne lassen sich von dem kindlichen Geschrei jedoch nicht beeindrucken und behalten die Oberhand. Tief beeindruckt verlassen die Kleinen schließlich die Gefügelschau.

Der RGZV ist mehr als 100 Jahre alt. Er ist der letzte von 17 Vereinen in der Ruhrstadt. „Im Laufe der Zeit sind es immer weniger geworden“, bedauert der langjährige Vorsitzende Reinhold Steckmest (74). „Vielen Menschen fehlt es heute an Zeit und auch an Platz für einen Hühnerstall. Aber schlimmer ist, dass sich die Leute aufregen, wenn in der Nachbarschaft ein Hahn kräht.“

In jüngster Zeit ist eine Trendwende zu verzeichnen. Frische Frühstückseier locken wieder zum Geflügelzuchtverein. So sind heute unter den 60 aktiven Vereinsmitgliedern bereits zehn Heranwachsende zwischen acht und 18 Jahren. „Einige von ihnen stellen sogar aus“, berichtet Steckmest stolz.

Ganz früher war der Verein im alten Hansa-Hof an der Vormholzer Straße, dann bei „Lamping“ in Durchholz. Seit vier Jahren hat er für seine Geflügelschau im Markuszentrum sein Refugium.

Geprüfte Preisrichter nehmen die rund 200 Tiere kritisch in Augenschein. Form, Figur und Farbe sind wichtige Kriterien. Bewertet wird nach einer Skala zwischen 90 und 97 Punkten. Das beste Federvieh erhält die meisten Zähler. Ein Drittel des Ausstellungsgeflügels sind Rassetauben. Die sind bodenständig und fliegen nur kurze Strecken. Zum Geflügel gehören übrigens auch Gänse, Puten und Enten.