Witten. . An der Wittener Billerbeckstraße wird ein Kanal erneuert, der 320er fährt daher eine andere Route. Anwohner fühlen sich vom Nahverkehr abgehängt.

Nach dem Ärger um die Sperrung der Sandstraße sorgt nun die nächste Baustelle für Unmut bei den betroffenen Anwohnern. Gemeint ist die seit Anfang April gesperrte Billerbeckstraße. Dort erneuert die Entwässerung der Stadt Witten (ESW) auf insgesamt 800 Metern Länge einen Abwasserkanal. „Wir sind vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt“, klagt Anwohner Herbert Frauendienst.

Die Umleitung für die gesperrte Billerbeckstraße. Dort wird ein Kanal erneuert.
Die Umleitung für die gesperrte Billerbeckstraße. Dort wird ein Kanal erneuert. © Gerd Bertelmann

Denn derzeit ist die Billerbeckstraße ab der Kreuzung Auf dem Hee Richtung Potthofstraße auf etwa 200 Metern Länge gesperrt. Da auf dieser Strecke sonst der Bus 320 der Bogestra verkehrt, fallen derzeit die Haltestellen „Sprockhöveler Straße“, „Auf dem Hee“ und „Potthofstraße“ in beiden Fahrtrichtungen weg. Ersatzhaltestellen gibt es an der Sprockhöveler Straße kurz hinter der Aral-Tankstelle und an der Straße Steinhügel auf Höhe der evangelischen Kirche.

Senioren müssen den steilen Berg zu Fuß hinauf

Eine ziemlich unglückliche Wahl, wie Herbert Frauendienst findet. „Hier leben viele Senioren, die nicht mehr gut zu Fuß unterwegs sind, die müssen jetzt deutlich weiter laufen als davor – und oft eben die ganze Billerbeckstraße hoch“, so der 67-Jährige. Für ihn selbst sei die Steigung noch zu bewältigen, aber für seine schwerbehinderte Frau sei das nicht möglich. „Wir haben deshalb jetzt schon öfter ein Taxi genommen.“

Anwohner Herbert Frauendienst an der Bushaltestelle Auf dem Hee, die derzeit wegen der Baustelle nicht angefahren wird.
Anwohner Herbert Frauendienst an der Bushaltestelle Auf dem Hee, die derzeit wegen der Baustelle nicht angefahren wird. © Barbara Zabka

Viele seiner älteren Nachbarn, sagt Frauendienst, hätten bislang den Bus genutzt, um damit den Berg runter zum Einkaufen zu Netto oder in den Getränkemarkt zu fahren – und zurück. „Die haben jetzt wirklich erhebliche Schwierigkeiten.“

Baustelle und Straßensperrung bis 2020

Insgesamt bis Frühjahr 2020 dauern die Baumaßnahmen an der Billerbeckstraße. „Die Straße so lange zu sperren ist unmöglich und wirklich eine Zumutung“, findet Anwohnerin Bärbel Moramarco. Auch sie verweist auf die vielen Senioren im Viertel. Eine bessere Alternative wäre aus Sicht von Frauendienst eine Ersatzhaltestelle auf dem Wannen auf Höhe der Sprint-Tankstelle. „Das wäre für viele eine Erleichterung.“

Alter Kanal war beschädigt und überlastet

Der Kanal an der Billerbeckstraße wird erneuert, weil er beschädigt war. Zudem sei er überlastet gewesen, etwa durch vermehrten Starkregen, erklärt Bauleiter Siegfried Pyde.

Bis August soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Dann wird die Straße vom Steinhügel bis zur Hausnummer 98 gesperrt. Die Baufirma trägt auch eine provisorische Asphaltschicht auf.

Eine Haltestelle dort würde aber nur den Fahrplan weiter verzögern und sei deshalb keine Option, sagt Bogestra-Sprecherin Bruns. Auch die Wege, die Anwohner bis zu einer Ersatzhaltestelle zurücklegen müssten, würden dadurch nicht kürzer.

Verkehrschaos auf dem Wannen

Gleichzeitig sorgt aber auch die aktuelle Umleitungsstrecke des 320ers bereits für ersten Frust: Von teils chaotischen Zuständen auf dem Wannen berichtete uns Leser Christian Czoske.

Achtung, eng! Zwischen Bus und parkenden Autos ist auf dem Wannen kein Platz für den Gegenverkehr. Es kommt zu langen Warteschlangen.
Achtung, eng! Zwischen Bus und parkenden Autos ist auf dem Wannen kein Platz für den Gegenverkehr. Es kommt zu langen Warteschlangen. © Barbara Zabka

Denn auf der recht schmalen Straße darf fast überall beidseitig geparkt werden. Schon wenn zwei Autos sich begegnen, wird es eng. Kommt einem Auto allerdings ein Bus entgegen, bleibt meist nur der Rückwärtsgang und das Ausweichen in eine hoffentlich vorhandene Einfahrt oder Parklücke – eine Erfahrung, die wir selbst gemacht haben.

Baustellenleiter Siegfried Pyde ist derweil zuversichtlich, die Kanalarbeiten bis Anfang 2020 abschließen zu können. Im Anschluss steht dann aber noch eine Sanierung der Fahrbahn an, zuständig dafür ist das Tiefbauamt. Wann diese Arbeiten beginnen, weiß die Stadt bislang aber nicht.