witten. . Der sonnige Morgen ist zwar noch frisch. Doch besseres Wetter könnte man sich zum Saisonstart von Hardenstein und Schwalbe gar nicht vorstellen.

Petrus hat es am Freitag (29.3.) wirklich gut gemeint. Nach verregneten Saisonstarts mit beißender Winterkälte strahlte nun die Sonne vom blauen Himmel über der Ruhr in Witten. Die Hardenstein-Fähre machte den Anfang, die „Schwalbe“ startet am Samstag (30.3.) in die neue Saison, die Gastronomie am Schleusenwärterhaus ist eröffnet.

Das sind Termine, für die man gern Journalist geworden ist. Die Reporter gehen an Bord der Schwalbe, diesem schönen weißen Ausflugsdampfer, drehen eine Runde ohne Publikum über die Ruhr und den Kemnader See, futtern Schinkenbrötchen, schlürfen Kaffee und machen sich pflichthalber ein paar Notizen zur neuen Saison. Aber Spaß beiseite. Die Ruhr ist gerade vom Schiff aus ein Erlebnis., so wie sie sich an diesem Morgen nach Hochwasser, Dauerregen und Winterkälte im gleißenden Licht der noch jungen Frühlingssonne zeigt.

Wassermassen donnern das Wehr bei Heven hinab, eine Folge des vielen Regens in den vergangenen Wochen.
Wassermassen donnern das Wehr bei Heven hinab, eine Folge des vielen Regens in den vergangenen Wochen.

Noch viel Treibgut im Kemnader Stausee

Wir stehen in warmen Mänteln an Deck, denn die Luft ist immer noch frisch, und sehen den Fischreihern beim Sonnenbaden zu. Hier und da kündet noch Treibgut, gerade im Stausee, von den wilden Fluten der vergangenen Wochen. Da riss die Strömung ganze Bäume mit. „Jetzt fließen noch 60 Kubikmeter pro Sekunde durch das Flussbett, normal sind 40, fahren dürfen wir bis 100 die Ruhr runter“, sagt Käpt’n Jens Plöger (40), ein gelernter Gas- und Wasserinstallateur, der seine zehnte Saison absolviert, zusammen mit den drei weiteren Schiffsführern Helge Spartz (48), Stefan Finkensiep (26) und Michael Freudenreich (57).

Stefan Finkensiep stand am Freitag am Steuer, als die Presse einmal mitfahren durfte.
Stefan Finkensiep stand am Freitag am Steuer, als die Presse einmal mitfahren durfte.

Natürlich ist das hier nicht die Nordsee, wo Bilder eines schwankenden Kreuzfahrtriesen vor Norwegen selbst gestandene Männer wie Plöger beeindruckt haben. „Da haben wir es gut dagegen“, sagt der Stadtwerke-Mitarbeiter. Aber sogar auf der Ruhr mit ihren nicht ungefährlichen Strömungen kann ein Schiff wie die Schwalbe schwerer manövrierbar sein, wenn plötzlich der Motor schlapp macht. Diese Erfahrung machte die Crew am Ende der letzten Saison, als der Antrieb ausfiel – ausgerechnet an einem Sonntag, als das Schiff „rappelvoll“ war. Zum Glück hatte man den Hafen Heveney schon erreicht.

35.000 Gäste bescherten Stadtwerke ein Rekordjahr

Nun denn, für diese Saison ist der Dampfer startklar. Alles glänzt, alles ist repariert, der Antrieb nagelneu. 35.000 Fahrgäste haben zuletzt für ein Rekordjahr gesorgt. 10.350 Menschen kamen allein über die Ruhr-Topcard. Dass sich Witten ein Ausflugsschiff leistet, ist ein Luxus, den sich die Stadtwerke zusammen mit den drei Bädern 2,8 Millionen Euro im Jahr kosten lassen. Für 2,5 Millionen Euro Miese sorgen allein das Freibad und die Hallenbäder Vormholz und Annen. Wollte man schwarze Zahlen schreiben, „würde der Eintritt in die Bäder das Zehnfache kosten, also 30 Euro“, sagt Vertriebschef Markus Borgiel. Er gibt an Bord noch eine Personalie bekannt.

Achtung, Schleuse:Mitarbeiterin  Isabell Raddatz (Öffentlichkeitsarbeit) und  Kapitän Helge Spartz von den Stadtwerken, denen die MS Schwalbe gehört.
Achtung, Schleuse:Mitarbeiterin Isabell Raddatz (Öffentlichkeitsarbeit) und Kapitän Helge Spartz von den Stadtwerken, denen die MS Schwalbe gehört.

Der bisherige Bäderchef Dennis Hippert ist nach vier Jahren in die technische Abteilung zurückkehrt. Seine Stelle war extern ausgeschrieben worden. Michael Blumberg aus Ibbenbüren machte unter 20 Bewerbern das Rennen. Er kennt die Branche seit den Achtzigern. Jetzt bekommt er erstmals ein Schiff dazu. „Das ist komplett neu für mich und hat seinen Reiz gehabt“, sagt der 57-Jährige.

Rumms! Die Schwalbe passiert die Schleuse und hat eine Wand geküsst. Alles halb so wild. Die Journalisten gehen von Bord, der Käpt’n und seine Mannschaft bleiben an Deck. Auf sie warten in den kommenden Monaten noch viele Fahrten auf der Ruhr – bis Ende Oktober, wenn der Zeiger der Uhr wieder zurückgedreht wird.