Witten. . Witzig oder anstößig? Michael Kapmeyer hat einen Stoff herstellen lassen, auf dem es Pandas miteinander treiben. Dabei sind sie doch Sexmuffel!
„Ach, das sind Pandababys, die niedlich herumtollen“, sagt eine Passantin in der Steinstraße, der die Autorin ein Stoffmuster aus der Serie „Pandaliebe“ zeigt. Erst auf den zweiten Blick erkennt sie, dass es das Stück Baumwoll-Jersey in sich hat. Die Pandabären liegen in unmissverständlichen Posen übereinander oder hintereinander. Männlein auf Männlein, Weiblein auf Weiblein. Das Ganze gendergerecht und in Bioqualität – das war Hersteller Michael Kapmeyer wichtig.
In seinem Stoffladen „Naturtuche“ in der Steinstraße 7 verkauft er ab dem 1. April seine erste Eigenproduktion. Pro Meter wird der Jersey 25 Euro kosten, entworfen wurde er vor allem um das Spaßes willen. Die Idee entstand beim Besuch einer Vertreterin des Herstellers für Bio-Kinderstoffe, Lillestoff. „Ab 70 Meter Abnahme stellen wir das für Sie her“, entschied die Dame. Später erfuhr der 40-Jährige, dass allein die Produktion von Pandaliebe für mächtig Spaß in der Firma sorgte.
Erst sollten Faultiere Sex haben
Die Wittener Designerin Renate Suslik-Scharfenberg, die unter anderem die Wiesenviertel-Postkarten zeichnet, setzte Michael Kapmeyers Ideen um. „Wir hatten erst überlegt, Faultiere beim Sex zu zeigen, Würmer oder Mistkäfer.“ Einhörner und Dino schieden schnell aus. „Die hatten eindeutig zu wenig Sex, sonst wären sie ja nicht ausgestorben“, sagt Kapmeyer grinsend. Die sexmuffeligen Pandas, die so große Probleme haben, sich fortzupflanzen, fand er besonders witzig.
Seine textilen Hauptdarsteller paaren sich nun in jeglicher Konstellation. Die Männchen tragen dabei Fliege, die Weibchen eine Lotusblüte hinterm Ohr. Der Besitzer von „Naturtuche“ recherchierte sogar zum Thema Homosexualität im Tierreich. Die gebe es, das sei wissenschaftlich dokumentiert, etwa bei Löwen oder Pinguinen.
Julia Schneider-Jungwirth (35) hat für das Geschäft im Wiesenviertel testweise einige Produkte aus dem Pandaliebe-Jersey gefertigt. Eine Mütze, eine Männershorts und eine Damenunterhose, eingefasst in schwarze Spitze. Demnächst will sie einen Jumpsuit, eine Art Overall, für ihre Schwester herstellen. „Für Kinder würde ich nichts aus diesem Stoff nähen“, sagt sie. „Schon gar nicht, wenn sie im Kindergarten oder Grundschulalter sind.“
Kinder sagen: „Knuffelig und cool“
Und was sagen andere? Einige Kinder im Kita-Alter meinten: „Knuffelig und cool!“ Zwei Studentinnen, spontan auf der Straße befragt, reagieren begeistert: „Ich würde das sofort kaufen“, sagt Shaya (22) und kann sich das Lachen kaum verkneifen. Joyce (24) erkundigt sich erst, ob die Ware auch nachhaltig hergestellt sei: „Falls ja, ich würde das tragen!“ Eine 75-Jährige mustert irritiert die rammelnden Bärchen. „Also das ist nicht mein Stil. Ich finde, so was muss nicht sein.“ Ganz anders denkt Ute Imhof-Frese, 58: „Ich sehe nichts, was daran anzüglich sein könnte.“
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„Erfinder“ Michael Kapmeyer sagt: „Unachtsame Menschen erkennen das Muster ja nicht und das macht vielleicht den Reiz aus. Er glaubt, dass sowieso nur Erwachsene den Pandaliebe-Stoff verarbeiten werden, etwa zu Unterwäsche. „Es soll ja Männer geben, die Star-Wars-Unterhosen tragen. Das finde ich viel bedenklicher.“